Ich bin in diesen Tagen mit dem Rennrad unterwegs, in den Alpen. Zwar kann ich auf dem Laufenden bleiben, doch tiefere Analysen lassen sich vom heimischen Büro aus besser erstellen. Daher schreibe ich heute mal über ein etwas generelleres Thema, das bei mir kontinuierlich im Kopf umherschwirrt.
Wer Woche für Woche einen Börsenbrief herausgibt, wie ich es mit dem Heibel-Ticker tue, der bewegt sich zwangsläufig in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite brauche ich ein gesundes Selbstbewusstsein, um Aktienempfehlungen auszusprechen oder Marktstimmungen zu deuten. Auf der anderen Seite lehrt mich die Erfahrung, dass nur Bescheidenheit die Offenheit erzeugt, eigene Irrtümer zu erkennen, Fehler einzugestehen und auch einmal ein „Ich weiß es nicht” zuzulassen.
Ohne eine klare Meinung, ohne die Bereitschaft, Farbe zu bekennen, funktioniert ein Börsenbrief nicht. Unsere Mitglieder wollen Orientierung. Sie wollen wissen, was Sie mit Ihrer Tesla-Aktie tun sollen oder ob Sie in die Nvidia-Aktie noch einsteigen sollten. Sie wünschen sich einfache, aber doch fundierte Antworten.
Mein Selbstbewusstsein speist sich nicht aus Allwissenheit, sondern aus Erfahrung. Nach mehr als drei Jahrzehnten im Markt, tausenden Quartalsberichten und Krisen vom Dotcom-Crash bis zur Corona-Pandemie weiß ich, worauf es ankommt. Ich analysiere Daten, spreche mit Experten, betreibe eine eigene Sentiment-Umfrage, schaue auf Makrodaten und Charttechnik und komme dann zu einer Meinung. Diese teile ich, häufig mit einem klarem „Ja” oder „Nein” und eben nicht mit weichgespültem „könnte eventuell vielleicht”.
Eine solche Meinung in die Welt hinaus zu schicken, verlangt Mut, denn an der Börse ist nichts sicher. Und jeder Leser hat im Zweifel echtes Geld investiert, in der Regel hart erarbeitetes Geld.
Und genau deshalb braucht es auf der anderen Seite die Bescheidenheit. Wer sich am Finanzmarkt bewegt, wird sich irren, wird Fehler machen. Keine Analyse, keine These ist davor gefeit, von der Realität überholt zu werden, sei es durch plötzliche Zinsschwenks, politische Eskalationen oder schlicht menschliches Verhalten. Diese Woche überraschte mich die Zolleinigung zu 15% zwischen Japan und den USA, so dass ich unsere Spekulation in Carvana von "A - Kaufen" auf "D" - Verkaufen" stellte. Ich war mich sicher, dass Trump an der japanischen Autoindustrie ein Exempel statuieren würde, ich meinte das zwischen den Zeilen seiner Aussagen herausgelesen zu haben.
Bescheidenheit heißt: Ich bin mir der Grenzen meines Wissens bewusst. Ich erkenne an, dass auch meine sorgfältigste Analyse falsch liegen kann. Und ich bin bereit, Fehler offen zu benennen, selbst wenn das weh tut.
Über die Jahre habe ich gelernt, wie befreiend das Eingestehen von Fehlern sein kann. Mein "Guru-Status" wird dadurch zwar zerstört, doch in meinen über 30 Jahren an der Börse habe ich vielleicht eine Handvoll Gurus kennengelernt, die diesen Status wirklich verdienen. Ich bin keiner.
Gerade in einer Welt voller „Gurus” und Selbstdarsteller halte ich Glaubwürdigkeit für wichtig. Sie entsteht nicht durch Unfehlbarkeit, sondern durch Transparenz. Wer offenlegt, warum eine Empfehlung nicht aufgegangen ist, und daraus lernt, gewinnt langfristig Vertrauen.
So maße ich mir auch nicht an, Sie "reich" zu machen. Geld verdienen an der Börse ist ein Job, für den eine 40-Stundenwoche in der Regel nicht ausreicht. Es braucht eine gute Ausbildung und Startkapital, je mehr, desto besser. So gibt es Menschen, die mit ihrem Kapital ihren Lebensunterhalt verdienen. Es gibt auch Spekulanten, die ihr Kapital mit Hilfe einer bestimmten Strategie, die sie kontinuierlich überarbeiten, vermehren.
Wer aber, so wie die Mitglieder des Heibel-Tickers, einen Vollzeitjob außerhalb der Finanzwelt hat oder sich in der Rente den einen oder anderen Urlaub dazu verdienen möchte, der hat weder die Ausbildung noch die Zeit, um sich der Börse als Vollzeitjob zu widmen.
Ich habe sowohl die Ausbildung als auch das Startkapital, um an der Börse als Vollzeitjob meinen Unterhalt zu verdienen. Warum tue ich das nicht?
Hmm, ich habe festgestellt, dass bei mir die Gier nicht gerade stark ausgeprägt ist. Dafür jedoch habe ich ein starkes Sendungsbewusstsein. Ich bin lange genug in der Finanzbranche unterwegs und habe häufig genug gehört, mit welchen Argumenten Privatanleger davon abgehalten werden, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Nur um dann mit 3% oder 5% netto, also nach Gebühren, abgespeist zu werden. Das kann ich besser, auch wenn wir uns aus den heißen Spekulationen weitgehend raushalten.
Dadurch, dass ich jede Empfehlung so weit ausarbeiten muss, bis sie für Sie verständlich und umsetzbar ist, gehen einige Chancen verloren. Dennoch liegen wir im Heibel-Ticker mit rund 9% p.a. in den vergangenen 15 Jahren besser als der DAX. Das schaffen die wenigsten Fondsmanager.
Und so verstehe ich mich als Wegbegleiter. Ich biete Einordnung, Orientierung, Denkanstöße. Ich formuliere Empfehlungen, aber ich nehme niemandem die Entscheidung ab. Sie bleiben immer eigenverantwortlich, und das geht nur über eine gute Information.
Die Börse ist ein Ort voller Emotionen: Gier, Angst, Euphorie, Zweifel. Wer sich hier Gehör verschaffen will, muss klar sprechen. Daher versuche ich stets, mir mein Selbstbewusstsein auf einem Niveau zu bewahren, das mein Sendungsbewusstsein rechtfertigt, mich aber nicht zum Guru erhebt. Gleichzeitig bewahre ich meine Bescheidenheit, die mich meine Fehler erkennen und daraus lernen lässt, ohne verunsichert und ängstlich zu wirken.
Oder anders formuliert: Wer einen Börsenbrief sucht, mit dem er reicht wird, ist bei mir falsch. Mit dem Heibel-Ticker versetze ich Sie in die Lage, reich zu bleiben.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Mitglieder über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Heibel-Ticker Mitglieder schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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