Sehr eehrter Herr Heibel,
ich lese nun seit einigen Wochen Ihren Newsletter und finde in sehr interessant, fachmännisch und trotzdem auch für Laien gut verständlich. Habe mich nun für ein Schnupperangebot angemeldet und freue mich auf die
erste Ausgabe.
6-Monatschart USD/EUR
Nun zu meiner Frage, die sich nicht unbedingt auf Stocks / Fonds bezieht: Ich habe mein Haus in den USA verkauft und einen größeren USD Betrag zur Verfügung.
Da meine "main currency" in der Zukunft jedoch Euro sein wird, möchte ich diesen Betrag so gut wie möglich in Euro tauschen. Bei dem derzeitigen Kurs habe ich jedoch ziemliche Hemmungen. Was meinen Sie, wie sich der Wechselkurs kurzfristig entwickeln wird? Ich weiß, Sie haben auch keine "crystal bowl" aber mit Ihrer Expertise bestimmt eine bessere Einschätzung als ich.
Oder empfehlen Sie eine kurz – mittelfristige Anlage in USD? Ich kann 2 Jahre warten. Ich habe das Geld z.Zt. für 3 Monate mit 6% "geparkt".
Vielen Dank im voraus für Ihre geschätzte Antwort.
Viele Grüsse, Max aus Istanbul
ANTWORT:
Zum Wechselkurs USD/EUR:
In Europa steigen die Leitzinsen noch, während in den USA schon wieder auf die nächste Zinssenkung spekuliert wird. Kein Wunder also, dass der Euro stärker nachgefragt wird, als der USD. Der Euro steigt also. In den vergangenen 12 Monaten ist der Kurs von 1,26 auf bis zu 1,38 gestiegen.
Wenn Sie sich die Kaufkraft der Währungen anschauen, dann sollte der Wechselkurs "eigentlich" (blödes Wort, ich weiß) bei 1,15 USD/EUR liegen. Alles, was der Euro nun darüber liegt, ist ein Ungleichgewicht, geschaffen durch die unterschiedliche Verfassung der jeweiligen Konjunktur und damit auch der Leitzinsen.
Wie weit kann dieses Ungleichgewicht noch ausschlagen: 1,40, 1,46 USD/EUR? Diese beiden Werte werden ab und zu in die Diskussion geworfen. Oder kommt es zu einer Gegenbewegung in Richtung 1,34 USD/EUR, obwohl das Zinsniveau sich noch so unterschiedlich entwickelt?
Berechnen wir einmal, was das für Sie ausmachen würde: Ich setze einfach einmal einen hypothetischen Betrag von 200.000 USD an. Mit 6 % Zinsen werden Sie in 12 Monaten 12.000 USD verdienen.
Wenn Sie heute den Betrag zurück tauschen, dann erhalten Sie 200.000 / 1,36 = 147.000 EUR. Auf diesen Betrag würden Sie hier derzeit nur 4,5 % Zinsen erhalten, also ein Viertel weniger als in USD. Der Zinsvorteil der USA würde also 3.000 USD bzw. 2.205 EUR p.a. ausmachen.
Wenn nun in diesem Jahr der USD steigt, der Euro sinkt und in 12 Monaten bei 1,34 steht, dann erhalten Sie für Ihr eingesetztes Kapital 149.000 EUR, also 2.000 Euro mehr.
Wenn der USD fällt, sagen wir innerhalb der nächsten 12 Monate auf 1,46 USD/EUR, dann erhalten Sie nur noch 137.000 EUR, also 10.000 EUR weniger. Dafür hätten Sie jedoch einen Zinsvorteil von 2.205 EUR, es bleiben 8.000 EUR Wechselkursnachteil.
Soweit also die Kalkulation, um ein Gefühl für die möglichen Szenarien zu bekommen. Wenn Sie also Zeitspanne 2 Jahre angeben, dann weiß ich nicht, wohin sich der USD entwickeln wird. Langfristig wird die Kaufkraftparität für einen Wechselkurs bei 1,15 USD/EUR sorgen, aber das kann auch noch einige Jahre dauern, bis das erreicht wird.
Was machen die Profis? Sie schauen sich den Chart an und wählen markante Hochs und Tiefs für Teiltransaktionen aus. So könnten Sie beispielsweise nach dem Kursanstieg des USD in den vergangenen Tagen nun auf einen Wechselkurs von 1,36 setzen und beispielsweise die Hälfte umtauschen. Den Rest tauschen Sie um, wenn der Kurs unter 1,30 fällt (was ich im nächsten halben Jahr nicht erwarte), um Ihre Verluste zu beschränken oder wenn die 1,38 nochmals nach oben durchbrochen werden.
Tut mir leid, dass ich Ihnen keine konkretere Antwort geben kann. Ich hoffe, Sie können sich dennoch Ihre Meinung damit besser bilden.{weiter[40|9]}
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Mitglieder über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Heibel-Ticker Mitglieder schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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