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Börsenanalyse: Optionsverfallstage – Spekulieren auf, oder Relativierung von Kursschwankungen

Last updated on 9. Februar 2022

Hallo Herr Heibel,

erstmal möchte ich mich recht herzlich bei Ihnen bedanken. Ihre Analysen und Blick hinter die Kulissen helfen mir, die doch recht komplexen Zusammenhänge einigermaßen zu verstehen. Ich freue mich immer wieder die neueste Ausgabe von Ihnen zu lesen.

Weshalb ich Sie anschreibe ist, dass ich folgende Frage habe mit der Bitte mir diese vielleicht beantworten zu können. Speziell geht es um den morgigen Handelstag an der Börse:

Also, morgen sind verschiedene Verfallstermine bzgl. Aktienoptionen der Dax-Familie der Stoxx-Familie und so weiter, also recht viele Verfallstermine.

Was bedeuten diese Verfalltermine denn genau? Haben diese mit Optionsscheinen zu tun deren letzter Handelstag an diesem Tag ist? Ich kann mich daran erinnern, dass vor nicht all zu langer Zeit der Dax an so einem Verfallsdatum um mehr als 3 % abgeschmiert ist, weil einige Optionen auf Put waren.

Wenn dies so ist, dann wird doch morgen der Markt wieder stark von diesem Verfallsdatum beeinflusst oder? Ich habe mal gelesen dass sich dann der Dax an solchen Tagen meist an runden Marken aufhält.

Evtl. meine Schlussfolgerung: Am heutigen Tag hat sich der Dax trotz schlechter Konjukturdaten nach einem tiefen Abtaucher sehr gut erholt und wenn der Dow nicht zum Schluss schlapp gemacht hätte, dann hätten wir mit Sicherheit ganz in der Nähe der 6500 geschlossen. Ist dies vielleicht ein Zeichen, dass der Dax morgen die 6500 übersteigt? Gibt es eine Möglichkeit zu sehen, um welche Verfallsoptionen es an diesem Tag geht ich meine auf Call oder Put.

Ich hoffe Sie können mir eine Antwort geben.

Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Bemühungen.

Mit freundlichen Grüßen, Aytac aus Reinheim

ANTWORT:

Es gibt Standard-Termine, die von den meisten Emittenten von Optionsscheinen eingehalten werden, dabei geht es sowohl um Calls, als auch um Puts. Meist laufen Optionsscheine am dritten Freitag der Quartalsmonate März, Juni, September und Dezember aus. Aber auch an allen anderen dritten Freitagen der verbleibenden Monate laufen viele Optionsscheine aus. Quartalsweise häuft sich das halt.

Für Spekulanten bedeutet dies erst einmal nichts weiter, als dass das Handeslvolumen in den jeweiligen Tagen vor den Verfallstagen besonders groß ist. Nun gibt es einige Besonderheiten, die mitunter eintreten können:

Nehmen wir einmal an, es gibt besonders viele Anleger, die einen Call-OS auf den DAX 6.500 Punkte haben. Sie wünschen sich, dass der DAX in den Tagen vor dem Verfallstag nochmals über diese Marke klettert, damit sie diesen OS noch verkaufen können. Wenn beispielsweise ein großer, institutioneller Anleger solche Calls besitzt und ohnehin noch ein paar Millionen zum Anlegen hat, dann wird er das vielleicht gezielt in den Tagen vor dem Verfallstag tun, um den DAX nochmals zu stützen. Und wenn nun gleich mehrere Großanleger auf solchen Scheinen sitzen, dann kommt es unabgesprochen zu Massenkäufen, die den DAX nach oben bewegen.

Selbiges kann dann auch im umgekehrten Fall passieren, wenn Anleger überwiegend Puts besitzen. Und so bewegen sich Indizes, als auch viele Einzelaktien, in diesen Tagen häufig auf runde Kursmarken zu, da die Basispreise von Optionsscheinen (Calls & Puts) stets runde Preise sind.

Häufig ist es sogar so, dass an dem einen Tag die Bullen überwiegen, und am folgenden Tag eben die Bären zum Zuge kommen. Kursbewegungen des einen Tages werden am folgenden Tag egalisiert.

Um auf solche Bewegungen zu spekulieren, bräuchten Sie detailliertes Wissen über die Anzahl ausstehender Optionsscheine, mit welchen Basispreisen und darüber hinaus müssten Sie noch wissen, wie die entsprechend positionierten Anleger ansonsten positioniert sind. Solche Informationen sind meines Wissens nicht verfügbar.

Ich ziehe aus dem Wissen um diese Verfallswochen lediglich dem wichtigen Tipp, dass heftige Kursbewegungen des einen Tages am nächsten Tag meist wieder ausgeglichen werden. {weiter[40|9]}

Published inAllgemeine Börsenthemen

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