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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 07.08.2025 um 11:16 Uhr

Dollarschwächung soll mit Trumps USA-EU Zoll-Deal vorangetrieben werden

Kritik an Europa – und ein übergeordnetes Ziel

In den europäischen Medien wird der "Deal" zerrissen, Europa, oder namentlich Frau von der Leyen, sei eingeknickt, habe Europa verkauft. Ich möchte daran erinnern, dass Donald Trump ein großes Ziel verfolgt: Die Abwertung des US-Dollars. Dadurch, dass der US-Dollar Weltreservewährung ist, strömt mehr Geld in die USA, als es der wirtschaftliche Handel rechtfertigt. 

Durch diesen wirtschafts-unabhängigen Kapitalstrom in die USA, in den "sicheren Hafen" der Welt, ist der Wechselkurs des US-Dollars aus wirtschaftlicher Sicht zu hoch. US-Unternehmen werden also im internationalen Handel benachteiligt, da ihre heimische Produktion zu teuer ist und der Ausgleichsmechanismus über den Wechselkurs nicht funktioniert.

Der Zusammenhang zwischen Industrie, Kapitalströmen und Trump-Wählern

Dadurch, so ist Trump überzeugt, hat die US-Industrie keine Chance. Arbeitsplätze der US-Industrie sind über Jahrzehnte ins Ausland gewandert, in den USA gibt es Landstriche, die dadurch verarmt sind – Trump-Wähler.

Dieser Umstand ist bekannt und wird auch in Europa nicht bestritten. Strittig ist, welchen gegenläufigen Einfluss IT-Dienstleistungen aus den USA (Cloud, KI, ...) im internationalen Handel haben. Im Handel mit der EU kompensieren IT-Dienstleistungen aus den USA größtenteils das Handelsbilanzdefizit, auf das sich Trump bezieht. 

Wenn Trump sich also über das Handelsbilanzdefizit beschwert, erwidern die Europäer, dass dies nicht stimme, und verweisen auf die IT-Dienstleistungen. Doch Trump hat nicht primär das Handelsbilanzdefizit im Blick. Er sieht selbst bei einer ausgeglichenen Handelsbilanz noch immer die USA im Nachteil aufgrund der oben aufgezeigten Kapitalströme in Richtung Welt-Reservewährung. 

Um diesen Nachteil auszugleichen, müssen Handelspartner in seinen Augen zusätzlich zu einer ausgeglichenen Handelsbilanz eine Kompensation zahlen.

Zölle als Druckmittel – nicht als Ziel

Zölle sind also nicht das Ziel, sondern nur ein Mittel zum Zweck. US-Amerikaner fühlen sich im internationalen Handel benachteiligt, die Klage ist nicht neu. Doch der Rest der Welt ging bislang nicht darauf ein. 

Zuletzt in den 1980er Jahren gab es den Plaza-Accord, eine Vereinbarung, die im New Yorker Plaza-Hotel abgeschlossen wurde und demzufolge sich die westlichen Handelspartner der USA verpflichteten, den US-Dollar zu schwächen bzw. die heimische Währung zu stärken. 

Seither ist das System trotz wiederholter Klagen der USA aus Sicht vieler US-Amerikaner aus dem Ruder gelaufen.

Wenn Überzeugung nicht reicht, dann eben mit Druck

... und wenn es mit Überzeugungskraft nicht korrigiert werden kann, dann wählt man halt mal einen Verrückten an die Spitze, der mit fragwürdigen Methoden das Ziel der US-Dollarschwächung verfolgt.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Mitglieder über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Heibel-Ticker Mitglieder schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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