Veröffentlicht von Stephan Heibel am 09.03.2009 um 08:00 Uhr
Aktienanalyse: Darling Int. mit Umsatz- und Gewinneinbruch
Sehr geehrter Herr Heibel!
Ich habe mir DAR, so um die 6 USD pro Stück ins Depot geholt und dachte, das sei ein "relativ krisensicheres" Geschäft. Die Aktie ist recht schwankungsfreudig, und bis 4,50 USD war ich auch nicht weiter beunruhigt (außerdem sind stop-marken bei dieser Volatilität m.M. nach nicht sinnvoll). Mit dem heutigen Einbruch bin ich aber bei -50% und es wird wohl eine anständige Weile dauern, bis ich auch nur den Einstand wiedersehen werde.
Das Tragische dabei ist: Ich kann an den Meldungen über die Zahlen nichts Schlimmes finden - zumindest nicht so schlimm, dass man 25% an einem Tag verliert.
Doch kann ich immer noch besser Häuser bauen als Aktien handeln, daher frage ich SIE, ob Sie eine Erklärung für diesen Absturz finden und ob die Sache nun "tot" ist (=>Verkauf) oder ob die Firma gut genug ist zum Durchhalten.
Danke für eine Einschätzung!
mfG, Harald aus Österreich
ANTWORT:
Schön mal wieder von Ihnen zu hören - wenngleich die Zeiten an den Börsen noch immer nicht besser sind :-(
Das Unternehmen hat 4 Cents je Aktie verloren, erwartet wurde ein Gewinn von 11 Cents je Aktie. Hinzu kam eine Abschreibung auf die kürzlich erworbene Boca-Gesellschaft in Höhe von weiteren 13 Cents je Aktie. Allein im letzten Quartal ist der Umsatz um 15% eingebrochen. Gleichzeitig haben sich die Kosten erhöht.
Da galt das Unternehmen wohl lange Zeit als immun gegen Krise und Abschwung, doch die Zurückhaltung der Amerikaner beim Essengehen hat nun auch Darling erreicht. Für das laufende Jahr wird ein Umsatzrückgang von 800 auf 500 Mio. USD erwartet, der Gewinn wird sich im laufenden Jahr mehr als halbieren, wenn alles gut läuft. Wenn es jedoch so weiter geht wie in den vergangenen Monaten, dann wird sich der Verlust noch erhöhen.
Das sind die Fakten, die bei der Vermeldung des Quartalsergebnisses für Unruhe und Kurseinbruch sorgten.
Das KGV 09e steht bei 8, für eine negative Geschäftsentwicklung ist das nicht gerade billig. Die Bilanz sieht sauber aus, die Barreserven übersteigen die Schulden. Der einmalige Abschreibungsverlust sollte sich nicht wiederholen, daher hat das Unternehmen ausreichend Liquidität, um ein paar weitere Quartale Wirtschaftskrise zu überstehen. Auch erwirtschaftet das Unternehmen 70 Mio. USD freien Cashflow p.a. nach Abzug aller Kosten. Eine existenzielle Gefahr für das Unternehmen sehe ich also nicht.
Darling sammelt Tiermüll und Ölreste von Restaurants ein und hat offensichtlich keine Konkurrenz innerhalb der USA. Allerdings ist das in der aktuellen Börsenphase leider nicht gleichzusetzen mit einem Freibrief für die Aktie. Der Kurs wird in den Keller getrieben, als würden die Amerikaner ab morgen nicht mehr Essen gehen. Nun, sollte sich die Krise ausweiten, so wird auch Darling weiter verlieren. Und das würde dann den Aktienkurs natürlich auch noch weiter nach unten drücken. Doch wie gesagt: Existenzielle Sorgen würde ich mir bei dem Unternehmen nicht machen.
Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht sage "Halten" oder "Verkaufen". Wie verrückt der Markt in den vergangenen Monaten gespielt hat, haben Sie gesehen. {weiter[40|9]}
Stephan Heibel
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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