Lieber Herr Heibel,
diesmal erhalten Sie keine Bemerkung zum Deutsch, sondern eine Frage. Ich habe derzeit 265% Gewinn auf Voestalpine. Würden Sie den Titel verkaufen? Die Erfolgsgeschichte, die Qualität von Böhler sowie die Stahlnachfrage sprechen dagegen, die Verschuldung mit der Hypotheken-Krise und die Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs ("Conviction Sell List") dafür.
6-Monatschart Voestalpin
Mit besten Grüssen, Kenneth aus Zürich
ANTWORT:
In den USA sagt man "Bulls make Money, Bears make Money, Pigs get slaughtered" - Bullen verdienen Geld, Bären verdienen Geld, Schweine werden geschlachtet. Sie sitzen als Bulle mit Voestalpine auf einem stolzen Buchgewinn. Ein Buchgewinn ist jedoch noch lange nicht sicher, denn er befindet sich, wie der Name sagt, nur im Buch.
Sie können mir nicht erzählen, dass Sie der Aktie heute noch das gleiche Wachstumspotential geben, wie vor anderthalb Jahren, als Sie die Aktien kauften. Denn das Bewertungsniveau ist heute wesentlich höher, als damals. Also können Sie heute nicht den dreifachen Betrag in diese Aktie stecken, oder?
Ich würde die Hälfte Ihrer Position verkaufen. Damit haben Sie wesentlich mehr Geld aus der Spekulation herausgenommen, als Sie hinein gesteckt haben. Sie sind also unwiderruflich im Gewinn, selbst wenn die restlichen Aktien nun ausradiert würden.
Mit der verbleibenden Hälfte können Sie weiterhin in Voestalpine investiert bleiben. Das KGV von 9 ist günstig, die Wachstumsrate von 10 % würde eine weitere Kursverdopplung zulassen. Gleichzeitig hat das Unternehmen jedoch seine Anteile an Böhler-Uddeholm erhöht und dafür einen Kredit aufgenommen. Die Kreditfinanzierungskosten werden künftig kräftig in die Gewinne schneiden, und je nachdem, wie sich die Bilanz entwickelt, ist eine solche Position immer mit einem Risiko behaftet.
Also: Der Kurs könnte sich nochmals verdoppeln, denn der Stahlmarkt befindet sich noch immer in einem kräftigen Aufschwung. Das Risiko ist jedoch heute wesentlich größer, als vor anderthalb Jahren. Daher würde ich höchstens mit der halben Position weiterfahren.
Die verbleibende Position würde ich mit einem Trailing Stopp Loss von 25 % versehen.{weiter[40|9]}
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
heibel-ticker.de© Copyright 2006 - 2025 Heibel-Unplugged