Veröffentlicht von Stephan Heibel am 16.04.2008 um 07:09 Uhr

US-Immobilienkrise: Hohe Grundsteuern und was noch kommen wird

Sehr geehrter Herr Heibel, mit Interesse verfolge ich Ihren Newsletter seit geraumer Zeit. Als Auslandsdeutscher, welcher seit 30 Jahren rd. 100 km vor Florida lebt, bin ich immer wieder überrascht, dass ein ganz wesentlicher Aspekt des beginnenden Immobiliencrashes garnicht oder zumindestens sehr wenig Beachtung in den ausländischen Medien findet, nämlich die Problematik der enormen Grundsteuern, welche in Zeiten des Boomes genauso unverhältnismässig angestiegen sind (vielleicht mit Ausnahme weniger Staaten w. z. Bsp. California) und zur Finanzierung der Schulen etc. dienen. Diese Grundsteuern sind mittlerweile so maßlos hoch, dass kaum jemand diese noch aufbringen kann und schlimmer noch, es sich erlauben kann sein Objekt am Markt anzubieten ohne in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten wenn nicht sofort verkauft wird. Case & point : In 1986 erwarb ich selbst ein sehr gut gelegenes Haus in Ft. Lauderdale's (The Landing at Bayview Dr.) für rd. US$ 300.000. Als Deutscher hat mich die Grundsteuer nie beunruhigt, da diese nie sehr hoch dort war, bis ich meinen Broward Grundsteuerberscheid über rd. US$ 6.800 p.A. erhielt. Als Konsequenz habe ich das Haus 6 Monate später wieder für $ 350.000 verkauft. Dieses gleiche Haus wurde nun im vergangen Jahr wiederum für $ 780.000 verkauft (nachdem zwischenzeitlich 4 Besitzer damit spekuliert hatten), allerdings beträgt die heutige Grundsteuer satte $ 21.900 p.a. !!! Insofern sind diese Immobilien nunmehr - auch mit hohen Abschlägen kaum verkäuflich, zudem kommen in Florida irrwitzig hohe Versicherungsprämien seit der Hurricanes hinzu! Vielleicht sollte man diese Betrachtung einmal in seinen Ausblick einbeziehen. Dazu kommen natürlich noch alle anderen Faktoren wie "adjusted equity credit lines", welche die Hausbesitzer zu zusätzlichen Krediten verführt hatten, welche nun plötzlich alle ungesichert sind - gleiches gilt analog auch für die Kreditkarten. Sehr viele Banken werden massive Neubewertungen vornehmen müssen und in Schieflage geraten - ich schätze, dass dieses nicht vor Mitte bis Ende des Jahres erst deutlich wird. Vielleicht hierzu noch ein Beispiel : Letzten Sonntag rief mich ein langjähriger Bekannter (Developer) von Ft. Lauderdale an, um mir eine 1A Immobilie in seinen neuen Condominiumprojekt an Las Olas Blvd. (beste Straße in Ft. Lauderdale!) anzubieten, bevor diese in die Versteigerung geht. Diese Wohnungen wurden 2007 für rd. $ 480,000 verkauft - nun ist das Gebot nur lächerliche $ 78,000, der Grund : Grundsteuern $ 10,900 + Condoabgaben $ 15,800 = Total $ 26,700 p.a. !!! Need I say more ? Laut MIAMI HEROLD sind die Immobilienpreise in Florida im Januar um stolze 19.2 % gefallen und das ist erst der Anfang ! Es ist mir klar, dass Sie dergleichen Kommentare und Anregungen etc. zuhauf erhalten, dennoch schien es mir Wert darauf hinzuweisen, da ich wiederholt Anfragen von deutschen Freunden erhalte, welche glauben,  dass es nun eine gute Zeit ist in den Immobilienmarkt einzusteigen - wovor ich in Anbetracht dieser Steuerproblematik nur eindringlich warnen kann! In diesem Sinne mit besten Grüssen in das nasse Deutschland, Peter von den Bahamas ANTWORT: Herzlichen Dank für Ihre sehr konkrete Situationsbeschreibung. Ich habe von der Steuerproblematik von einem Freund gehört, aber lediglich als allgemeines Gejammer, ohne konkrete Zahlen. Beste Grüße auf die Bahamas{weiter[40|9]}

...

Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

heibel-ticker.de

LinkedIn YouTube Xing


© Copyright 2006 - 2024 Heibel-Unplugged