Veröffentlicht von Stephan Heibel am 29.08.2008 um 07:57 Uhr

Aktienanalysen: Düsseldorfer Hypo Genußschein, Salzgitter, Infineon, BayWa

Sehr geehrter Herr Heibel, Ihren Börsenbrief habe ich abonniert, weil er den Eindruck erweckt, ehrlich zu sein und auf markante Sprüche verzichtet. Ich folge Ihren Ausführungen mit Interesse und erhoffe mir dadurch, die Börse besser zu verstehen. Auch wenn Genußscheine nicht Ihr Fokus sind, will ich Sie doch auf einen wie ich meine interessanten Fall hinweisen: WKN 801065. Meine Frau hat vor fast 10 Jahren damit über 25000 Euro angelegt, nun ist sein aktueller Kurs bei 62%, Restlaufzeit 18 Monate. Entweder müssen wir uns Sorgen um diese Anlage machen, oder da winkt eine quasi sichere Rendite von über 40% p.a. (steuerfrei). Liquidität ist niedrig und wenn man den Briefkurs ansieht, sieht die Rendite nicht ganz so gut aus, aber immerhin. Ausschüttung 2008 hat stattgefunden (6,35%). Wie denken Sie über einen Anlagehorizont bis Ende des Jahres? Hier meine laienhaften Überlegungen: Traditionell steigen Kurse zu Ende des Jahres fast immer an, außerdem sind da dieses Jahr noch Wahlen in den USA und in Deutschland ändert sich die Besteuerungsgrundlage für Aktien. Im August / September geht es häufig bergab, aber der Absturz dieses Jahr im Juni war ziemlich atypisch. Man könnte also auf die Idee kommen, jetzt aussichtsreiche Titel zu kaufen, wenn der Kurs richtig niedrig aussieht und dann das Jahresende abwarten. Anfang nächsten Jahres könnte dann aber wieder die abflauende Konjunktur in den Vordergrund rücken und wie dieses Jahr auch einen Kursabsturz zur Folge haben. Da wäre es vielleicht sinnvoll, sich vorher von den meisten Papieren zu trennen und auf einen fallenden Markt zu setzen. Noch eine Frage / Anmerkung zu Ihrem Musterdepot. Da ich Ihren Börsenbrief erst seit kurzem lese, habe ich natürlich Ihr Depot nicht berücksichtigt. Da fragt man sich z.B. bei Salzgitter, das jetzt deutlich unter dem von Ihnen genannten Einstiegskurs liegt, ob ein Einstieg noch sinnvoll ist, oder wann ein sinnvoller Einstiegskurs sein könnte. Aus persönlichen Gründen (ein Verwandter arbeitet bei Qimonda) beobachte ich den Infineon-Kurs und mir fällt auf, dass der höchst volatil ist, es finden sich natürlich immer wieder Nachrichten, die das rechtfertigen. Bei günstig gewählten Einstiegs-/Ausstiegszeiten bleibt ein satter Gewinn. Meine Mutter hatte aus historischen Gründen (Landwirtschaft) Anteile an der Baywa. Die Baywa hat im vergangenen Zeitraum stark zugelegt. Da sie aber 75 ist, dies etwa die Häfte ihres ganzen Vermögens ausgemacht hat, habe ich ihr geraten, die Anlage zu verkaufen, leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt im März. Und der Banker, der das für sie veranlasst hat, hat natürlich auch nicht auf den Tageskurs geachtet. Die weitere Perspektive von Baywa ist aber vermutlich nicht so sicher, sodass ich denke, dass meine Empfehlung nicht falsch war. Bei einer Rente von monatlich 50 Euro ist spekulieren sicher nicht ratsam. Herzliche Grüße aus Ulm, Peter ANTWORT: Besten Dank für Ihr Schreiben und das Lob über meinen Heibel-Ticker. Sie haben ja gleich eine ganze Reihe von schweren Fragen an mich gerichtet: 1.: WKN 801065: DUESSELDORFER HYPOTHEKENBANK GENUSSSCHEIN von 1998 Selbst Wirtschaftsprüfer, die sich die Bilanzen und weitere Bücher unserer Hypothekenbanken anschauen können, sind nicht in der Lage, das Restrisiko von weiteren Immobilienderivaten im Bestand von Hypothekenbanken abzuschätzen. Präsident Bush hat keinen Schimmer, wie er der Finanzmarktkrise begegnen soll und in meinen Augen ist seine Administration mit verantwortlich für die Intensität der Krise. Am Verhalten der CEOs von Lehman und AIG sehe ich, dass selbst die Unternehmenschefs keinen Schimmer über die Details hinter den Immobilienderivaten haben. Es wäre also ein Lotteriespiel, jetzt den Genußschein der Düsseldorfer Hypo zu kaufen, ohne Gewissheit darüber zu haben, dass keine weiteren Immobilienderivate mehr im Bestand sind. Verlockend ist es, wenn man sich die Rendite anschaut. Doch auch höchst riskant. Der Präsidentenwechsel wird vielleicht für einen zwischenzeitlichen Aufschwung sorgen, aber die Probleme sind damit auch nicht gelöst und wer schwach auf der Brust ist, der geht auch in einem solchen Aufschwung pleite. Mir wäre das zu riskant, so verlockend es auch klingen mag. 2.: Salzgitter ist in meinen Augen derzeit zum Nachkaufen geeignet. Ich werde es später im Kundenbereich ergänzen. 3.: Infineon werden die 3G-Empfangsprobleme des Apple iPhone zugeschrieben und das Unternehmen arbeitet fieberhaft an einer Lösung. Es ist nicht gerade ein Aushängeschild für Infineon, wenn es diesen Chip nicht sauber hinbekommen hat. Ohnehin verliere ich so langsam die Geduld bei Infineon, da gibt es bessere Tech-Aktien. 4.: Baywa: Na, da haben Sie doch gar nicht so falsch gelegen: In den vergangenen Tagen ist der Kurs wieder auf das Niveau von März zurück gefallen. Es gibt einen neuen CEO bei der Baywa, er hat als erstes einmal grundlegende Umstrukturierungen in Aussicht gestellt. Das ist natürlich stets eine Belastung für das Unternehmen, so dass ich auf absehbare Zeit erst einmal mit keiner Kurserholung rechne. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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