...
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 07.11.2019 um 10:53 Uhr

Übernahmeangebot der Commerzbank für die Comdirect Bank

Sehr geehrter Herr Heibel,
ich bin ein langjähriges Mitglied Ihres Börsenbriefes. Ihre Schreiben lese ich mit Interesse, komme aber leider nicht immer dazu.

Nun habe ich eine Frage speziell an Sie:
Ich besitze Comdirect Aktien seit ca. 2000, der Kaufpreis lag bei 15,59€.

Wie alle Bankaktien ist diese im Laufe der Jahre gefallen und ich habe Sie in der Hoffnung behalten, dass der Aktienkurs irgendwann mal den Einkaufspreis übersteigt.

Jetzt kommt mir die Commerzbank mit ihren Aufkaufwünschen zu 11,44 € dazwischen.

Commerzbank Aktien habe ich auch seit langem und hin und wieder nachgekauft.

Können Sie mir bitte raten, wie ich  jetzt am besten vorgehe.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Thema auch andere Mitglieder des Börsenbriefes interessiert.

Viele Grüße, Erika aus Leverkusen

ANTWORT:

82% der Comdirect gehören heute schon der Commerzbank. Mit dem Übernahmeangebot zu 11,44 Euro möchte die Commerzbank auf 90% kommen. Keine Ahnung wie das funktionieren soll, wenn die Aktie aktuell bei 13,28 Euro notiert ??? 

Die Übernahme wird kommen: Zunächst werden so viele Aktien wie möglich günstig eingesammelt, über die Zeit wird die Commerzbank auch höhere Angebote machen. Ob dabei die aktuelle Marke von 13,28 Euro überschritten wird, kann ich nicht beurteilen. Ich mag es allerdings nicht, wenn man in der Hand anderer ist: Mit 82% kann die Commerzbank diese Übernahme sehr entspannt angehen und sie wird meiner Einschätzung nach dafür sorgen, dass der Preis nicht noch weiter nach oben schießt Warum also in einem Prozess als Aktionär verbleiben, der vermutlich am wenigsten Einblick in die Vorgänge hat, während die Anteilseigner von 82% der Aktien am teuer sitzen…? Ich würde also verkaufen. 

Commerzbank: Die Banken brauchen einen Politikwechsel in Deutschland. Finanzminister Olaf Scholz bemüht sich um einheitliche europäische Bankenregeln, das ist schon mal ganz gut, läuft aber auf einen Ausverkauf der deutschen Banken an andere europäische Giganten hinaus. Ich hätte mir gewünscht, dass er in Deutschland bessere Rahmenbedingungen für die Banken schafft … oder besser noch, dass die Bundesregierung die EZB zum Ende ihrer Liquiditätsflutung bringt. Doch davon sind wir weit entfernt. 

Ein Politikwechsel in Deutschland zeichnet sich ab und im Zuge dessen kann es durchaus passieren, dass die Bankaktien bereits anziehen. Doch das wäre eine Spekulation und in meinen Augen kein Investment, dass Sie derzeit noch vergrößern sollten. Da würde ich das Geld, dass Sie aus dem Verkauf der Comdirect Bank erhalten, anderswo investieren :-) 

...

Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

heibel-ticker.de

LinkedIn YouTube Xing


© Copyright 2006 - 2024 Heibel-Unplugged