Veröffentlicht von Stephan Heibel am 15.08.2008 um 07:47 Uhr

Börsenanalyse: 2/28-Hypotheken verantwortlich für Turnaround Anfang 2009

Hallo Herr Heibel, nun habe ich doch noch eine Frage: könnten Sie bitte näher erklären, warum bei den 2/28 Hypotheken Ende 2008 die Zwangsversteigerungen abnehmen sollten? Ich danke Ihnen für eine Aufklärung und grüße Sie! Ihr Hans aus Graz Graphik: Zinssatzanpassungen für Hypothekenkredite: Die Masse ist Ende 2008 gelaufen ANTWORT: 2/28 Hypothekenkredite nennen die Amerikaner die Kredite, die am Zenit der Immobilienhausse vergeben wurden. Es wurden Hypothekenkredite vergeben, die in den ersten 2 Jahren keine Tilgungsleistung erforderten, sondern erst ab dem dritten Jahr. Die Rückzahlung war dann auf die verbleibenden 28 Jahre verteilt. Diese Kredite wurden im Jahr 2004 erfunden und wurden 2005 und 2006 zu Hauf den Kunden untergeschoben. Wenn Sie nun rechnen, dann steht für diese Kunden zwei Jahre nach Vertragsabschluss, also 2007 und 2008 , die erste Tilgung an. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten sie nur die Zinslast tragen. Von heute auf morgen wird deren monatliche Belastung also beispielsweise bei einem Hypothekenkredit von 400.000 USD zu 4% von 1.333 USD Zinslast um 1.200 USD Tilgung erhöht. Die monatliche Belastung beträgt nun also 2.533 USD statt bislang 1.333 USD. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hypothekenkredite in den USA für gewöhnlich mit variablem Zins abgeschlossen werden, so dass nun eine Zinsanpassung auf den aktuellen Zins von ca. 5% vorgenommen wird. Der Zinsanteil steigt also von 1.333 USD auf 1.666 USD, die Gesamtbelastung also von 1.333 USD auf 2.866 USD. Nun stellen Sie sich vor, dass der Hypothekennehmer in einem Haus wohnt, das er zwar einmal für 400.000 USD gekauft hat, welches heute aber nur noch 350.000 USD wert ist. Sein Haus ist also zu 50.000 USD überbeliehen. Er zahlt also Zins und Tilgung auf eine Summe, die sein Haus gar nicht wert ist. Das ist schon frustrierend. Da ist die Motivation, sich krumm zu machen, um diesen Kredit zu bedienen, gering und daher gibt es derzeit so viele Zwangsversteigerungen. Seit 2007 werden diese 2/28-Kredite nicht mehr vergeben und daher wird es nicht mehr so viele Fälle, wie hier beschrieben, geben. Die Zwangsversteigerungen werden abnehmen und dadurch werden sich wieder realistischere, bessere Preise am Markt durchsetzen können. Doch das wird, wie gesagt, erst Ende 2008, vielleicht sogar erst Anfang 2009 erfolgen (es dauert manchmal, bis ein kaputter Kredit in die Zwangsversteigerung geht). {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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