Manchmal sind die Zusammenhänge an den Finanzmärkten nicht auf den ersten Blick verständlich. Apple hat gestern eine Umsatzwarnung aufgrund des Coronavirus ausgegeben: Sowohl die Zuliefererkette in China sei unterbrochen, also auch die Nachfrage seitens des wichtigen Absatzmarktes China leide unter dem quasi-Stillstand der chinesischen Wirtschaft in großen Teilen es Landes.
Die Aktie von Apple selbst verkraftete diese Meldung verhältnismäßig gut. Auch die Apple-Zulieferer sowie die gesamte Technologiebranche konnten diese Hiobsbotschaft gut wegstecken. Die meisten Aktien endeten noch am gleichen Tag im grünen Bereich, nachdem anfänglich herbe Verluste von 2-5% zu verzeichnen waren.
Bankaktien hingegen brachen ein und blieben im roten Bereich. Warum?
Nun, Die Nachfrage nach iPhones wird vielleicht um ein Quartal verzögert. Es ist ein vorübergehender Einmaleffekt, der in der Jahresbilanz kaum zu sehen sein wird, so folgend zumindest derzeit viele Anlegern.
Damit das so ist werden die Notenbanken allerdings aktiv: Zinssenkungen werden bereits diskutiert. Sollte die Wirtschaft tatsächlich unter den Folgen des Coronavirus leiden, haben sowohl die EZB, als auch die Fed bereits signalisiert, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sprich: Das Zinsniveau wird weiterhin niedrig bleiben, vielleicht in Europa noch weiter in den negativen Bereich gedrückt. Weitere Liquiditätsmaßnahmen werden erwogen.
Niedrige Zinsen sind eine Belastung für die Finanzbranche, insbesondere für Geschäftsbanken wie die Deutsche Bank (-4%) und die Commerzbank (-2%). Auch Versicherungen haben Federn gelassen, weil deren Anlagegeschäft (überwiegend Zinspapiere) leidet.
Ich glaube übrigens nicht, dass wir mit dieser kurzsichtigen Reaktion bereits die Folgen des Coronavirus am Finanzmarkt eingepreist haben. Vielmehr werden die Indizes aktuell durch in meinen Augen verspätete Anleger getrieben, die über Indexfonds und ähnliches die Rekordjagd nicht verpassen wollen. Häufig ist das ein Zeichen dafür, dass die Rallye schon sehr alt, vielleicht zu alt, ist.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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