Ich bin in meinen letzten Heibel-Ticker-Ausgaben ausführlich auf die aktuellen Entwicklungen und die Diskussion um eine mögliche KI-Blase eingegangen. Hier gebe ich meine finale Einschätzung in kompakter Form.
Die Märkte haben einen heftigen Ausverkauf hinter sich. Gute wie schlechte Aktien wurden ohne Rücksicht auf Bewertungen auf den Markt geworfen. Genau in dieser Phase lagen die Chancen: Gewinne eines ganzen Jahres konnten gesichert und solide Unternehmen günstig eingesammelt werden. Die Unsicherheit wurde zusätzlich durch die kaum belastbaren US-Arbeitsmarktdaten nach dem Regierungswechsel-Shutdown verstärkt. Jay Powell, Michael Saylor und Sam Altman standen im Zentrum der Marktbewegung und verdeutlichten, warum der Ausverkauf so heftig verlief.
Der Blick auf die Sentimentindikatoren zeigt ein klares Bild: Die Verunsicherung erreichte Extremwerte, während die Investitionsquote auf historischem Hoch lag – nur sechsmal in zwanzig Jahren waren Anleger stärker investiert. Gleichzeitig befand sich das Commitment der Anleger, in den nächsten Wochen aktiv zu werden, auf einem Extremwert. Diese Kombination trat in den vergangenen zwei Jahrzehnten 33-mal auf und in allen Fällen stand der DAX sechs Monate später höher – im Durchschnitt um 11,3 Prozent. Die Marktschwäche ist damit statistisch ein klassisches Korrekturmuster und kein Beginn einer breiten Baisse.
Inhaltlich spricht vieles für eine gesunde Neubewertung. Alles, was überwiegend auf Storytelling, Hoffnung und Präsentationsfolien basierte, wurde brutal ausgesiebt. Unternehmen mit echten Gewinnen, Cashflows und Wettbewerbsvorteilen wurden zwar kurzfristig mit nach unten gezogen, dürften sich aber schneller erholen. Genau jetzt ist der Zeitpunkt, Qualitätsaktien zu halten beziehungsweise Übertreibungen aus dem Portfolio zu entfernen. Die Spreu hat sich vom Weizen getrennt – zuerst im Abverkauf, jetzt folgt die Erholung.
Ein wichtiger Auslöser der Nervosität war das Verhalten von Sam Altman und OpenAI. Die Investitionsprogramme in dreistelliger Milliardenhöhe, ohne ausreichende Cashflows, zeigen, wo tatsächlich Blasenrisiken entstehen: überall dort, wo Rechenzentren auf Kredit gebaut wurden. Die Forderung nach staatlicher Finanzierung war eine Bankrotterklärung. Das betrifft allerdings nur einen kleinen Teil des KI-Sektors und nicht die massiven, cashflow-basierten Investitionen der Hyperscaler. Unternehmen wie Dell gerieten kurzfristig unter Druck, bleiben aber operativ solide.
Da die US-Notenbank mangels überzeugender Konjunkturdaten im Blindflug agiert, haben sich Anleger zurückgezogen. Das belastete zunächst Bitcoin, sorgte für Nervosität bei KI-Aktien und verstärkte die Debatte über mögliche Übertreibungen. Entscheidend ist: Eine breitflächige Baisse ist nicht absehbar. Korrekturen von 10 bis 15 Prozent gehören nach den extremen Kursgewinnen der vergangenen Monate zum normalen Zyklus. Wer jetzt auf substanzstarke Geschäftsmodelle setzt, ist für die kommenden Monate gut aufgestellt.
KI-Investitionen werden auf Jahre exponentiell weiterwachsen. Konsolidierungsphasen und punktuelle Bereinigungen sind normal und sinnvoll. Neu ist, dass ich ab sofort gezielt beobachte, wo im KI-Sektor übertriebene Erwartungen auftauchen.
Fazit: Wir haben keine platzende Blase des Gesamtmarktes erlebt, sondern eine gesunde, notwendige Neubewertung – und behalten im Heibel-Ticker-Gemeinschaft genau im Auge, wo Risiken entstehen und wo Chancen liegen.
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Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Mitglieder über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Heibel-Ticker Mitglieder schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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