Veröffentlicht von Stephan Heibel am 21.07.2010 um 12:13 Uhr

Telefonicas Übernahmeschlacht um Vivo in Brasilien

Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft von Telefonica. In unserer Gesellschaft gibt es keinen Platz für Stillstand und so sind börsennotierte Unternehmen gezwungen, immer wieder neues Wachstum zu erschließen. In Europa hat Telefonica damit nun ein Problem, denn die Telco-Märkte sind schon lange von einem Wachstumsmarkt in einen Verteilungskampf übergegangen. Wachstum findet nur noch im Bereich des mobilen Internets statt, doch das kann bestenfalls die rückläufigen Einnahmen aus dem Festnetzgeschäft ausgleichen. So ist Telefonica derzeit aggressiv dabei, den latainamerikanischen Markt zu bearbeiten. Im größten Markt dort unten, in Brasilien, hat Telefonica mehrere Standbeine. Im Festnetzgeschäft ist Telesp aktiv, im Mobilfunkgeschäft hält Telefonica 30% an Vivo, einem der dortigen drei großen Mobilfunkanbieter. Weitere 30% hält Portugal Telecom und der Rest ist in Streubesitz. In den vergangenen Wochen hat Telefonica versucht, die 30% Anteile von Portugal Telecom zu kaufen, doch die Portugiesen wehren sich. Details zu diesem Vorgang habe ich in meinem Börsenbrief Heibel-Ticker PLUS beschrieben. Zuletzt hat Telefonica das Übernahmeangebot fallen gelassen - meines Erachtens um den Druck auf Portugal Telecom zu erhöhen. Denn die Mehrheit der Aktionäre möchte der Übernahme zustimmen, die portugiesische Regierung übt aber ihre (nach EU-recht unrechtmäßige) Sperrminorität über eine goldene Aktie aus. Die Aktie von Telefonica verfügt über eine Dividendenrendite von aktuell 8,6%! Das bekommen Sie derzeit nicht einmal bei Ramschanleihen. In meinen Augen ist diese Dividendenrendite überaus attraktiv. Der Cashflow gibt eine so hohe Ausschüttung her und allein dieser Umstand würde schon für ein Investment in Telefonica Aktien sprechen. Doch auf der anderen Seite ist der Übernahmekampf mit Portugal Telecom nicht nur nervenzehrend sondern auch teuer. Der brasilianische Markt steht nicht still und je länger sich der Übernahmekampf hinzieht, desto weiter preschen die Wettbewerber in Brasilien vor. Die Investitionen für Telefonica, um beispielsweise (so der Plan) Telesp und Vivo zu fusionieren und gegenüber den anderen wettbewerbsfähig zu machen, werden immer teurer, je mehr Zeit verstreicht. Sie sehen, wie schwer es für Telefonica ist, Wachstum zu generieren. Das KGV 10e steht bei 8,8 und ist damit im Branchenvergleich relativ günstig (Dt. Telekom 13). Ein Investor muss sich hier also nicht die Frage stellen, ob das Unternehmen im Kampf um Wachstum erfolgreich sein wird, sondern vielleicht schon eher, ob das Kursniveau niedrig genug ist, um eine Reihe von negativen Entwicklungen zu überstehen. KGV und Dividendenrendite sprechen dafür. Kurswachstum jedoch erwarte ich bei Telefonica auf absehbare Zeit nicht. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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