...
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 20.02.2024 um 13:53 Uhr

Nextracker und Array Technologies - Folge der Sonne - Aktien-Analyse der Solar-Tracker

Ich habe zwei Anbieter von Solar-Trackern näher analysiert: Nextracker und Array Technologies. Die Aktie von Nextracker hat sich in den vergangenen zwölf Monaten verdreifacht. Doch das muss noch nicht das Ende sein.

Technologische Innovation und Marktchancen

Ein Heibel-Ticker Mitglied hat mich auf zwei Aktien aus dem Solarbereich aufmerksam gemacht, die ich auch auf den zweiten Blick noch attraktiv finde: Nextracker und Array Technologies. Die Unternehmen installieren Solarpanel auf elektrischen Vorrichtungen, die dank eingebauter Sensoren und Motoren dafür sorgen, dass die Solarpanel stets maximal im Sonnenlicht stehen.

Die Technologie ist nicht neu, doch wurde sie in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Während man zunächst nur einen Solarpark grob der Sonne folgen lassen konnte, kann heute jedes einzelne Solarpanel individuell eingestellt werden. Dabei werden Bodenunebenheiten genauso berücksichtigt wie ein möglicher Schattenwurf eines benachbarten Solarpanels. Die Effizienz der Solarpanels soll dadurch um bis zu 30% gesteigert werden.

Finanzielle Auswirkungen und Investitionstrends

Ich habe mir beide oben genannten Unternehmen angeschaut. Genau wie die Anbieter von Wechselrichtern, also Endphase und SMA Solar, sind auch Nextracker und Array Technologies stark vom Investitionsverhalten der Kunden abhängig. Investitionen lohnen sich entweder, wenn das Zinsniveau niedrig ist, oder aber wenn es reichlich Fördermittel gibt.

So liefen die Aktien von Endphase und SMA Solar in den vergangenen Jahren vor dem Hintergrund steigender Zinsen schlecht. Auch Array Technologies, die seit drei Jahren an der Börse notiert sind, waren eher ein Ladenhüter: die Aktie hat 65% ihres Wertes verloren.

Bei Nextracker ist von dieser Entwicklung nichts zu sehen: Das Unternehmen ist erst vor einem Jahr als Ausgliederung der Muttergesellschaft Flex, die bis heute noch 50% der Aktien hält, an die Börse gekommen. Mit einer soliden Bilanz und einem fairen IPO-Preis konnte die Aktie sich seither mehr als verdoppeln. Das weckt natürlich das Interesse vieler Anleger.

Die gute Kursperformance ist der Auftragsentwicklung zu verdanken: Anfang Februar wurde daher die Umsatzprognose für das laufende Jahr angehoben, die Aktie sprang um 20% an. Doch auch die Zukunft könnte es gut meinen mit Nextracker.

Einfluss von Zinssätzen und Förderpolitik auf die Solarindustrie

Denn, wie eingangs erwähnt, das Geschäft hängt am Zins. Solarparks, die Abnehmer großer Mengen dieser Optimierungstechnologie sind, werden mit spitzem Bleistift kalkuliert. Der hohe Zins ist derzeit eher ein Hindernis, da hohe Finanzierungskosten die Rentabilität schmälern.

Doch es ist absehbar, dass der Zins im weiteren Jahresverlauf zu sinken beginnen wird. Zwar nicht so schnell wie von vielen Anlegern bis vor kurzem erhofft. Doch ich gehe davon aus, dass bis zur Jahresmitte eine erste Zinssenkung in den USA zu erwarten ist.

Und dann ist da noch der Inflation Reduction Act in den USA, der IRA, mit dem das Gegenteil dessen erreicht wird, was der Name sagt: die Inflation wird nicht reduziert, sondern die hohe Inflation war der Grund, warum die US-Regierung unter Joe Biden Förderprogramme für Investitionen aufgelegt hat. Laut dem Heibel-Ticker Mitglied, das mich auf die Aktie aufmerksam machte, und das aus der Branche kommt, werden erste Fördermittel aus dem IRA schon im kommenden Quartal fließen.

Abschließende Bewertung und Zukunftsaussichten

Mit einem EV/EBITDA von 18 ist Nextracker nicht mehr günstig, aber vor dem Hintergrund des erwarteten Umsatzwachstums von 30% im laufenden Jahr bei einer Gewinnverdopplung ist das vertretbar. Und auch für das Jahr 2025 wird ein Umsatzwachstum von 20% und ein Gewinnwachstum von 50% erwartet. Sollten sich diese Analystenerwartungen umsetzen lassen, dann ist die Aktie günstig bewertet.

Während Nextracker schon aus eigener Kraft wachsen konnte, werden auch die anderen oben genannten Unternehmen, also SMA Solar, Endphase und Array Technologies, von rückläufigen Zinsen profitieren und die beiden US-Unternehmen ebenfalls vom IRA.

Array Technologies ist deutlich günstiger bewertet, hat aber auch eine wesentlich höhere Verschuldung. Die resultiert aus einer Übernahme aus dem Jahr 2022, mit der sich Array Technologies einen technologischen Vorsprung gesichert hat, so unser Heibel-Ticker Mitglied.

Doch es scheint noch ein wenig zu dauern, bis sich dieser Vorsprung im Umsatz und Gewinn zeigt, denn nach dem rechnerischen Umsatzsprung in Folge der Übernahme entwickelt sich der Umsatz derzeit eher rückläufig. Vor diesem Hintergrund ist das EV/EBITDA nachvollziehbar niedriger als das von Nextracker.

Wenn zwei direkte Wettbewerber so unterschiedlich bewertet sind, hat dies meist seinen Grund. Nextracker ist heute schon größer als Array Technologies und setzt sich aufgrund des deutlich größeren Wachstums weiter ab. Damit würde meine Wahl bei der Gegenüberstellung dieser beiden Aktien auf Nextracker fallen.

Mehr Analysen und Einschätzungen gibt es regelmäßig im Heibel-Ticker Börsenbrief.

...

Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

heibel-ticker.de

LinkedIn YouTube Xing


© Copyright 2006 - 2024 Heibel-Unplugged