Veröffentlicht von Stephan Heibel am 01.08.2008 um 07:09 Uhr

Aktien Analyse: GMAC Anleihe mit großem Ausfallrisiko, aber Chance auf 24,5%

Sehr geehrter Herr Heibel, lt. Ihren Aussagen schlittert General Motors in die Insolvenz und es wird es in den nächsten 2 Jahren nicht mehr geben. Nun habe ich im Rahmen einer Erbschaft erfahren, dass ich über folgende Wertpapiere im kleinen 5-stelligen Bereich verfügen kann. WKN A0DCTY 4,75 % General Motors Acc. 04/09. Im Juni 2008 war dieses Papier noch ca €86,50 wert, jetzt sind es nur noch ca €70,00. Die Überlegung ist daher nun, verkaufen um jeden Preis um zu retten, was zu retten ist oder aussitzen bis zum September 2009 und den Nominalwert von €100,00 kassieren. Was passiert mit diesen Papieren im Falle einer Insolvenz oder kann es sich die Regierung der USA überhaupt leisten, dass General Motors liquidiert wird. Für Ihre Einschätzung bedanke ich mich im voraus. Wolfgang aus Neufahrn ANTWORT: Na, so definitiv habe ich das nicht formuliert. Aber General Motors gehört meiner Ansicht nach zu den Unternehmen, die am meisten von einer Insolvenz gefährdet sind. Ob die US-Regierung so etwas zulassen würde? Nun, bei Enron hat man es zugelassen. Warum nicht bei GM? Aber bei Ihrer Anleihe kommt erschwerend hinzu, dass sie von GMAC begeben wurde und GMAC, der Finanzarm von GM, gehört heute zur Hälfte zu Cerberus. Cerberus hat auch Chrysler gekauft und damit unterliegen weder Chrysler noch GMAC den Veröffentlichtungspflichten von an der Börse gehandelten Unternehmen. Alles, was wir von Cerberus hören, ist, dass weder die Finanzkrise, noch die Automobilabsatzprobleme bei GMAC bzw. Chrysler zu spüren sind. Das halte ich für absoluten Quatsch und ich habe daher Cerberus ebenfalls auf der Liste der gefährdeten Unternehmen. Doch so gefährlich dies auch klingen mag, Aktionäre haben stets mehr zu fürchten als Anleiheneigner. Denn Aktionäre partizipieren am Unternehmenserfolg und -misserfolg. Anleihen werden bedient, solange dies nur irgendwie möglich ist. Selbst im Falle einer Insolvenz von Cerberus oder GM ist nicht gesagt, dass die GMAC-Anleihen wertlos werden oder nicht eben doch noch ordentlich bedient werden. Ich meine, diese indirekte Zusicherung in den Aktionen der FED und des US-Finanzministers zu sehen. Die Rettung von Bear Stearns hat zwar die Aktionäre vom Tisch gefegt, aber die Bear Stearns Anleihen wurden bis zum heutigen Tag pünktlich und vollumfänglich von J.P. Morgan bedient. Sollte also GM pleite gehen, dann kann ich mir gut vorstellen, dass ein eventueller Käufer die GMAC-Anleihen weiterhin bedienen wird. Aber das ist meine Spekulation. In Ihrem Fall ist diese Spekulation 24,5% Zinsen & Gewinn wert, denn soviel würden Sie vom heutigen Tage an mit diesem Papier verdienen, wenn es voll zurückgezahlt wird. Warum also notiert das Papier so niedrig? Entweder es gibt einige Anleger, die einfach aus solch riskanten Papieren heraus wollen, um eben wirklich sichere Papiere wie Staatsanleihen zu kaufen, oder aber es gibt Anleger, die vermuten, dass eben doch nicht alles zurückgezahlt werden kann. Hmmm, ich maße mir nicht an, in die Zukunft schauen zu können. In meinen Augen sind 24,5% eine gute Gewinnaussicht, wenn man das Risiko einzugehen bereit ist. Für Sie trifft aber noch eine andere Überlegung zu: Ich vermute, Sie werden Erbschaftssteuer darauf zahlen müssen, und die Erbschaftssteuer fällt auf den Wert an, den das Papier am Todestag hatte. Sollte das Papier nun noch weiter fallen, dann könnte es schlimmstenfalls sein, dass der Wert des Papier unter Ihre zu leistende Erbschaftssteuer fällt. Damit würde ich mir an Ihrer Stelle doppelt überlegen, ob Sie die Spekulation eingehen. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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