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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 22.05.2025 um 12:36 Uhr

Beginn einer echten DAX-Rallye – oder droht eine Atempause?

Die Rallye im DAX ist fortgeschritten, aber noch nicht überreizt, was für eine baldige Verschnaufpause sprechen könnte, jedoch gesund wäre.

Handelt es sich um den Beginn einer echten Aufwärtsbewegung – oder stehen wir vor einer überfälligen Atempause nach dem Allzeithoch?

Die Investitionsbereitschaft ist gering. Insbesondere unter den Privatanlegern ist die Investitionsbereitschaft derzeit sehr gering. Nur neunmal war die Investitionsbereitschaft unter Privatanlegern in der Vergangenheit noch geringer als aktuell. In allen neun Fällen stand der DAX sechs Monate später höher, durchschnittlich legte er um 14 % zu.

Doch bevor Sie nun jubeln, muss ich Ihnen auch noch eine zweite Statistik zeigen: Die Investitionsquote wiederum ist derzeit extrem hoch. Das heißt, die Anleger sind bereits hoch investiert. Nur achtmal war die Investitionsquote in der Vergangenheit noch geringer als heute. In sechs der acht Fälle notierte der DAX sechs Monate später tiefer als heute, durchschnittlich gab er 7,9 % ab.

Was mache ich daraus? Nun, die große Skepsis führe ich derzeit auch darauf zurück, dass viele Anleger die Rallye mitgenommen haben und nun auf hohen Buchgewinnen sitzen. Gewinnmitnahmen sind somit durchaus zu erwarten. Doch ob die Gewinnmitnahmen reichen werden, die Rallye zu beenden, bezweifle ich. Vielmehr dürfte es sich als gesunde Verschnaufpause herausstellen, bevor die Rallye an der oben ausgeführten Wand der Angst fortgesetzt wird.


Hintergrund: Warum ich die DAX-Rallye noch nicht für beendet halte

Trotz des neuen Allzeithochs im DAX ist die Skepsis unter Anlegern spürbar groß – das zeigen die Stimmungsdaten, die ich am Freitag ausgewertet habe:

  • Fünf Wochen Kursplus in Folge: Der DAX ist in diesem Jahr bereits um 19,4 % gestiegen. Dennoch empfinden viele diesen Anstieg als unspektakulär – besonders im Vergleich zur kräftigen Aufwärtsbewegung des S&P 500, der zuletzt um 4,6 % zulegte.
  • Skeptisches Sentiment: Das Anlegersentiment fiel von 4,1 % auf 3,2 %, die Zukunftserwartung sogar auf -3,0 %. Trotz steigender Kurse bleibt das Vertrauen aus – viele Anleger denken: „Das kann doch nicht so weitergehen.“
  • Niedrige Investitionsbereitschaft trifft auf hohe Investitionsquote: Das ist eine seltene Kombination. Während nur wenige bereit sind, zusätzlich zu investieren, sind viele bereits hoch investiert. In der Vergangenheit waren solche Konstellationen oft Wendepunkte – in beide Richtungen.
  • Politischer Rückenwind für Europa: Der Milliarden-Stimulus unter Friedrich Merz sorgt für Optimismus. Kapital ist zuletzt aus den USA nach Deutschland geflossen und hat den DAX angetrieben.
  • Die Wand der Angst: Ich sehe aktuell eine typische Rallye an der Wand der Angst. Genau diese Skepsis ist häufig ein gutes Zeichen – denn die besten Aufwärtsbewegungen entstehen, wenn viele Anleger noch zweifeln.

Ich rechne daher nicht mit einem abrupten Ende der Aufwärtsbewegung. Gewinnmitnahmen sind zwar möglich, doch eine gesunde Konsolidierung wäre willkommen. Und danach dürfte die Rallye weitergehen – getragen von wirtschaftlicher Stabilisierung und wachsendem Vertrauen.


Einordnung: Warum auch eine Korrektur möglich ist

Trotz aller positiven Signale wäre es naiv, nur auf steigende Kurse zu setzen. Es gibt mehrere Faktoren, die für eine Verschnaufpause – oder sogar einen kurzfristigen Rücksetzer – sprechen:

  • Die Investitionsquote ist derzeit historisch hoch. In vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit kam es häufig zu Korrekturen.
  • Die Zukunftserwartung der Anleger ist trotz steigender Kurse negativ – ein Hinweis darauf, dass Vertrauen fehlt.
  • Privatanleger sichern sich zunehmend gegen Kursverluste ab. Auch institutionelle Investoren zeigen erste Vorsicht.
  • Die US-Märkte zeigen technische Überhitzung – eine Korrektur dort würde auch den DAX belasten.
  • Und schließlich sind Gewinnmitnahmen nach solch einer Rallye schlicht wahrscheinlich.

Ich bleibe deshalb wachsam. Eine Konsolidierung auf hohem Niveau würde ich nicht als Schwäche, sondern als gesunde Marktreaktion werten.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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