Veröffentlicht von Stephan Heibel am 06.02.2018 um 14:27 Uhr

Moderater Crash war überfällig

Vor 10 Tagen, also kurz vor der Korrektur, habe ich im Heibel-Ticker den Korrekturbedarf ausführlich dargelegt. Ich habe für den Ölpreis am Ende von Kapitel 02 detailliert dargelegt, warum dort ein Rückschlag unmittelbar bevorsteht. Zudem habe ich im Kapitel 03 das Sentiment dahingehend interpretiert, dass eine Korrektur ziemlich schnell vonstatten gehen wird. Okay, zugegeben, die Intensität und Geschwindigkeit, mit der nun die Aktienmärkte ausverkauft wurden, hat auch mich überrascht. die Ursachen dafür habe ich zwar erkannt, aber in ihrer Wirkung unterschätzt. Schauen wir uns mal die vorausgehende Entwicklung an den Aktienmärkten an: [caption id="attachment_2294" align="alignleft" width="354"]Internetblase-Korrekturen Internetblase-Korrekturen, Quelle: E-Mail Newsletter Daily Wealth[/caption] 14 Monate lang, also seit dem Wahlsieg Donald Trumps, gab es keine Korrektur oder Konsolidierung von mehr als 3% an den US-Aktienmärkten. Während der beiden letzten Jahre der Internetblase 1998 bis 2000 gab es insgesamt 5 Korrekturen von rund 10%. Daraus lernen wir: Korrekturen gehören zum Bullenmarkt. Die Korrektur, die wir derzeit erleben, ist normal. Was NICHT normal ist, waren die 14 Monate ohne Korrektur.   [caption id="attachment_2295" align="alignright" width="355"]Put/Call-Ratio Put/Call-Ratio, Quelle Eurex[/caption] Zudem haben sich in den vergangenen Monaten immer weniger institutionelle Anleger abgesichert. Sehen Sie sich mal die folgende Graphik an. Seit Mitte September haben sich institutionelle Anleger, die sich über die Eurex mit Put-Positionen gegen fallende Kurse absichern, immer weniger abgesichert. Anfang Dezember, als Bundespräsident Steinmeyer  Martin Schulz zwang, Koalitionsverhandlungen zur GroKo einzugehen, gab es mal einen Spike für Put-Käufe, doch sonst blieben institutionelle Anleger erstaunlich gelassen. Daraus folgt: Solange die Kurse steigen ist alles gut, doch wehe, wenn's mal abwärts geht. Ich habe einen weiteren Indikator, der mir persönlich Auskunft über die Verfassung der deutschen Aktienmärkte gibt: Die Abonnentenentwicklung für meinen Börsenbrief Heibel-Ticker. Natürlich kann ich mich der Eitelkeit nicht vollständig erwehren, steigende Abonnentenzahlen meinen treffsicheren Analysen zuzuschreiben, doch wenn ich ehrlich sein muss, dann ist es natürlich auch die aktuelle Börsenlandschaft, die seit einigen Monaten wieder vermehrt Anleger an den Aktienmarkt zieht. Diese neuen Anleger abonnieren zum einen meinen Börsenbrief. Zum anderen kaufen sie sich Aktien. Anders als diejenigen, die bereits seit vielen Jahren die aktuelle Aktienmarktrallye mitsegeln haben die neuen Anleger jedoch erst zu Kursen gekauft, die einem DAX-Niveau von 13.000 bis 13.500 entsprechen. Diese Anleger sind seit gestern mit ihren Positionen unter Wasser, und daher verständlicherweise sehr nervös. So traf eine leichte Konsolidierung in der vergangenen Woche auf eine ziemlich unkritische Anlegerschaft, die eine weitere Konsolidierung um bis zu 3% locker ausgesessen hätten. Doch als es nun stärker runter ging, fielen einige Dinge zusammen: Institutionelle Anleger stellten plötzlich fest, dass ihre Absicherungspositionen viel zu klein für eine nennenswerte Korrektur von bspw. 10% sind. So gingen sie Hals über Kopf Put-Absicherungspositionen ein, die von den Put-Emittenten durch Leerverkäufe an den Aktienmärkten gegenfinanziert wurden. Diese Leerverkäufe trafen jedoch auf keine nennenswerte Nachfrage, da ja ohnehin schon viele Anleger auf eine überfällige Korrektur warteten. Somit rauschten die Kurse ziemlich schnell in den Keller. Was als nächstes passiert: Nun, die erste Verkaufswelle haben wir hinter uns. Nun müssen wir beobachten, ob institutionelle Anleger inzwischen ausreichend abgesichert sind, oder ob im weiteren Tagesverlauf der Druck auf die Kurse nochmals zunimmt. Zudem kann ich mir gut vorstellen, dass die neuen Privatanleger etwas länger brauchen, um zu reagieren. Sie haben heute früh mit Schrecken gesehen, dass ihre Positionen rote Vorzeichen tragen und nun überlegen sie, was sie tun sollen. Ich vermute, viele von ihnen sitzen heute gespannt vor dem Bildschirm und beobachten das Geschehen. Sollten sie sehen, dass die Kurse erneut gen Süden drehen, dann werden sie den Panik-Knopf drücken, es könnte somit zu einem weiteren Tag des heftigenAusverkaufs kommen. Heute früh war der DAX vorbörslich auf knapp über 12.000 Punkte gekracht. Das ist eine Korrektur von 11% zum Allzeithoch vom 23. Januar, und das reicht eigentlich. Ich kann wohl vorstellen, dass wir dieses Niveau nochmals testen, vielleicht sogar leicht unterschreiten. Doch deutlich tiefer dürfte es eigentlich nicht mehr gehen, denn die großen Transaktionen sind bereits erfolgt. Privatanleger bringen schon lange nicht mehr ansatzweise das Gewicht auf's Parkett, das institutionelle Händler haben. Ein Hedgefonds übrigens hat diese Entwicklung ziemlich gut antizipiert ... oder etwa herbeigeführt? Mehr dazu werde ich in meinem nächsten Artikel schreiben.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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