Sehr geehrter Herr Heibel,
ich beobachte schon seit geraumer Zeit Ihren Börsenbrief und bin von Ihren Marktbewertungen angetan und habe mich als Abonnent angemeldet. Aktuell bin ich stark verunsichert, was die Märkte bewegt.
Mein Depot habe über die Jahre stark mit internationalen Werten der zweiten und dritten Reihe gefüllt. Bis vor zwei Wochen war ich mit der Entwicklung recht zufrieden ... ;-)
Zusätzlich beobachte ich noch ein argentinisches Agrarunternehmen (Cresud).
6-Monatschart Cresud
Haben Sie eine Einschätzung zu der Cresud?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank, Sören aus Klein Offenseth
ANTWORT:
Cresud ist ein Familienunternehmen, das insbesondere durch die politischen Wirren vor einigen Jahren profitieren konnte. Große Straßenzeilen am Hafen von Buenos Aires, die Prunkeinkaufspassage in der Haupteinkaufsstraße und andere repräsentative Gebäude gehören zu dem Unternehmen. Eigentlich ist es ein Agrarunternehmen, das Ländereien aufkauft und mit Viehzucht bewirtschaftet. Aber, so möglich, werden die Ländereien, auch aufgrund des großen politischen Einflusses der Familie, zu Bebauungsgebieten umdefiniert und daraus ergeben sich große Gewinne für das Unternehmen.
Um ehrlich zu sein, ich denke, dieses Familienunternehmen ist nicht für eine langfristige Anlage geeignet. Ich denke schon, dass die Familie gut vernetzt ist und weiterhin erfolgreich wirtschaften wird. Auch gebe ich der Bilanz gute Noten und kann mir durchaus weitere Kurssteigerungen vorstellen. Aber ein Unternehmen, das von einer Familie so dominiert wird, und das in einem bekanntermaßen instabilen Land agiert, kann höchstens eine spekulative Beimischung im Depot darstellen.
Vor einem Jahr war ich in Argentinien und habe mir Informationen über Cresud zusammen geholt. Jeweils im Kapitel 01 zweier Ausgabenbin ich auf meine Ergebnisse eingegangen. Hier die beiden Ausgaben:
http://heibel-ticker.de/archiv.php?standardID=50
http://heibel-ticker.de/archiv.php?standardID=51
So hat das Unternehmen vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass die Anzahl der ausstehenden Aktien von 124 Mio. auf 320 Mio. erhöht wurde, da eine Wandelanleihe fällig wurde. Damit ist der Gewinn je Aktie drastisch gesunken, vielen Aktionären war diese Umwandlung nicht bewusst. Der Kurs ist in Folge dessen um 25% eingebrochen.
Mit einem KGV lässt sich bei diesem Unternehmen nichts anfangen, das KGV 07 steht bei 53, das KGV 08e bei 308. Zu viel hängt von den Immobilienerfolgen des Unternehmens ab, das Agrargeschäft liefert lediglich einen Basiscashflow.
Also: Als langfristige Spekulation auf den Aufstieg Argentiniens ist diese Aktie geeignet. Kurz- und Mittelfristig müssen Sie jedoch damit rechnen, dass die Familie Entscheidungen trifft, die dem Aktienkurs alles andere als gut tun.{weiter[40|9]}
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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