Veröffentlicht von Stephan Heibel am 13.10.2010 um 10:08 Uhr

Aktienanalyse: Lieferanten für Tiefseebohrinseln

Sehr geehrter Herr Heibel, ich hatte Sie neulich wegen Lieferanten für Tiefseebohrinseln angeschrieben, Sie wollten Transocean analysieren -ich warte drauf. Gibt es nicht auch andere, z.B. Seadrill, Keppler usw? Es gibt Berichte, wonach mehrere hundert, wenn nicht tausend "abgeschlossene" Bohrlöcher nunmehr (Deephorizon bedingt) nachgesichert werden und nicht mehr aktive Bohrinsel demontiert und "entsorgt" werden müssen. Kurz bis mittelfristig sollte es hier vernünftiges Potential geben. Wie beurteilen Sie dieses Potential und ggf, welche Unternehmen würden hier profitieren. Für Ihre Infos wäre ich sehr dankbar. Freundliche Grüße, Avtar 6-Monatschart Transocean ANTWORT: TRANSOCEAN Die Aktie ist Ende September über ihren Widerstand bei 60 US-Dollar gesprungen, Techniker erwarten nun einen Anstieg des Aktienkurses bis auf 80 USD. Aktuell konsolidiert die Aktie den Sprung und notiert bei 62 USD. Also reichlich Potential, wenn Sie den Technikern glauben. Mit 11,5 Mrd. USD Schulden bei einem Jahresumsatz von 10,7 Mrd. USD hat Transocean nicht unbedingt viel finanziellen Spielraum, um eventuell erforderliche Sicherheitsmaßnahmen der Zukunft umzusetzen. Natürlich wird das Unternehmen etwaige erhöhte Kosten für Sicherheitsanforderungen an die Auftraggeber, also die Ölkonzerne, abwälzen können, doch die enge Kapitaldecke finde ich nicht gerade beruhigend. Daher ist Transocean für mich ggfls. eine kurzfristige Spekulation auf eine Besserung hinsichtlich der Ungewissheit über künftige Tiefseebohrungen. Mit einem KGV von nur 7 ist das Bewertungsniveau sehr günstig und eine Verbesserung der Geschäftsaussichten in Folge der Einbrüche durch die BP-Katastrophe konnte den Kurs sehr schnell deutlich höher katapultieren. Doch auf der anderen Seite ist die Kapitaldecke von Transocean sehr dünn, und daher darf auch nichts schief gehen, andernfalls würde die Aktie erneut kräftig einbrechen. Also: Eine sehr spekulative Aktie, zu spekulativ für meinen Geschmack. 6-Monatschart Seadrill Für Seadrill sieht die Situation sehr ähnlich aus: Der Verschuldungsgrad ist noch höher, der freie Cashflow ist negativ und das Bewertungsniveau in Folge dessen sehr niedrig. Zu Keppler finde ich keine Aktie. Sie wollen also darauf spekulieren, dass künftig wieder verstärkt nach Öl in der Tiefsee gebohrt wird und dass die Tiefseebohrer nachgefragt werden. Vor dem Hintergrund der extrem niedrigen Bewertungen von Transocean und Seadrill kann ich Ihre Idee nachvollziehen. Insbesondere das Unglück von BP in der Karibik zeigt letztlich ja, wie wichtig es ist, an den Bohrinseln eben nicht zu sparen und da es heute schon schwer ist, die passenden Bohrinseln zu finden, ist davon auszugehen, dass Transocean und Seadrill von den Ölkonzernen ausreichend gestützt werden, damit überhaupt die Bohrvorhaben umgesetzt werden können. Tja, es ist Ihre Entscheidung. Ich empfinde das Risiko als zu hoch. Auf der anderen Seite winken kräftige Kursgewinne, wenn sich Ihre Hoffnung erfüllen sollte.{weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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