Zinssenkungszyklen der Fed führten in der Vergangenheit zu erheblichen Einbrüchen an den Aktienmärkten. In den letzten Zyklen, 2000 und 2007, fielen die Märkte um mehr als 50%. Optimisten sagen jedoch, dass dieses Mal alles anders sei. Niedrige Arbeitslosenquoten und eine robuste Konjunktur könnten uns vor einem ähnlichen Crash bewahren. Besonders der Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) bietet Hoffnung. Anders als in früheren Zyklen finanzieren Unternehmen wie Nvidia, AMD, Micron und ARM ihre Investitionen nicht durch Kredite, sondern durch Barreserven. Diese Faktoren könnten einen Absturz abmildern, aber die zentrale Frage bleibt: Wann werden sich die Effizienzgewinne der KI realisieren?

Letzte Woche führte eine Mischung aus schwachen US-Arbeitsmarktdaten und enttäuschenden Nachrichten von VW und Intel zu deutlichen Verlusten im DAX. Der Kursrutsch zeigt, dass spekulatives Kapital, das kurzfristigen Trends folgt, den Markt dominiert. Zusätzlich sorgen Ängste vor Notenbankfehlern, einer KI-Blase, sinkendem Konsum und der typischen September-Schwäche für Unsicherheit. Nüchtern betrachtet sind diese Ängste nicht immer berechtigt, belasten aber trotzdem die Kurse. Anleger sollten darauf vorbereitet sein, dass die Märkte Zeit brauchen, um diese Sorgen zu verarbeiten.

Bereits seit einigen Wochen deuten die Sentimentindikatoren am Ölmarkt auf einen steigenden Ölpreis hin, doch bisher ist dieser Anstieg ausgeblieben. Aktuell liegt der Preis für ein Fass WTI-Öl bei 75 USD, was nahe an seinem Jahrestief liegt. Mit dem baldigen Auslaufen der Förderkürzungen der OPEC+ und den Fortschritten in den Friedensverhandlungen im Nahen Osten spricht vieles für einen weiteren Rückgang der Ölpreise. Gleichzeitig hat US-Notenbankchef Jay Powell Entwarnung hinsichtlich der Inflation gegeben und eine mögliche Zinssenkung in Aussicht gestellt. Dies könnte die Nachfrage nach Öl ankurbeln. Automobilhersteller weltweit setzen wieder verstärkt auf Verbrennungsmotoren, was ebenfalls zu einer erhöhten Ölnachfrage führen könnte. Dennoch bleibt fraglich, ob dies ausreicht, um eine nachhaltige Ölpreisrallye auszulösen.

Die Anleger nutzten den Ausverkauf zu Beginn des Monats, um auf eine schnelle Gegenbewegung zu spekulieren, was zu einem gestiegenen Optimismus führte. Diese vermeintliche Sicherheit birgt jedoch Gefahren: Es fehlen Absicherungen gegen fallende Kurse, und ein negatives Ereignis könnte einen erneuten, heftigen Ausverkauf auslösen. In Deutschland und den USA ist ein moderater Optimismus zu erkennen, doch die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, und das Handelsvolumen ist aufgrund des Sommerlochs extrem niedrig. Diese Kombination erhöht die Gefahr eines abrupten Kursrückgangs, sollte es an positiven Impulsen fehlen.