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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 14.05.2025 um 11:00 Uhr

US-Dollar stabilisiert sich – neue Chancen für Anleger mit Blick auf Amerika

Seit Anfang 2025 beobachten wir eine deutliche Kapitalflucht aus den USA. Institutionelle Anleger, darunter Pensionsfonds aus Finnland, Australien und Dänemark, reduzieren ihre Engagements in US-Dollar-Assets und verlagern Mittel verstärkt nach Europa. Hauptgründe sind die erratische Handelspolitik der Trump-Administration, insbesondere die Einführung umfassender Zölle, sowie die wachsende Unsicherheit über die wirtschaftliche Stabilität der USA.

Die Ankündigung neuer Zölle im April 2025 führte zu einem Anstieg der Importaktivitäten: US-Händler orderten vorab Waren, um zukünftige Kostensteigerungen zu vermeiden. Diese Importe wurden in US-Dollar bezahlt, was zu einem Abfluss von Dollar aus den USA führte. Gleichzeitig bauten Spekulanten ihre Long-Positionen im Dollar aus, in der Erwartung eines Kursanstiegs. Doch als der Dollar weiter an Wert verlor, wurden diese Positionen aufgelöst, was den Abwärtstrend zusätzlich verstärkte.

Aktuell zeigt der US-Dollar eine leichte Erholung: In der vergangenen Woche legte er um 0,6 % gegenüber dem Euro zu. Ob dies den Beginn einer nachhaltigen Trendwende markiert, bleibt abzuwarten. Historisch betrachtet folgten auf Phasen extremer Skepsis gegenüber dem Dollar häufig Erholungen. Ein möglicher Katalysator könnte ein Handelsabkommen mit Indien sein, das das Vertrauen in die US-Wirtschaft stärken würde.


Chancen für US-Aktien wachsen – jetzt aufmerksam bleiben als Anleger

Der US-Dollar könnte ein zwischenzeitliches Tief erreicht haben. Für Sie als Privatanleger bedeutet das: Wenn der Dollar weiter an Stärke gewinnt, steigen die Chancen auf eine Rückkehr internationalen Kapitals in den US-Markt – begleitet von möglichem Rückenwind für US-Aktien.

Vor allem große US-Technologiewerte, deren Geschäftsmodelle intakt sind, könnten bei einer Erholung des Dollars wieder verstärkt in den Fokus rücken. Gleichzeitig würden Wechselkursgewinne in Euro-geführten Depots die Rendite solcher US-Positionen zusätzlich verbessern. Wer bereits in US-Aktien investiert ist, profitiert von dieser Entwicklung. Wer noch zögert, sollte mögliche Einstiegszeitpunkte im Blick behalten – insbesondere bei Qualitätswerten mit günstiger Bewertung.

Auch auf der Rohstoffseite könnten sich Auswirkungen zeigen: Gold würde durch eine Dollar-Erholung weniger gefragt sein, da der „sichere Hafen“ an Bedeutung verliert. Für Anleger mit hoher Goldgewichtung kann sich mittelfristig eine Anpassung der Allokation anbieten.

Wichtig bleibt: Noch ist keine Trendwende bestätigt. Doch die aktuellen Signale sprechen dafür, US-Aktien wieder auf die Beobachtungsliste zu setzen und das eigene Portfolio strategisch auf mögliche Veränderungen auszurichten.


Vertiefung: Wie Trader, Zölle und Kapitalströme den US-Dollar beeinflussen

Die Androhung der Zölle sorgte für rege Handelsaktivitäten, US-Händler importierten auf Vorrat und zahlten in US-Dollar. US-Dollar flossen also aus den USA, um die internationalen Zulieferer zu bezahlen. Trader nahmen die Gegenposition ein und kauften den US-Dollar. So stieg die US-Dollar-Position der Trader und Spekulanten bis Februar/März stark an, obwohl der US-Dollar bereits kräftig ausverkauft wurde.

Vor dem Hintergrund des anhaltend schwachen US-Dollars wurden diese spekulativen Positionen anschließend aufgelöst, der US-Dollarverfall wurde damit noch verlängert bzw. verstärkt. Nun sind auch die Spekulanten und Trader aus dem US-Dollar raus. In der Vergangenheit markierte dieser Zeitpunkt häufig, in den vergangenen drei Jahren sogar immer, ein zwischenzeitliches Tief im US-Dollar.

Derzeit hat niemand Interesse am US-Dollar. Warum auch? Medienberichten zufolge schießen sich die USA derzeit aus dem internationalen Handel heraus. Doch wie so häufig an den Finanzmärkten wird genau dann ein Boden gebildet, wenn kein Interesse mehr an einer Aktie, einem Rohstoff oder auch einer Währung besteht. Und das ist dieser Entwicklung zufolge beim US-Dollar nun der Fall.

Nageln Sie mich nicht fest, ob das Tief heute, nächste Woche oder erst im Verlauf des Mais gefunden wird. Vielleicht liegt es auch schon hinter uns. Für uns ist die Interpretation eines künftig steigenden US-Dollars wichtiger als der genaue Zeitpunkt des Tiefs.

Ein steigender US-Dollar wird das Narrativ ändern, den Tonfall. Während der fallende US-Dollar als Beweis für den Niedergang der chaotischen USA herangezogen wird, würde ein steigender US-Dollar diese Story stören. Auch ein Abkommen beispielsweise mit Indien würde die Kritik, Trump habe bislang noch keinerlei Erfolge vorzuweisen, zum Erliegen bringen.

Weitere Details können Sie in unserem Heibel-Ticker PLUS 25/18 - Quartalszahlen: Mega-Tech glänzt, traditionelle Industrie mit Gegenwind finden.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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