Veröffentlicht von Stephan Heibel am 10.06.2010 um 08:51 Uhr

Börsenanalyse: Eine Währungsbetrachtung

Guten Tag Herr Heibel, angesichts der Entwicklung rund um den Euro stelle ich mir die Frage, ob ich (als Schweizer) aus den Aktien und Optionen in Euro-Währung aussteigen und mich auf US-Aktien konzentrieren sollte... Herzliche Grüsse, Franz aus Sion Jahreschart CHF/EUR ANTWORT: Ihre Frage ist gut und berechtigt. Die Antwort ist leider nicht einfach, da eine ganze Reihe von Entwicklungen zu betrachten ist. 1. Wechselkurs Ob Sie ABB über die Schweizer Börse in Franken oder über die Deutsche Börse in Euro kaufen ist egal, denn der Aktienkurs ist über den Wechselkurs gesehen gleich. Wenn ABB an der Schweizer Börse um 10% steigt, der Euro gegenüber dem Franken jedoch gleichzeitig um 10% fällt, dann würde der Aktienkurs an der Deutschen Börse in Euro gemessen nicht nur um 10% ansteigen, sondern um 20%. Für Sie als Schweizer bliebe der Wert in Franken gemessen in beiden Fällen gleich. 2. Wettbewerbsfähigkeit ABB baut Kraftwerke und erbringt teure Ingenieurleistungen in der Schweiz. Siemens macht das Gleiche in Deutschland. Wenn Beide um ein Projekt in Saudi Arabien buhlen, dann kann Siemens Dank der günstigeren heimischen Währung (Euro) günstiger kalkulieren. Wenn also ABB ein Preisschild von 10 Mio. USD an das Kraftwerk hängen muss, um die heimischen Kosten zu decken, reichen für Siemens vielleicht schon 9 Mio. USD, da durch den günstigen Wechselkurs weniger US-Dollar ausreichen, um ausreichend Euro zu bekommen, mit denen die Kosten gedeckt werden. Der geschäftliche Erfolg von Unternehmen und somit auch der Kursverlauf der Aktie werden also auch durch die Wechselkursentwicklung der heimischen Währung beeinflusst. Im Idealfall gewinnt Siemens genau soviel mehr Projekte, dass der Wechselkursverlust durch neues Geschäft ausgeglichen werden kann und die Aktie in Ihrem Schweizer Portfolio keine Bewegung erkennen lässt. Das ist die volkswirtschaftliche Betrachtungsweise. In der Realität sehen wir auch bereits, dass der DAX wesentlich besser verläuft als der Dow Jones. In meiner Monatsbetrachtung (Ausgabe vom vergangenen Freitag) habe ich hervorgehoben, dass der DAX noch wesentlich robuster dasteht, seine Unterstützungen also noch nicht nach unten durchbrochen hat, als der Dow Jones. Allerdings erfolgt diese Anpassung in der Realität mit einer Zeitverzögerung, es wird nicht umgehend der gesamte Wechselkursverlust ausgeglichen, sondern die dadurch vielleicht in der Zukunft gewonnenen zusätzlichen Geschäfte werden sich erst im Verlauf einiger Monate in steigende (oder weniger fallende) Kurse ummünzen. Eine entsprechende Anpassung Ihres Portfolios wäre also in meinen Augen kurzfristig sinnvoll, Sie müssten dann aber auch schon bald wieder zurück in Deutsche Aktien kommen. Und ob Sie da den richtigen Augenblick treffen oder ob da nicht der Aufwand und die Transaktionsgebühren den Erfolg zu sehr schmälern, das müssen Sie selbst abschätzen. Meine Standard-Antwort lautet jedoch: Man sollte stets diversifiziert bleiben.{weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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