Lieber Herr Heibel,
ich weiß Sie aus früheren Zeiten als Experten im Short-Selling sehr zu schätzen, auch wenn Sie zur Zeit beim allgemein bullischen Börsentrend eher von entsprechenden Empfehlungen Abstand nehmen. Aber aus div. Leserfragen im Heibel-Ticker und auf H-unplugged sehe ich, dass ich mit dem Interesse am Leerverkaufen nicht alleine bin. Wenn dann die Baisse denn irgendwann zumindest für bestimmte Branchen kommen wird, will ich entsprechend vorbereitet sein.
In diesem Zusammenhang nun meine Frage. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, das Short-Selling für den Einzeltrader nur in USA möglich ist (und in Deutschland lediglich institutionellen Tradern vorbehalten ist). Nun bietet mir zu meiner Überraschung mein deutscher Broker das Overnight-Shortselling für eine Liste von über 400 Aktien an. Das Shorten über meinen amerikanischen Broker funktioniert zwar seit Jahren völlig problemlos, aber nun eröffnet sich auf einmal eine neue Dimension, da unter den 400 zum Shorten angebotenen Aktien viele deutsche und europäische Werte enthalten sind. Auf einmal können wir Trader in Europa auch von der Baisse profitieren. Zumindest für mich war das bis vor einigen Tagen überhaupt nicht klar. In Zukunft würde ich daher gerne auch mal die eine oder andere Aktie in Europa leer verkaufen – wie wäre es mit der Dt. Telekom?
Frage nun, amerikanische und deutsche Rechtssysteme sind unterschiedlich. Was ist zu beachten, wenn man in Deutschland leer verkauft? Und wo bekomme ich in D. die Informationen zu wichtigen Kennzahlen, die ich mir gerne vor dem Leerverkaufen anschaue, wie z.B. Short Interest, Short Rate, u.a. die ich mir für die in USA gelisteten Aktien bequem aus finance.yahoo.com holen kann.
Danke schon mal für Ihre sicherlich interessante Antwort.
Beste Grüße, Axel aus Mexiko
ANTWORT:
Es gibt in Deutschland schon seit einigen Jahren die Möglichkeit, einzelne Titel zu shorten. Immer wieder kamen Angebote auf meinen Schreibtisch, aber ich habe diese Angebote stets abgetan. Warum?
Nun, weil eben in Deutschland die Informationen über die Short-Quote nicht verfügbar sind - zumindest kann ich nichts Entsprechendes finden. Vielleicht fragen Sie einmal bei Ihrem Broker nach, was er als Informationsquelle empfiehlt. Die Antwort würde auch mich interessieren.
Grundsätzlich bin ich noch auf längere Sicht bullish eingestellt und möchte mich mit Shortempfehlungen nur ungern gegen den Markttrend stellen. Vielleicht werde ich einmal einen Leerverkauf zur Absicherung empfehlen - wie vor einigen Wochen bei Mastercard ausführlich erklärt.
Telekom hätte man m.E. vor den Streiks shorten sollen, hier ist der Zug wohl abgefahren.
Aber keine Angst: Die Zeiten des Shortens kommen auch wieder ;-)
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