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Aktienanalyse: Klöckner & Co

Last updated on 9. Februar 2022

Vor sechs Wochen stand die Klöckner Aktie noch bei 23 Euro, heute notiert sie um 14 Euro. Als Stahlhändler profitiert Klöckner überproportional, wenn die Konjunktur anzieht. Auf der anderen Seite hat ein Händler nichts, worauf er sich zurückziehen könnte, wenn die Konjunktur stockt. Zur Zeit fürchten Anleger eine weltweite Abschwächung der Konjunktur.

6-Monatschart Klöckner & Co

Insbesondere Chinas restriktive Geldpolitik zur Vermeidung eines sich überhitzenden Immobiliensektors wird kritisch gesehen: Baute man kürzlich noch auf China als Lokomotive der Weltkonjunktur, so könnte die restriktive Geldpolitik in China diese Hoffnung zunichte machen.

Meine persönliche Einschätzung ist wesentlich optimistischer. Die Chinesen haben in der Finanzkrise 2008 / 2009 ein besseres Konjunkturprogramm als alle Industrienationen aufgelegt. Schneller und effektiver. Heute traue ich es den finanzmarktaffinen chinesischen Politikern zu, den Immobilienmarkt abzukühlen ohne das Wirtschaftswachstum zum Erliegen zu bringen.

Klöckner selbst sieht seine eigene Zukunft überaus positiv. Einige Directors Dealings (insiderkäufe) werden gemeldet und von offizieller Seite wird für 2010 ein Umsatzwachstum bei gleichzeitig steigender Gewinnmarge erwartet. Dennoch notiert der Kurs mit 14 Euro nur knapp über dem Krisenniveau vom März 2009, als die Aktie kurzzeitig unter 10 Euro tauchte.

Vergleichen wir also einmal die Klöckner von Anfang 2009 mit der Klöckner von heute. Anfang 2009 waren die Rohstoffpreise, auch der Stahlpreis, eingebrochen. Heute ist der Stahlpreis zwar wieder zurückgegangen, aber noch lange nicht auf dem Tiefstand von Anfang 2009.

Anfang 2009 war Klöckner stark verschuldet, die Schuldenstruktur war dahingehend nachteilig, dass Klöckner befürchten musste für Refinanzierungsvorhaben keine oder sehr hohe Zinsen zu zahlen. Das Unternehmen hat heute den Großteil der Finanzierungsvereinbarungen neu verhandelt und mit wesentlich langfristigeren Laufzeiten versehen. Kurzfristige Überraschungen dürften damit ausbleiben, die langfristig gesicherte Liquidität wird dafür sorgen, dass für neue Finanzierungen günstigere Zinsen angesetzt werden.

Anfang 2009 war der Lagerbestand von Klöckner sehr hoch. Inzwischen wurde der Lagerbestand reduziert, das gebundene Kapital (working Kapital) ist dadurch kleiner geworden, der Cashflow wird dadurch erhöht. Dies wirkt sich positiv auf die Bilanzstruktur aus.

Klöckner hat die Krise genutzt, zwei neue Unternehmen zu kaufen. Zum einen wurde mit dem Schweizer Stahlhändler Bläsi ein zusätzlicher Umsatz von 32 Mio. Euro p.a. zugekauft. Zum anderen bringt die Übernahme von Becker Stahl Services einen Umsatzschub von 600 Mio. Euro p.a. Finanziert wurden die Übernahmen durch eine Kapitalerhöhung im September 2009, die 200 Mio. Euro Liquidität erbrachte. Unter’m Strich ist die Nettoverschuldung mit 222 Mio. Euro vor dem Hintergrund des Jahresumsatzes von rund 5 Mrd. Euro sehr niedrig.

So hat Klöckner noch Luft, um weitere Übernahmen vorzunehmen. Das Management hat diese Tage die Absicht geäußert, in China oder Brasilien zuzukaufen. Damit hat Klöckner genau die beiden Schwellenländer mit den gesündesten Finanzen ins Visier genommen.

Das Unternehmen hat für 2011 eine EBITDA-Gewinnmarge von 6% anvisiert. Dank des heute höheren durchschnittlichen Stahlpreises als vor einem Jahr dürfte der Umsatz steigen. Durch die Übernahmen wurden jedoch auch zusätzlich Neukunden gewonnen, die zu einer weiteren Umsatzsteigerung führen dürften. Ich halte es daher für sehr konservativ, wenn man die Kalkulation mit dem derzeit anvisierten Umsatzziel von 5 Mrd. Euro vornimmt.

Für Klöckner würde eine EBITDA Marge von 6% zu einer EBIT Marge von etwa 4% führen. Kalkulieren wir einen entsprechenden Gewinn, so ergibt sich ein KGV 2011e von 4. Vor dem Hintergrund des erwarteten Umsatzwachstums von 10% für das Jahr 2011 ist dieses KGV, bei überproportionalem Gewinnanstieg wie bei Händlern üblich, viel zu niedrig. Ein KGV von 7 würde ein Bewertungsniveau am unteren Ende der für Klöckner üblichen Bewertungsrelation bedeuten. Das entspricht vom aktuellen Kurs bei 14 Euro einem Kursziel von etwa 23 Euro.

Eine wichtige Betrachtung ist bei Klöckner stets die Lagerhaltung der Kunden. Diese wurde 2009 erfolgreich abgebaut und führte somit zu einem sehr niedrigen Jahresumsatz. Derzeit erfolgen Lagerauffüllungskäufe, die jedoch noch weit hinter den Käufen der Rekordjahre 2006 und 2007 zurück bleiben. Wir befinden uns also auf den Stahlmärkten noch immer in der Erholungsbewegung der Nachkrisenzeit, von überfüllten Lagern sind wir noch weit entfernt.

Sollte aus der Erholungsbewegung nach der Finanzkrise nun ein Konjunkturaufschwung werden, wie derzeit von kaum jemandem erwartet, so würde eine anspringende Nachfrage die Stahlpreise kräftig in die Höhe schrauben und Klöckner könnte ein wesentlich höheres Bewertungsniveau erfahren. Für diesen optimistischen Fall werden unter vorgehaltener Hand Kurse von 32 Euro diskutiert. Ich persönlich würde keine Konjunktur wie 2006 / 2007 erwarten, aber auch keine erneute Krise wie 2009. Vielmehr erwarte ich ein moderates Wirtschaftswachstum; gezogen von den Schwellenländern werden Exportnationen wie Deutschland über ein verhältnismäßig robustes Wirtschaftswachstum verfügen. Mein persönliches Kursziel für Klöckner liegt also irgendwo zwischen 23 und 32 Euro.

Dieses Kursziel gilt für die nächsten 12-18 Monte, also bis Ende 2011. Kurzfristig kann und wird es noch turbulent zugehen, insbesondere hier in Europa. Ich würde daher nicht alles auf eine Karte setzen, sondern schrittweise einsteigen. 14 Euro wären für mich erste Kaufkurse. Bei 12 würde ich nachkaufen und bei 10 liegt mein Abstauberlimit, um die Position voll zu machen. Sollte der Kurs nicht mehr weiter korrigieren, so würde ich nach dem ersten Kauf bei 14 Euro bereits zu 16 Euro nochmals einen Teil nachkaufen.

Für meinen Heibel-Ticker eignet sich Klöckner nicht, wir haben in unserer langfristigen Beobachtungsliste bessere Titel enthalten. {weiter[40|9]}

Published inBörsenbrief - Leserfragen

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