Novo Nordisk galt lange als unangefochtener Taktgeber im boomenden Markt für Abnehmspritzen. Mit Ozempic und Wegovy war die Nachfrage gigantisch. Doch zuletzt lief der Rivale Eli Lilly davon.
Der neue Vorstandschef Mike Doustdar zieht nun Konsequenzen – und greift zu einem drastischen Mittel: 9.000 Stellen werden gestrichen, davon allein 5.000 in Dänemark. Ein tiefer Einschnitt für ein Land, das bisher kaum Massenentlassungen kennt.
Doustdar will damit nicht weniger als die Unternehmenskultur umkrempeln. Der Konzern gilt als behäbig, mit hohen Kosten und langsamen Entscheidungswegen. Ein Vergleich zeigt den Produktivitätsrückstand:
Unternehmen | Mitarbeiter je 1 Mrd. USD Umsatz |
---|---|
Eli Lilly | 1.044 |
Novo Nordisk | 1.835 |
Während Eli Lilly mit 1.044 Mitarbeitern eine Milliarde Dollar Umsatz erwirtschaftet, braucht Novo Nordisk dafür 1.835. Dieser Nachteil soll nun korrigiert werden.
Die Börse reagierte erleichtert. Die Aktie legte leicht zu, auch wenn der Ausblick gesenkt wurde: Statt 27 % Gewinnwachstum sind es für 2025 nur noch 4–10 %. Doch selbst diese reduzierte Prognose liegt deutlich über den Erwartungen vieler Analysten, die gerade einmal 1,5 % Zuwachs unterstellt hatten.
Ich werte die Entscheidung als Befreiungsschlag.
Das Tief der Korrektur ist Anfang August bei 38 EUR erreicht worden, seitdem erholt sich die Aktie – aktuell auf 46,72 EUR. Die Bewertung mit einem EV/EBITDA von 10 wirkt günstig.
Sollten Analysten die Einsparungen in ihre Modelle einarbeiten, könnten die Gewinnschätzungen steigen – und damit auch die Multiples, die Anleger bereit sind zu zahlen.
Für mich spricht vieles dafür, dass die Trendwende eingeleitet ist. Wir bleiben investiert.
Wir haben Novo Nordisk bereits seit Juli 2024 in unserem Heibel-Ticker Portfolio und die Entwicklung seitdem eng begleitet. Alle unsere bisherigen Einschätzungen und Updates finden Sie hier: Novo Nordisk Updates im Heibel-Ticker. Nachfolgend gibt es einen Überblick der letzten entscheidenden Entwicklungen.
Für ein besseres Verständnis der aktuellen Lage lohnt sich ein Blick zurück: Welche Ereignisse haben Novo Nordisk durch das turbulente Jahr 2025 geführt – und wie kam es zum heutigen Wendepunkt?
Mit dem Amtsantritt von Mike Doustdar zieht ein neuer Stil in den Konzern ein. Der neue CEO setzt auf einen harten Sparkurs: 9.000 Stellen werden gestrichen, 11 % der Belegschaft. Gleichzeitig wird der Ausblick gesenkt – von ursprünglich erhofften 27 % Gewinnwachstum bleiben nur noch 4–10 %. Doch da Analysten zuletzt nur noch +1,5 % erwarteten, reagiert die Börse erleichtert. Die Aktie erholt sich vom Tief bei 38 EUR auf über 46 EUR.
Novo liefert wichtige Nachrichten: Wegovy senkt das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall stärker als Eli Lillys Konkurrenzpräparat. Zudem erhält das Mittel eine Zulassung zur Behandlung der Fettleberkrankheit (MASH). Die Aktie springt zweistellig an – ein erstes Signal, dass die Bodenbildung gelingen könnte.
Der Konzern vollzieht einen radikalen „Reset“. Umsatz- und Gewinnprognosen werden drastisch gekappt, die Aktie bricht nochmals zweistellig ein. Analysten werten die Bereinigung jedoch als notwendige Voraussetzung für einen Neuanfang.
Unter dem damaligen CEO Lars Fruergaard Jørgensen eskaliert das Chaos: Die Kooperation mit Hims & Hers scheitert, in Kanada geht das Patent für Semaglutid verloren, neue Studien enttäuschen. Der Kurs hat sich gegenüber unserem Einstieg fast halbiert. Wenig später muss Jørgensen seinen Posten räumen.
Die CagriSema-Studien bleiben hinter den Erwartungen zurück, was Analysten zu deutlichen Kürzungen ihrer Umsatz- und Gewinnschätzungen veranlasst. Die Aktie gerät unter Druck – der Tiefpunkt einer monatelangen Negativserie.
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