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Lockdown belastet nationale Aktienmärkte – Eine Welt ohne Autos

Last updated on 9. Februar 2022

Liebe Börsenfreunde,

Inzwischen werden schon die besten Ideen an der Börse gehandelt, als sei die ferne Zukunft heute schon Realität. Elektroautos machen unsere heimische Autoindustrie obsolet, doch schon kommt ein neuer Akteur mit autonom fahrenden Autos und degradiert alle Elektroautos zu Herstellern von Massengütern. Doch auch das ist nur ein Zwischenschritt, wie Sie in Kapitel 02 lesen werden.

Außerdem gehe ich auf aktuelle Entwicklung rund um das Thema Inflation ein: Die Auseinandersetzung wird hitziger, ein Gewinner ist noch nicht in Sicht.

Nvidia Gründer Jensen Huang wird inzwischen mit Leonardo da Vinci verglichen, der im 15. Jahrhundert die Idee eines Helikopters entwickelte. Jensen Huang zeigt uns, wie die digitale Welt in 20 Jahren aussehen wird. Bescheiden, wenn wir den historischen Vergleich daneben halten.

Die Stimmung hat sich letzte Woche in Deutschland diametral unterschiedlich zur Stimmung in den USA entwickelt. Was dahinter steckt und was dies bedeutet, zeige ich in Kapitel 03.

Im aktuellen Ausblick zeige ich auf, welche Aktien ich aktuell verkaufen würde, und wie wir uns mit unserem Portfolio verhalten. Mehr dazu in Kapitel 04.


02. So tickt die Börse: Welt ohne Autos


Ola Källenius (CEO Daimler) und Oliver Zipse (CEO BMW) sehen verstaubt aus, wenn Herbert Diess (CEO VW) den Autobauer ohne Kompromisse auf Elektroantrieb umstellt. Doch es gibt jemanden, der ist noch intelligenter als Diess:

Elon Musk (CEO Tesla) baut seine Autofabriken mit einem Automatisierungsgrad, von dem Diess nur träumen kann. Und wenn wir berücksichtigen, dass Tesla einen eigenen Autochip einsetzt, und ohne historische Altlasten (Pensionsverpflichtungen) unterwegs ist, müssen wir fürchten, dass Elon Musk die uns bekannte Autoindustrie obsolet macht. Doch es gibt jemanden, der ist noch intelligenter als Diess:

Tim Cook (CEO Apple) arbeitet auch an einem Elektroauto. Doch das Auto von Apple kommt ohne Lenkrad, ohne Pedale und … ohne Preisschild. Apple plant neuen Gerüchten zufolge bereits für das Jahr 2025 die Markteinführung eines Apple-Cars. Elon Musk kann einpacken, wenn die Apple-Cars führerlos und voll autonom durch die Straßen rollen und jeden Abonnenten des Apple-Car Dienstes von A nach B bringt. Keine Parkplatzsuche mehr, keine Inspektionskosten, kein Kaufpreis, sondern nur Nutzungsgebühren. Aber es gibt noch jemanden, der ist noch intelligenter als Tim Cook:

Jensen Huang (CEO Nvidia) arbeitet am Omniversum, einer digitalen Welt, die wir nur aus dem Film „Matrix“ kennen. Dort brauchen die Menschen keine physischen Autos mehr, sondern das gesamte Leben findet im Metaversum statt. Ob Arbeitsbesprechungen oder Familienfeiern, es werden einfach die Avatare in einen Raum geholt und schon ist man seinem Nächsten digital näher. Tim Cook kann einpacken, wenn Jensen Huang seine Vision umsetzt, denn Autos werden dann nicht mehr benötigt.

Leonardo da Vinci hat bereits im 15. Jahrhundert die Grundlagen für den heutigen Helikopter ausgearbeitet. Es dauerte noch über 300 Jahre, bis seine Idee zu fliegen begann. Jensen Huang hat das Omniversum definiert. Er spricht aber nicht von der Realisierung im Jahr 2400, sondern im Jahr 2040. Zwanzig Jahre ist eine sehr ferne Zukunft und die Ziffer ist mir relativ egal. Und ich glaube auch nicht, dass Autos überflüssig werden. Doch die Richtung, in die wir die weitere Entwicklung erwarten dürfen, halte ich für wichtig: Die digitale Welt wird immer mehr Bereiche der realen Welt übernehmen. Dinge der realen Welt werden zunehmend zu einem Luxusgut – nicht umgekehrt.

Vor diesem Hintergrund halte ich es für abenteuerlich, dass Start-Up Unternehmen im Bereich der Elektromobilität teilweise mehr wert sind als Volkswagen (137 Mrd. USD), einer der weltweit führenden Autobauer.

Sie werden sich an Lucid erinnern: Ich habe das Auto als zukunftsweisend vorgestellt. Die Reichweite von Tesla gepaart mit dem Luxus von Daimler lässt keinen Kundenwunsch offen. Die geplante Jahresproduktion von 17.000 Stück ist bereits ausverkauft. Lucid war im Verlauf letzter  Woche zeitweilig 93 Mrd. USD wert. Volkswagen hat im laufenden Jahr bereits zehnmal soviel Elektroautos verkauft.

Rivian ist letzte Woche an die Börse gekommen: Amazon und Ford gehören zu den Investoren von Rivian. Ford möchte seine Anteile verkaufen und den Erlös in den Ausbau der eigenen Elektroauto-Infrastruktur stecken. Amazon möchte den Rivian PickUp für die eigene Logistik einsetzen. Bis Ende des laufenden Jahres möchte Rivian bereits 1.000 Autos ausliefern. Elon Musk twitterte dazu, dass es leicht sei, anspruchsvolle Prototypen zu präsentieren. Der Nageltest stehe noch mit dem Umstieg auf die Massenproduktion aus. Rivian war im Verlauf der Woche zeitweilig 150 Mrd. USD wert, also wertvoller als VW.

Fast schon bescheiden nimmt sich da der deutsche Autobauer Sono aus: Die Münchener entwickeln ein Auto, dessen Außenhaut überwiegend aus Solarzellen besteht und somit die Batterie kontinuierlich aufladen kann. Diese Zukunftsvision ist den Börsianern an der Wallstreet im Rahmen des Börsengangs in letzter Woche 2 Mrd. USD wert, mehr als Schäffler, einer der größten Autozulieferer.

Die Party auf dem Markt der Elektroautos kann noch beliebig lange weitergehen. Doch wehe, wenn jemand die Musik ausmacht, oder wenn Tim Cook und Jensen Huang den DJ wegschubsen und selber ans Mischpult gehen.

INFLATION GEHT ZURÜCK

Eine Hiobsbotschaft vom heutigen Tage war die Meldung, dass Volkswirte in den USA die erste Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank eher früher als später erwarten. Die gestörten globalen Lieferketten sowie ein Mangel an Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt würden sowohl die Fed als auch andere große Zentralbanken der Welt schon bald zu einer strafferen Zinspolitik zwingen. Spätestens Ende 2023, vielleicht sogar bereits im September nächsten Jahres müsse es die erste Zinsanhebung in den USA geben, so die Mehrheit der Volkswirte.

Wir kennen die Diskussion: „transitory“ lautet das Schlagwort. Ist die Inflation „vorübergehend“, oder nicht. Die Lieferkettenprobleme lassen sich beheben, wenn die globale Logistik sich wieder einschwingt. Die gestiegenen Rohstoffpreise sind eine Folge der sprunghaft angestiegenen Nachfrage nach dem Ende der Corona-Beschränkungen. Sollte die Nachfrage wieder auf ein normales Niveau zurückschwingen, werden sich auch die Rohstoffpreise wieder ermäßigen. Ich hatte Ende Oktober ziemlich genau das Hoch am Ölmarkt ausgerufen, inzwischen ist der Ölpreis um 8% zurück gekommen.

Dennoch ist es zu früh, um Entwarnung zu geben. Unsere Energiepolitik hat uns in eine starke Abhängigkeit vom russischen Gas gebracht. Querelen um die Zulassung der Gaspipeline Nord Stream II ließen den Gaspreis hierzulande in den vergangenen Monaten in die Höhe schnellen. Derzeit gibt es noch konzeptionelle Einwände gegen Nord Stream II, die von der EU vorgebracht und von unserer Bundesnetzagentur vorgetragen werden:

Die Pipeline gehört Gazprom und auch das Gas, das geliefert wird, kommt direkt von Gazprom. Nach europäischen Vorgaben müssen diese beiden Dienste, Pipelinebetrieb und Gaslieferung, unterschiedlichen Rechtseinheiten gehören, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Nun will Gazprom eine deutsche Gesellschaft gründen, der die in deutschen Gewässern liegenden Röhren übertragen werden. Mal sehen, ob das reicht. Wir alle wissen jedoch, dass hier Politik auf dem Rücken der Wirtschaft betrieben wird.

NVIDIA ÜBERTRIFFT HIMMELHOHE ERWARTUNGEN

Tja, was soll ich dazu sagen: Nvidia konnte den Quartalsumsatz um 50% auf 6,8 Mrd. USD steigern, der Gewinn je Aktie sprang um 60% auf 1,1 USD/Aktie und liegt um 9% über den Erwartungen der Analysten. An jedem Umsatzdollar verdient Nvidia 67 Cents, die Gewinnmarge liegt also bei abenteuerlichen 67%. An den Übernahmeabsichten von Arm Holding für 40 Mrd. USD hat sich nichts geändert.

Der Unternehmensausblick wurde kräftig angehoben: Statt 6,89 Mrd. USD möchte CEO Jensen Huang nun 7,4 Mrd. USD im Q4 umsetzen, die Gewinnmarge werde bei 67% bleiben.

Grafikkarten für Spielecomputer sorgten für 42% Umsatzanstieg, für Rechenzentren +55%. Das sind mit je rund 3 Mrd. USD Umsatz die beiden großen Geschäftsbereiche von Nvidia. Professionelle Visualisierung sprang um 144% auf 577 Mio. USD Umsatz. BMW, Erisson, Lockheed Martin und Sony Pictures würden gemeinsam mit insgesamt rund 40 Mio. 3D-Entwicklern Projekte im Omniversum unterhalten, um die Möglichkeiten zu eruieren.

CEO Jensen Huang sprach erneut über den Omniverse Avatar, der wesentlich geläufiger werde als physische Avatare, sprich Roboter. Während Roboter letztlich für bestimmte Aufgaben gebaut würden, könne man mit dem Online Avatar alle Möglichkeiten austesten. Der Bau eines Roboters entsprechend einem Avatar, der seine Aufgaben im Omniversum gut macht, sei dann nur noch der letzte, aber kleine Entwicklungsschritt.

Die Welt werde auf solche Avatar-Lösungen umstellen, so Huang. Derzeit seien lediglich 10% der globalen Rechenzentren dafür vorbereitet, dem Rest fehlen die entsprechenden Graphikkarten. Analysten dürfen daraus ableiten, dass Nvidias Erfolgsgeschichte noch immer in einem frühen Stadium ist.

Ich könnte mir in den Allerwertesten beißen: Wir haben Nvidia erst vor zwei Monaten mit 60% Gewinn verkauft. Erfolgreich, könnte man meinen. Doch seither ist die Aktie um weitere 60% angestiegen. Wir hatten uns damals für das „sichere“ Chipunternehmen entscheidend, das seither auf der Stelle tritt.

Na, sei’s drum: Ein bisschen Glück gehört halt dazu. Und wenn man, wie wir, sein Portfolio auf maximal 20 Positionen beschränkt, kann man halt nicht überall dabei sein. Letzte Woche hatten wir großes Glück bei zwei anderen Titeln. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES18.11.21Woche ΔΣ ’21 Δ
Dow Jones35.686-1,1%17,0%
DAX16.1600,4%17,8%
Nikkei29.7460,5%8,4%
Shanghai A3.7310,6%4,3%
Euro/US-Dollar1,13-1,2%-8,0%
Euro/Yen128,76-1,2%1,6%
10-Jahres-US-Anleihe1,53%-0,030,60
Umlaufrendite Dt-0,43%-0,080,13
Feinunze Gold$1.857-0,2%-1,4%
Fass Brent Öl$78,35-5,2%52,5%
Kupfer$9.6420,3%23,0%
Baltic Dry Shipping$2.454-14,2%79,6%
Bitcoin$58.252-6,5%106,9%

Der Baltic Dry Verschiffungsindex für den Transport von Schüttgut ist letzte Woche um 14% eingebrochen. Die Frachtkosten für Container sind in den vergangenen zwei Wochen um 13% zurück gegangen. Wer sagt’s denn: Entspannung auf den weltweiten Logistikmärkten.

Da verwundert es nicht, wenn die Aktien der Logistikunternehmen der DAX-160 Familie letzte Woche die rote Laterne in der Hand halten: -3,4% lautet die Wochenperformance. Die Lufthansa und Fraport gaben je 8% ab, MTU Aero sogar 9%.

Gewonnen haben Gesundheitsaktien (+2,8%) und der Einzelhandel (+3,6%). Siemens Healthineers (+11%), Synlab Med (+11%) und Stratec Biomed (+9%) wurden von Zalando, HelloFresh (je +12%), Global Fashion (+13%) und Home 24 (+18%) in den Schatten gestellt. Nicht zu vergessen About You Mode (+17%) und Westwing (+10%): So sieht Anlegervorfreude auf ein digitales Weihnachtsgeschäft aus.

In Österreich wurde wieder ein Lockdown verhängt. Die Zahlen sehen in Deutschland nicht viel anders aus, dennoch wird hierzulande dieses Mal auf die Autorität der Bundesländer verwiesen.

Heute sind die Aktienmärkte eingebrochen: der Lockdown in Österreich wird dafür verantwortlich gemacht. Schauen wir mal, wie sich das auf die Stimmung ausgewirkt hat.


03. Sentiment: Corona führt zu unterschiedlichem Sentiment in USA und Deutschland


Sechs Tage in Folge hat der DAX ein neues Allzeithoch erklommen. Dies hatte sich angedeutet, wenngleich die Intensität der Rallye ziemlich mau ist, denn im Wochenvergleich konnte der DAX nicht einmal ein halbes Prozent zulegen. Der Lockdown in Österreich hat Anlegern heute erst einmal die Laune verdorben. Gepaart mit der besonders hohen Volatilität des heutigen Verfallstages gab der DAX seine zuvor mühsam gewonnenen Punkte heute zu einem großen Teil wieder ab.

Die Stimmung der Anleger kann das nicht trüben: Das Anlegersentiment ist mit einem Wert von 4,2 weiterhin im Bereich der Euphorie. Die Party geht weiter, freuen sich viele Anleger, die ihre Aktien noch immer halten.

Und Selbstzufriedenheit macht sich breit. Der Wert von 3,5 zeigt, dass viele Anleger die Rekordjagd erwartet hatten und sich nun in ihrem Erfolg sonnen.

Die Zukunftserwartung ist jedoch auf einen Wert von -1 eingebrochen. Den gesamten Oktober hindurch waren die Bullen in der Überzahl, der Zukunftsoptimismus erreichte Rekordhöhen. Innerhalb von nur drei Wochen ist dieser Optimismus nun vollständig verschwunden.

Parallel zum Optimismus ist auch die Investitionsbereitschaft auf einen Wert von nur noch 0,2 eingebrochen. Es dürfte also in den kommenden Tagen schwer sein, die Rallye wieder aufzunehmen, ohne einen Anlass dafür zu haben, der dieses Sentiment wieder dreht.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -11 gefallen und zeigt eine starke Absicherungsneigung. Das war’s denn wohl, scheinen viele Anleger zu denken und sichern die Gewinne, die sie nicht einstreichen können, mit Put-Optionsscheinen ab.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE zeigt hingegen nach wie vor eine stark bullische Ausrichtung der Anleger. Und so überrascht es kaum, dass die US-Fondsmanager ihre Investitionsquote auf 103% belassen haben.

US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von 12%, die Bullen dominieren in den USA. Zwar ist das Lager der Bären um 15% gegenüber der Vorwoche angewachsen, doch anders als in Deutschland haben in den USA die Bullen noch immer klar die Oberhand.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht mit einem Wert von 74% an der Schwelle zu extremer Gier.

INTERPRETATION

In den USA konnte die vierte Coronawelle bereits gebrochen werden, die Zahlen dort sind stark rückläufig. Mit Blick auf Europa behaupten die US-Medien nun, es handele sich bei den aktuell nach oben schnellenden Zahlen lediglich um lokale Ausnahmen. Also: Österreich und Deutschland sind inzwischen nicht mehr als eine lokale Besonderheit. Tatsächlich hat es den Anschein, dass wir die Booster-Impfung verschleppt haben. Der Blick nach Israel zeigt, dass man diese Schlamperei jedoch schnell in den Griff bekommen kann.

Zumindest haben wir also eine Erklärung für den anhaltenden Optimismus in den USA bei gleichzeitiger Trübsalblaserei in Deutschland: Corona.

In den vergangenen Wochen habe ich im Rahmen der Sentimentanalyse gezeigt, dass es keine nennenswerten Sentiment-Schiefstände gibt, die durch eine heftige Korrektur aufgelöst werden müssten. Im Gegenteil, ich hatte eine gesunde, wenn auch an Dynamik verlierende Fortsetzung der steigenden Kurse abgeleitet. Wenn es zu einem Rückschlag käme, wäre das eine Kaufgelegenheit, folgerte ich …

… dabei bleibe ich: der heutige Rückschlag, verstärkt durch den heutigen Verfallstag, ist eine Kaufgelegenheit und kein Grund zur (Aktienmarkt)Sorge. Wir treten in die nächste Phase der Aktienmarktrallye ein: Die Zukunftserwartungen, die bis vor wenigen Wochen noch rosig waren, schwinden und ungläubig schauen viele Anleger den meiner Ansicht nach bald schon wieder steigenden Kursen hinterher.

Das 5-Wochensentiment, das stets eine ziemlich gute mittelfristige Einschätzung der Börsenverfassung erlaubt, ist tatsächlich bereits auf extreme Höhen gestiegen. In der Vergangenheit haben solche Werte häufig das Ende der Party eingeläutet. This time is different, würde ich aktuell noch sagen: dem Rekordtief aus dem Coronacrash im März 2020 steht noch kein entsprechendes Rekordhoch gegenüber. Da geht noch was.

Soweit eine Einschätzung für die kommenden Monate. Dennoch müssen wir die Extremwerte zur Kenntnis nehmen und unsere Positionierung entsprechend anpassen. Das heißt, wer bisher voll investiert war, der sollte auf dem aktuellen Kursniveau ein paar Gewinne einstreichen. Ein wenig Cash für Schnäppchenkäufe im Falle einer ausgedehnten Konsolidierung kann nicht schaden.

Der Wechselkurs EUR/USD ist unter seine Langzeit-Unterstützung bei 1,15 USD/EUR gerutscht und notiert aktuell bei nur noch 1,13 USD/EUR. Entsprechend schlecht ist die Anlegerstimmung am Währungsmarkt, sowie auch die Zukunftserwartung. Beide Sentimentindikatoren notieren in extremen Bereichen. Es besteht eine große Kaufbereitschaft auf dem aktuellen Niveau, daher gehe ich kurzfristig von einem erneuten Anlaufen der Unterstützung, diesmal jedoch von unten, aus.

Der Goldpreis zieht an, die Stimmung auch. Doch am Goldmarkt sind wir noch weit von Euphorie oder ähnlichen extremen Sentimentwerten entfernt, die Lauf kann sich noch fortsetzen.

Ganz anders sieht es am Ölmarkt aus: Nachdem die Rallye nicht fortgesetzt wurde, brach auch die Stimmung ein. Die Zukunftserwartung ist auf dem niedrigsten Niveau der vergangenen 12 Monate. Die Konsolidierung am Ölmarkt dürfte sich also noch ein wenig fortsetzen.

Bitcoin-Jünger sind eine eigene Spezies und wir müssen erst lernen, mit ihnen umzugehen. Obwohl der Bitcoin in den vergangenen Tagen kräftig eingebrochen ist, bleibt die Zukunftserwartung auf einem hohen Niveau. Klar, die Stimmung trübt sich ein, doch von Panik kann keine Rede sein.


04. Ausblick: Ausverkauf ist Kaufgelegenheit


Es sind Deutschland und Österreich, wo die Infektionszahlen in die Höhe schießen. Der Rest der Welt hat die vierte Welle schon hinter sich (USA, Israel), oder verfügt über eine ausreichend hohe Impfquote, um sie gar nicht erst zum Tragen kommen zu lassen (Portugal, Spanien).

Die Deutschen sind der nationalen Corona-Bevormundung überdrüssig und fordern differenziertere Maßnahmen je nach Region oder Bundesland. Genau das wurde nun beschlossen und wir dürfen uns in den kommenden Wochen jeweils informieren, welche Bestimmungen an unseren Reisezielen gelten.

Aktuell scheinen Anleger zu fürchten, dass uns Österreich als Vorlage dienen wird: Wenn die Infektionszahlen weiter in die Höhe schnellen, so befürchten die Anleger, die heute verkauft haben, kommen wir um einen Lockdown auch in Deutschland nicht rum.

Ich sehe darin den Versuch, die starken (auch wirtschaftlichen) Beeinträchtigungen der vorhergehenden Lockdowns dieses Mal zu schmälern. In den kommenden Tagen und Wochen werden wir dann vor dem Hintergrund weiter steigender Zahlen von weitere Maßnahmen hören: Ich könnte mir vorstellen, dass einzelne Impfzentren zum Boostern wieder aufmachen. Regional wird es je nach Infektionslage und, viel wichtiger noch, je nach Krankenhausbelegung weitere Verschärfungen geben. Solange diese Maßnahmen in den Augen der Anleger weiterhin nicht geeignet sind, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen, wird mit jeder Maßnahme ein weiterer Ausverkauf mit abnehmender Intensität zu heute erfolgen. Kommt dann irgendwann die Erkenntnis, dass auch die vierte Welle abebben wird, dann steigen die Kurse wieder.

Doch anders als bei den vorhergehenden Lockdowns werden die aktuellen Maßnahmen national (Österreich) oder gar regional (Deutschland) beschränkt bleiben. Die Wirtschaft wird nicht mehr europaweit, oder gar weltweit zum Erliegen kommen. Daher wird der heutige Ausverkauf beschränkt bleiben. Es ist eine Kaufgelegenheit.

Kleiner Nachtrag zu meinem Update zu Flatex von heute früh: Heute ist die Aktie nun angesprungen. Ich habe inzwischen den Grund dafür erfahren, und werde das in einem Update diese Woche vorrechnen: Es handelt sich um um eine versteckte Gebührenerhöhung, mit der die Preisstruktur an den Wettbewerb angeglichen und auf den günstigsten Wettbewerber abgestellt wird. Die Einnahmen dürften sich dadurch deutlich erhöhen, ohne dass Kunden zu Wettbewerbern wechseln.

Wir befinden uns nun wieder im Lockdown-Modus an den Finanzmärkten und wenn Sie noch Aktien haben, die nach der Coronazeit nicht mehr die hohen Wachstumsraten aufrecht halten können, dann ist das jetzt ein guter Zeitpunkt, diese Positionen aus dem Depot zu werfen. Im Heibel-Ticker Portfolio traue ich es allen „Corona-Positionen“ (gekennzeichnet durch ein „+“ in der Spalte C19) zu, auch nach Corona das neue Umsatzniveau zu halten und kräftig weiter zu wachsen.

Ich sehe derzeit also noch keinen Grund für Anpassungen. Das kann sich natürlich jederzeit ändern, ich werde Sie per Update dann darüber informieren.

Wesentliche Informationen zu meiner konkreten Einschätzung einzelner Aktien lesen Heibel-Ticker PLUS Leser im Rahmen der Updates zu unseren Portfoliowerten in Kapitel 05. Wie immer gibt es auch eine tabellarische Übersicht über unser aktuelles Portfolio.

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