Veröffentlicht von Stephan Heibel am 05.12.2008 um 07:35 Uhr

Börsenanalyse: Zumindest ein vorläufiger Boden ist erreicht

Hallo Herr Heibel, angesichts der derzeit düsteren Prognosen und technischen Analysen habe ich mir noch einmal ein paar Fakten angeschaut und wollte Ihnen diese nicht vorenthalten: Wir haben einen Kursverlust von ca. 1000 Punkten in 2 Wochen (10.11.-21.22.), wenn das noch 8 Wochen so weitergehen würde, dann steht der DAX bei 0 Punkten (Fortsetzung des Abwärtstrendkanals). Die Abwärtsspirale wird noch steiler? Dann schaffen wir das noch dieses Jahr.... Das kann nicht lange so weitergehen, selbst wenn man die Verhältnisse logarithmisch darstellt. Ich teile Ihre Meinung, dass bereits Kleinigkeiten ausreichen, um eine Rallye loszutreten (so z.B. die Dow-Jones Erholung am Freitag oder ist ein Gerücht über die Nominierung eines US Finanzministers, der eh schon in der engeren Wahl war, ein bedeutendes Ereignis?). Nach dem Kurstief im Frühjahr 2002 erholte sich der DAX in 8 Tagen um 25%, zuvor schien der Kurs auch unter den unteren kurzfristigen Trendkanal durchzubrechen. Ich fürchte, im Augenblick sind verlässliche Prognosen über eine weitere Kursentwicklung nicht möglich. Der DAX läuft in letzter Zeit weitgehend synchron zum Dow Jones. Wenn der DAX noch wesentlich abstürzt, dann fällt der Dow Jones unter den Tiefststand von 2002 (ca 7200 Punkte), dann landen wir bei Ständen von 1997, 1996 oder 1995 (ca. 6500, 5500 bzw. 4500 Punkte). Ein DAX Stand von 2200 Punkten käme proportional gerechnet einem Dow Jones von 4500 Punkten gleich. Das entspräche im DAX und Dow Jones Ständen von 1995. Und wir hätten auf die Kürze der Zeit gerechnet Verhältnisse, die dramatischer sind als in der großem Wirtschaftskrise 1929-1932 (damals brauchte der gesamte Absturz immerhin 3 Jahre). Zur Erinnerung zum DAX-Tiefststand am 12.3.2003: - das war eine Woche vor Beginn des Irak-Kriegs. - am 12.3. wurde der der serbische Ministerpräsident in Belgrad von Attentätern erschossen. Der Ausnahmezustand wird verhängt. - am 10.3. erscheint die Meldung, dass die Deutsche Telekom 2002 mit 24,6 Milliarden Euro den höchsten Verlust gemacht hat, der je von einem europäischen Unternehmen ausgewiesen wurde. Wir hatten damals also Krieg, Terror und extreme Unternehmensverluste - alles gleichzeitig. Dazu kommen neue Rekordmarkan an Arbeitslosigkeit (4,7 Millonen), höher als erwartet ausgefallene Defizite bei den gesetzlichen Krankenkassen, ... Ich kann die Bedeutung der Nachrichten auf die Börsenentwicklung nicht bewerten, Sie haben aber auch damals schon Hintergrundinformationen zum Börsengeschehen geliefert, sollten daher die damaligen Fakten besser zur Hand haben als ich. Grüße, Peter aus Ulm ANTWORT: Besten Dank für die Zusammenstellung dieser Infos, es ist gut, sich dies ins Gedächtnis zu rufen. Das Problem, das wir heute haben, ist, dass wir nicht wissen, wann der Boden erreicht wird. Noch sind die Unternehmensgewinne auf Rekordhöhe (siehe Ölkonzerne), aber in Rekordgeschwindigkeit werden die Prognosen gesenkt (siehe Ölkonzerne). Die Verluste bei Finanztiteln sind auf Rekordhöhe. Und wir haben eine Finanzkrise. Und nun, an diesem Wochenende, wurde die vormals weltgrößte Bank, die Citigroup, gerettet. Einen panikartiken Ausverkauf, einen Kollaps an den Börsen haben wir in dieser Krise noch nicht erlebt. Was kann also noch an Meldungen kommen, dass wir doch noch einen Kollaps erleben? Nun, Obama könnte ermordet werden, GM & Ford könnten pleite gehen, die Deutsche Bank könnte bekennen, entgegen aller Behauptungen doch zu große Verluste aus dem Geschäft mit Immobilienderivaten erlitten zu haben, etc. Alles sehr unwahrscheinliche Ereignisse - aber wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass es heute Fannie Mae, Freddie Mac, Bear Stearns, Lehman Brothers, AIG, etc. in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr gibt? Also: Aus Sicht der Nachrichtenlage habe ich am Freitag gesagt: Es spricht vieles für eine Rallye. Die Rallye ist nun eingetreten. Wir wissen aber noch immer nicht, ob die Krise damit ausgestanden ist. Vieles spricht dafür, aber noch ist Bush zwei weitere Monate lang im Amt und da kann er noch eine Menge Mist bauen. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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