Hallo Herr Heibel, nachdem ich ja vor einiger Zeit das Probe-Abo gekündigt hatte und trotzdem immer interessiert Ihre Beiträge gelesen habe, bin ich ja jetzt wieder auf Ihr 100 Euro-Angebot eingestiegen. Natürlich sind Sie kein Prophet. Da ich mich gleichzeitig mit dem Ende dieses Wirtschaftssystems bis 2012 beschäftige und nach Wahrheiten suche, sind Ihre Beiträge sehr hilfreich für mich. Es gibt ja Börsenweisheiten die zu Dogmen geworden sind, z.B. dass Aktienmärkte langfristig IMMER steigen, oder dass Wahljahre immer gute Börsenjahre sind (dies können wir wohl dieses Jahr streichen, oder vielleicht nur für den Jahresausklang behaupten). Allerdings muss man zu ersterem sagen, - nur solange dieses Finanzsystem, bzw. Kreditsystem Bestand hat. Ich denke, es hat eine Verfallszeit und wir sind nahe dem Ende. Natürlich ist das der Gedanke an den Weltuntergang. Kommt es so, wird es etwas geben, eine Gegenreaktion, die ich nicht genau definieren kann, einen Krieg wohl nicht, denn die Amerikaner werden sich nicht selber zerbomben und einen Schuldigen in Bin Laden zu finden (der wohl schon lange tot ist) ist schwer ;-) In der Historie hat sich solches aber meist in einem großen Krieg entladen und den Boden für einen Neuanfang gelegt. Dieser Neuanfang müsste diesmal anders passieren, vielleicht durch einen "zufälligen Unfall" größerem Ausmaßes. Demnach stünde so etwas noch aus, wenn wir nicht die Kurve kriegen. Trotzdem kann es aus naturwissenschaftlicher Sicht kein exponentiales Wachstum geben, ohne dass der Attraktor kippt, also stirbt. Dies sind dann auf die Börse bezogen die immer wiederkehrenden Rückschläge. Oft hat hier in der Vergangenheit die Zinspolitik aus der Patsche geholfen, als DEN effektivsten Schritt. Aber daneben wurde das Ganze auf Betrug aufgebaut und die Blase ist halt wieder mal geplatzt. Ist z.Zt. nicht der hohe Leitzins in der Eurozone mit Schuld an der Misere und würde nicht eine drastische Senkung des Leitzinses viele Probleme lösen und wieder Hoffnung geben, muss die europäische Zentralbank hier nicht schnell handeln und das begrenzte Inflationsrisiko nicht mit den Gefahren abwägen, oder werden wir mit einem Minus von 33% aus dem Oktober gehen?? Hat es jemals eine Rückgang um 33% in einem Monat im DAX oder Dow gegeben, der sich in dieser Höhe in den Folgemonaten fortsetzt? Obwohl ich kein Fachmann bin, wäre so ein Zinsschritt notwendig und ich kann mir nicht vorstellen, den Leitzins permanent auf dieser Höhe, oder noch höher zu sehen, gerade weil wir uns ja momentan in einer Deflation befinden. Das Risiko einer Hyperinflation ist doch begrenzt. Somit stehen wir vor der Frage, ob wir dieses System noch ein Weilchen weiterführen möchten, oder ganz schnell etwas neues Schaffen, wie z.B. die nordamerikanische Währungsunion mit dem Ende des Dollars, als Vorbote einer kommenden Weltwährung, die früher oder später kommen wird. Wie auch immer man sich entscheiden wird, eine Überraschung ist jederzeit denkbar und über Nacht könnten wir über 1000 Punkte höher im DAX stehen. Sieht man die Welt als Ganzes muss hierzu schnell etwas passieren, damit wir eine andere Welt verhindern und das Thema für jeden akut wird. Ich tippe als Laie zunächst auf eine drastische Zinssenkung im Euroraum. Das würde den Dollar und Yen stärken und eine vernünftige Perspektive eröffnen, eine weitere Kapitalvernichtung verhindern. Ganz sicher aber wird der DAX & Co. nicht auf Null fallen, solange unsere Demokratie und Weltordnung noch besteht und Aktien gehandelt werden. Sieht man sich das Fernsehprogramm an, ist fast alles wie immer und die Leute an der Börse machen halt ihre Sachen. Die Börse ist nicht die Gesellschaft, ist da die Meinung und wir werden berieselt mit viel Quatsch. Passiert hier nichts und bemühen sich die studierten Kräfte dieser Welt nicht ein bisschen ihres Verstandes, wird es bald keine Perspektive mehr geben. Aber auch aus der Sicht der stark gebeutelten Erde, samt all ihrer Lebewesen muss etwas passieren und es kann eigentlich nur ein Systemwechsel sein, bei dem alle an "Wohlstand" abgeben müssen, aber die Welt aufatmen kann. Die Frage ist einfach, wie die Politik jetzt re-agiert, oder ob es eine Reaktion in Form einer Katastrophe geben wird, die evtl. vernichtend sein wird und dadurch eine Selektion stattfinden wird. Es hört sich makaber an, aber die Erde leidet nach wie vor an einer Überbevölkerung und auch hier erleben wir ein exponentiales Wachstum, was sicher nicht durch Wohlstand für alle reduziert wird und die Tragfähigkeit der Erde auf den Prüfstand stellen wird, wenn die Vorhersagen eintreffen. Was wird es sein, das die Weltbevölkerung zurückführt, der Wohlstand und die Pille? Sorry, dass ich etwas lang geworden bin, aber ich wollte mich Ihnen in jedem Fall mit dieser Sicht der Dinge mitteilen. Leider hatte ich bisher mit meiner Erwartungen recht, hab die Hoffnung aber noch nicht ganz aufgegeben. Die gegenwärtige Krise muss so tief sein, dass kein schlauer Kopf eine Lösung findet, oder es soll gewollt eine heilsame Krise sein im normalen, langjährigen Börsenzykluss, dann aber sind wir am Anfang einer Depression ohne Perspektive. Wo sind die studierten Experten, die mit 1 abgeschlossen haben und es jetzt in der Praxis beweisen? War alles umsonst? Oder beweist "Börse im Ersten" zur besten Sendezeit, dass die Börse eine unumstößliche Größe ist und jedermann reich macht und jedermann Aktien haben sollte? Sollten Aktien wirklich langfristig immer steigen, ist es vollkommen egal, wann man Aktien kauft, da man in jedem Fall mit Gewinn rausgeht. Warum kauft man dann jetzt nicht mit der Perspektive auf die Rente Aktien, es kann doch keinen viel besseren Zeitpunkt geben, wenn der DAX in 25 Jahren auf 35000-40000 Punkten steht, im großem Stil? Denn die 1000 Punkte Luft nach unten (die nicht passieren müssen) machen dann nicht viel aus. Oder muss man auf ein offizielles Startsignal zum größeren Kaufen warten? Es gibt sie doch, die Leute die egal was die Börse macht, ihre Aktien langfristig halten, weil sie wissen, dass Aktien langfristig immer steigen! Sehen Sie diese Perspektive im DAX nach wie vor und zweifeln Sie nicht an einem ewigen exponentialen Wachstum? Warum dann diese Bescheidenheit bei Ihrem Rat jetzt kleine Positionen aufzubauen, wenn man doch weiß, dass man den tiefsten Punkt meist nicht erwischt und ein Rückgang auf Null Punkte nicht zu erwarten ist!? Oder warum der Rat jetzt bestimmte Aktien zu kaufen, obwohl die Charttechnik etwas anderes sagt? Ist es die mögliche plötzliche Wende aufgrund einer überraschenden Entscheidung der Politik/Zentralbanken? Ich würde gerne noch so viel schreiben, jetzt ist es aber gut. Freundlichen Gruß, Knut aus Bottrop ANTWORT: Besten Dank für Ihre Gedanken. Ich will eine Katastrophe, Währungsreform, Krieg, Hyperinflation, etc. nicht vom Tisch fegen: Die Möglichkeit besteht und ich bin, wie Sie richtig sagen, kein Prophet. Es gibt für mich jedoch eine pragmatische Lösung für diese gedanklichen Konflikte: Wenn ich mich nun voll und ganz auf eine Katastrophe einstelle und diese jedoch dann doch noch abgewendet werden kann, dann habe ich hinterher mit allem Gold in meinen Tresoren das Nachsehen. Wenn ich jedoch voll auf die Börse setze, weil ich an eine Lösung unserer Probleme glaube und es kommt dann die Katastrophe, habe ich alles verloren. Der goldene Weg der Mitte ist gefragt: Ich empfehle kontinuierlich seit 2001, Goldbarren zu kaufen - als Sicherheit. Gleichzeitig spiele ich weiterhin an der Börse mit - als Sicherheit ;-){weiter[40|9]}
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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