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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 13.08.2025 um 10:20 Uhr

Donald Trumps Masterplan: US-Dollar schwächen ➡️ US-Wirtschaft stärken

Mehr als nur Zölle

Donald Trump verfolgt ein übergeordnetes Ziel: den US-Dollar zu schwächen und so der heimischen Industrie Vorteile im globalen Wettbewerb zu verschaffen. Kernarchitekt dieser Strategie ist sein Chef-Wirtschaftsberater Stephen Miran, der einen 3-Stufen-Plan entworfen hat – mit bewusstem Einsatz von wirtschaftlichem Druck, gezielten Entlastungen und einem geplanten internationalen Währungsabkommen.

Überblick: Trumps 3 Instrumente zur US-Dollarschwächung

  1. Zoll-Chaos – Handelszölle und Sanktionen als kurzfristige Schockwellen, um Handelspartner unter Druck zu setzen.
  2. Deals, Deals, Deals – Bilaterale Abkommen als gezielte Entlastung, die Abhängigkeiten schaffen und strategische Kontrolle sichern.
  3. Mar-a-Lago Accord – Geplantes internationales Währungsabkommen nach historischem Vorbild des Plaza-Accords, um den US-Dollar dauerhaft zu schwächen.

Chaos mit System – Trumps strategische Handschrift

Wir leben in einer Empörungsgesellschaft: Entscheidungen, die nicht dem eigenen Vorteil dienen, werden reflexartig kritisiert. Kaum jemand fragt nach den übergeordneten Zielen, die hinter einer Maßnahme stehen. Stattdessen beherrscht Empörung die Schlagzeilen – im Fall von Donald Trump oft mit dem Etikett eines „erratischen Regierungsstils“.

Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich viele seiner Methoden für katastrophal halte. Doch seine strategischen Ziele kann ich nachvollziehen – und solange mir kein besserer Weg einfällt, diese Ziele zu erreichen, halte ich mich mit vorschneller Kritik zurück.

Stephen Miran – Architekt der Dollarschwächung

Wer die eigentliche Logik hinter Trumps Politik verstehen will, muss seinen Chef-Wirtschaftsberater Stephen Miran kennen. Er gilt als Architekt eines 3-Stufen-Plans, der zunächst mit Zoll-Chaos gezielten wirtschaftlichen Druck erzeugt, dann in einer Phase bilateraler Deals Entlastungen verteilt – und schließlich in einem internationalen Währungsabkommen münden soll, dem „Mar-a-Lago Accord“. Ziel: eine strukturelle Schwächung des US-Dollars, um der heimischen Industrie im globalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen.

Zölle als Schockwellen

Die Mechanik ist klar: Zölle und Sanktionen wirken wie Schockwellen auf Handelspartner. Neue Abgaben auf Halbleiter, Pharma oder sogar Goldimporte halten die Unsicherheit hoch, treiben die Märkte in die Defensive und verschieben die Verhandlungsposition zu Gunsten der USA.

Deals als gezielte Entlastung

Anschließend folgen gezielte Einzelabkommen – etwa Zollkürzungen für japanische Autos oder militärische Kostenbeteiligungen der NATO-Partner –, die nicht den „fairen Handel“ herstellen, sondern die ökonomische Belastung der Handelspartner fein dosieren. Für die Gegenseite wirken diese Deals wie eine Erleichterung – tatsächlich dienen sie der Fortsetzung des strategischen Drucks.

Mar-a-Lago Accord als Endziel

Erst wenn der Druck hoch genug ist, kommt Instrument Nr. 3 ins Spiel: ein Abkommen nach historischem Vorbild des Plaza-Accords von 1985, bei dem koordinierte Devisenmarkt-Interventionen den US-Dollar um rund 40 % abschwächten. Miran will die heutigen Partner ähnlich an den Verhandlungstisch bringen – mit dem Unterschied, dass er das Chaos als Hebel bewusst einsetzt, um bessere Konditionen für die USA zu erzwingen.

Signalwirkung für die Finanzmärkte

Die jüngste Nominierung Mirans in die US-Notenbank verstärkt diesen Kurs. Offiziell ist er nur „Platzhalter“, bis über die Nachfolge von Fed-Chef Powell entschieden ist – faktisch aber sitzt damit ein prominenter Befürworter eines schwachen US-Dollars direkt am geldpolitischen Hebel. Für die Märkte ist das ein Signal: Die Strategie zur Dollarschwächung wird nicht nur handelspolitisch, sondern auch geldpolitisch abgesichert.

Bedeutung für Privatanleger

Für Anleger bedeutet Mirans Plan zur Dollarschwächung: Wechselkursbewegungen rücken stärker in den Fokus. Ein schwächerer Dollar kann Renditen von US-Anlagen für Euro-Investoren schmälern, während US-Exportwerte profitieren. Rohstoffe wie Gold und auch Bitcoin könnten durch die Dollarabwertung zusätzlichen Rückenwind erhalten. Wer global investiert, sollte Währungsrisiken aktiv im Blick behalten und gezielt Branchen oder Anlageklassen berücksichtigen, die von einem schwachen Dollar profitieren.

Details dazu finden Sie in unserer Heibel-Ticker Ausgabe Heibel-Ticker 25/32 - Stephen Miran erzeug ein Chaos mit System.

Kritik an Europa – und ein übergeordnetes Ziel

In den europäischen Medien wird der "Deal" zerrissen, Europa, oder namentlich Frau von der Leyen, sei eingeknickt, habe Europa verkauft. Ich möchte daran erinnern, dass Donald Trump ein großes Ziel verfolgt: Die Abwertung des US-Dollars. Dadurch, dass der US-Dollar Weltreservewährung ist, strömt mehr Geld in die USA, als es der wirtschaftliche Handel rechtfertigt. 

Durch diesen wirtschafts-unabhängigen Kapitalstrom in die USA, in den "sicheren Hafen" der Welt, ist der Wechselkurs des US-Dollars aus wirtschaftlicher Sicht zu hoch. US-Unternehmen werden also im internationalen Handel benachteiligt, da ihre heimische Produktion zu teuer ist und der Ausgleichsmechanismus über den Wechselkurs nicht funktioniert.

Der Zusammenhang zwischen Industrie, Kapitalströmen und Trump-Wählern

Dadurch, so ist Trump überzeugt, hat die US-Industrie keine Chance. Arbeitsplätze der US-Industrie sind über Jahrzehnte ins Ausland gewandert, in den USA gibt es Landstriche, die dadurch verarmt sind – Trump-Wähler.

Dieser Umstand ist bekannt und wird auch in Europa nicht bestritten. Strittig ist, welchen gegenläufigen Einfluss IT-Dienstleistungen aus den USA (Cloud, KI, ...) im internationalen Handel haben. Im Handel mit der EU kompensieren IT-Dienstleistungen aus den USA größtenteils das Handelsbilanzdefizit, auf das sich Trump bezieht. 

Wenn Trump sich also über das Handelsbilanzdefizit beschwert, erwidern die Europäer, dass dies nicht stimme, und verweisen auf die IT-Dienstleistungen. Doch Trump hat nicht primär das Handelsbilanzdefizit im Blick. Er sieht selbst bei einer ausgeglichenen Handelsbilanz noch immer die USA im Nachteil aufgrund der oben aufgezeigten Kapitalströme in Richtung Welt-Reservewährung. 

Um diesen Nachteil auszugleichen, müssen Handelspartner in seinen Augen zusätzlich zu einer ausgeglichenen Handelsbilanz eine Kompensation zahlen.

Zölle als Druckmittel – nicht als Ziel

Zölle sind also nicht das Ziel, sondern nur ein Mittel zum Zweck. US-Amerikaner fühlen sich im internationalen Handel benachteiligt, die Klage ist nicht neu. Doch der Rest der Welt ging bislang nicht darauf ein. 

Zuletzt in den 1980er Jahren gab es den Plaza-Accord, eine Vereinbarung, die im New Yorker Plaza-Hotel abgeschlossen wurde und demzufolge sich die westlichen Handelspartner der USA verpflichteten, den US-Dollar zu schwächen bzw. die heimische Währung zu stärken. 

Seither ist das System trotz wiederholter Klagen der USA aus Sicht vieler US-Amerikaner aus dem Ruder gelaufen.

Wenn Überzeugung nicht reicht, dann eben mit Druck

... und wenn es mit Überzeugungskraft nicht korrigiert werden kann, dann wählt man halt mal einen Verrückten an die Spitze, der mit fragwürdigen Methoden das Ziel der US-Dollarschwächung verfolgt.

Details dazu finden Sie in unserer Heibel-Ticker Ausgabe Heibel-Ticker 25/31 - Panik statt Schnäppchenjagd: DAX-Ausverkauf verunsichert Anleger spürbar.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Mitglieder über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Heibel-Ticker Mitglieder schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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