Sehr geehrter Herr Heibel,
ich verstehe nicht, warum der Yen steigt, wenn die Carry-Trades aufgelöst werden. Die Währung Yen wird doch zurückgegeben, weil der Schuldner sie nicht mehr "will". Dadurch fällt die Nachfrage nach dem Yen und die Währung müsste fallen.
6-Monatschart EURO/YEN
Vielen Dank, Martin aus Meckenheim
P.S.: Ich finde es gut, dass Sie die jeweils letzten Kommentare zu den beobachteten Werten zusammengefasst und auf einen Klick zugänglich gemacht haben.
ANTWORT:
Nein, die Schuldner haben ja nicht Yen im Tresor liegen.
Schauen Sie einmal an die Entstehung des Carry-Trades: Ein deutscher Häuslebauer braucht einen Kredit, um das Haus zu bezahlen. Er nimmt diesen Kredit nicht in Euro auf, sondern in Yen. Die Verzinsung war niedrig (1%), der Yen wurde gleichzeitig schwächer. Dies war eine günstige Konstellation für ihn.
Nun ist der Zins in Japan etwas gestiegen und, viel wichtiger noch, der Yen steigt. Wenn er beispielsweise eine Kreditsumme von 100.000 Euro aufgenommen hatte, dann reichten bei fallendem Yen später weniger Euro aus, um diesen Kredit zurück zu zahlen. Bei steigendem Yen muss er mehr Euro aufwenden, um die Yen-Kreditsumme zurück zu zahlen.
Die Rückzahlung erfolgt, indem er den entsprechenden Euro-Betrag von seinem Konto in Yen umtausch (also Yen kauft!) und anschließend die Kreditsumme tilgt. Es werden also Yen gekauft, was die Nachfrage nach dem Yen weiter anheizt und den Yen weiter steigen lässt.
War das verständlicher?{weiter[40|9]}
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