Der wirtschaftliche Zuwachs in den USA der vergangenen Monate ist trügerisch: Er beruht fast ausschließlich auf dem Währungsverlust des US-Dollars. Das Wachstum ist damit kein Zeichen wirtschaftlicher Stärke, sondern Ausdruck einer politisch gewollten Schwächung der eigenen Währung.
Wie kann man auf diese Entwicklung reagieren? Warren Buffett liefert eine klare Antwort – und gibt damit möglicherweise den Takt für die nächste globale Trendwende vor.
Der „Orakel von Omaha“ hält seit einigen Jahren Beteiligungen an fünf japanischen Rohstoffhändlern – Mitsubishi, Mitsui, Itochu, Marubeni und Sumitomo – und hat diese Positionen zuletzt weiter ausgebaut. Für alle fünf Unternehmen liegt eine Genehmigung vor, Beteiligungen von bis zu 9,9 % zu halten.
Damit positioniert sich Buffett gezielt gegen den US-Dollar und für eine globale Konjunkturerholung. Seine Entscheidung ist mehr als nur ein geografischer Diversifizierungsschritt – sie ist eine strategische Währungs- und Rohstoffwette.
Buffett geht davon aus, dass der US-Dollar weiter an Wert verliert. Weltweit werden Rohstoffe in US-Dollar gehandelt. Sinkt der Dollarkurs, können Käufer mit Yen, Euro oder Renminbi mehr Rohstoffe erwerben. Das kurbelt die Nachfrage an und lässt in Dollar gemessene Preise steigen.
Rohstoffhändler profitieren doppelt: Ihre langfristigen Einkaufspreise bleiben in Dollar stabil, während Verkaufspreise auf dem Weltmarkt steigen. Dadurch weiten sich Margen – ein ideales Umfeld für Unternehmen wie Mitsubishi oder Marubeni.
Buffett nutzt diese Dynamik, um Kapital in Unternehmen zu lenken, die unabhängig vom US-Binnenmarkt agieren und von internationalen Preisverschiebungen profitieren. Er setzt auf eine Welt, in der Wachstum zunehmend außerhalb der USA entsteht.
Hintergrund: Wie sich Trumps Zollpolitik, die Inflationsentwicklung und die bevorstehenden Zinssenkungen konkret auf den Dollar auswirken – und warum daraus eine strukturelle Schwäche der US-Währung entsteht – habe ich in der aktuellen Heibel-Ticker-Ausgabe 25/40 – So geht Warren Buffet mit der Gefahr von Kriegen, Strafzöllen und Inflation um ausführlich erläutert.
Viele Anleger wundern sich, warum Buffett trotz seiner bekannten Skepsis gegenüber kurzfristigen Marktschwankungen gerade auf diese Strategie setzt. Das hängt mit seiner Nutzung des Schiller-KGV zusammen – einem Bewertungsmaßstab, der die Gewinne der vergangenen zehn Jahre betrachtet.
Dieses Instrument eignet sich für langfristig orientierte Investoren, die Milliarden bewegen und große Markttrends erkennen müssen. Für Privatanleger ist das Schiller-KGV dagegen wenig hilfreich: Wir können flexibler agieren, Portfolios schneller anpassen und kurzfristige Chancen nutzen.
Buffetts Blick auf den langen Zyklus erklärt, warum er sich frühzeitig so positioniert hat. Während viele noch auf eine US-Zinswende warten, bereitet er sich bereits auf eine Welt nach der Dollar-Dominanz vor – ein Prozess, den ich im Beitrag „Trumps Masterplan: Zölle, Deals, Accord“ detailliert beschrieben habe.
Immer wieder werde ich auf Währungsabsicherungen angesprochen, die wir deutschen Privatanleger doch bräuchten, um unsere Performance zu verbessern. Immer wieder antworte ich darauf, dass solche Absicherungen überflüssig sind, weil sie Geld kosten und eher Spekulation als Schutz darstellen.
Ein Beispiel: Der Goldpreis steigt, wenn der US-Dollar schwächelt. In Dollar gerechnet stärker, in Euro etwas weniger – doch auch hierzulande kräftig. Wer also meint, den „Währungsanteil“ des Goldes absichern zu müssen, nimmt sich damit genau den Effekt, der Gold zur Absicherung macht.
Währungsabsicherungen können nur wirken, wenn man weiß, welche Währung schwächer wird. Und das weiß niemand. Wenn etwa die EU durch politische Instabilität oder einen Rechtsruck unter Druck gerät, könnte der Euro selbst einbrechen – und gerade dann wäre Gold in Euro gerechnet besonders stark. Eine „Absicherung“ würde diesen Schutz zunichtemachen.
Wenn wir tatsächlich einen anhaltend schwachen US-Dollar erwarten, reicht es völlig, unser Engagement in US-Aktien zu reduzieren. So einfach können wir uns gegen einen schwachen Dollar absichern – ganz ohne Zusatzkosten.
Buffett nutzt seine japanischen Beteiligungen als eine Art natürliche Währungsabsicherung: eine strukturelle, langfristige Diversifikation weg vom Dollar – nicht über Derivate, sondern über reale Unternehmen. Er braucht solche Positionen, weil er sein US-Portfolio nicht einfach umschichten kann, ohne die Märkte zu bewegen.
Für uns Privatanleger gilt das Gegenteil: Wir brauchen keine komplizierten Währungsinstrumente und keine milliardenschweren Umstellungen. Wir können flexibel reagieren – und das ist unser größter Vorteil.
Buffetts Positionierung ist damit kein Aufruf zum Nachahmen, sondern ein Hinweis darauf, wie globale Kapitalströme langfristig verschoben werden. Für uns bedeutet das: aufmerksam bleiben, aber eigenständig denken. Denn Nachlaufen lohnt sich selten.
Ausführliche Hintergründe und konkrete Markteinschätzungen zu diesem Thema finden Sie in unserer aktuellen Heibel-Ticker-Ausgabe 25/40 – So geht Warren Buffet mit der Gefahr von Kriegen, Strafzöllen und Inflation um.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Mitglieder über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Heibel-Ticker Mitglieder schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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