Hallo Herr Heibel, Ihnen und Ihrem Ticker viel Erfolg in diesem Jahr! Die Reduzierung des Muster-Depots finde ich gut. Zumal Sie ja bei der Diskussion von Kunden-Portfolios (Punkt 4 des Tickers) Ihre Meinung zu allen möglichen Aktien äußern. Sind wir jetzt schon am Beginn einer Obama-Rally? Darauf hatte ich Ende letzten Jahres gehofft und einige Werte gekauft: Petrobras, Rio Tinto, CVRD, Centrotherm, Solarworld - jeweils kleine Positionen, die sich ganz gut entwickeln. Ich bin mir aber sicher, dass auf die Obama-Rally der Obama-Katzenjammer folgt. Ich glaub' nicht, dass die Krise bereits überwunden ist durch Liquiditätsflut und Ansage von Konjunkturprogrammen. Auf Prognosen geb' ich wenig. Bisher sind die Prognosen immer der Ausweitung der Krise hinterher gehechelt. Ich stelle mir vor, dass die Prognose-Modelle nicht auf die derzeitige Situation anwendbar sind. Daher vertrau' ich eher dem gut feeling von Leuten, die bisher ganz gut lagen, wie Nouriel Rubini oder Marc Faber. Was mich nachdenklich stimmt, ist das gleichsinnige Verhalten der Entscheidungsträger in den großen Volkswirtschaften. Alle weiten die Liquidität aus; alle fahren Konjunkturprogramme an und verschulden sich bis über beide Ohren. Wie ein Haufen Lemminge, der auf die nächste Klippe zusteuert. Eine Sackgasse verändert ihre Qualität nicht, wenn sie sechsspurig ausgebaut wird. Und es werden 'ne Menge Latrinen gebaut werden, innen marmorgekachelt und außen vergoldet - oder umgekehrt. Aber die Liquidität ist nicht gleichmäßig über den Globus verteilt. Der Globus ähnelt eher einer Wüste mit (zugegeben großen) Oasen USA, Euro-Land, etc. In- und ausländische (z.B. amerikanische) Anleger lösen ihre Investments in potentiellen Weichwährungsländern auf und verlagern sie in die Oasen, wo sie hochwillkommen sind. Vermutlich ist das auch der Grund für die Volatilität des Dollar. Ich bin auch nicht so überzeugt, dass die Ölstaaten die Delle durchstehen. Bei Ölpreisen um die 40 Dollar / Barrel geht der Scheich am Stock. Ausweitung der Fördermenge löst das Problem nicht. Dann bricht der Ölpreis vollends zusammen. Ein Monopolist kann entweder Angebotsmenge oder Preis bestimmen, aber nicht beides. Solche Entwicklungen könnten zu Zahlungsschwierigkeiten in der Peripherie führen. Der nächste Rückschlag auf den Märkten wär' die Folge. Vielleicht passiert auch was anderes. So schnell dreht sich die Situation in Amerika nicht. Wenn Obama die Rettung der großen Drei zur Chefsache macht, wird er sich daran abarbeiten. Die Amis schaffen sich gerade das Gegenstück zu unserem Kohlepfennig, ein Fass ohne Boden. Nur halt, wie alles in Amerika, viel größer. Es gibt 'ne Reihe Möglichkeiten. Daher bin ich mir sicher: Irgendwas wird noch schiefgehen und die Kacke ordentlich zum Dampfen bringen. Das war die Theorie. Jetzt konkret. An einer solchen Entwicklung möchte' ich verdienen, wenn sie eintritt. Vielleicht erreicht der DAX die 5500 oder schnuppert zumindest dran. In eine solche Situation hinein würde ich die o.g. Positionen auflösen, auch einer Teil der Goldminen-Aktien, und Puts auf den DAX und den ATX kaufen. Die osteuropäischen Märkte würden massiv leiden und der ATX ist der Seismograph für diese Märkte. Ich hab' mir 2 Scheine ausgesucht, die heute deutlich aus dem Geld liegen: - DAX ® Put 3619 2009/08 (HSBC) (TB0ARM) - ATX Österreich Put 1200 2009/06 (ABN) (AA1ENV) Was halten Sie davon? Ich suche Puts mit langer Laufzeit und möglichst tiefem Strike. Würden Sie für ein solches Szenario andere Puts nehmen? Mit dem Aufbau eines "seriösen" Portfolio wart' ich lieber noch 'n bisschen: Bis niemand mehr an die Wirkung der Konjunkturprogramme glaubt und alle den baldigen Weltuntergang vorhersagen. Dann werden Ideen wie Caterpillar, Platin u.a. Rohstoffe zum Tragen kommen. Mit freundlichen Grüßen, Edgar aus Erbendorf PS: Ein Vorschlag zu Ihrem Muster-Depot. Manche Werte sind ja massiv ins Minus gelaufen. Wie wär's, wenn Sie von vornherein erbarmungslose SLs setzen? Zumindest, wenn die Position voll ist. Sicher, turnarounds verpasst man dann und die Transaktionskosten werden etwas höher. Auf der anderen Seite kann man mit der frei werdenden Kohle dann was anderes probieren. Fundamental gute Werte könnte man deutlich tiefer nochmal kaufen. ANTWORT: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, die ich weitgehend teile. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Ohmen, da wir uns ja meistens widersprechen ;-) Die Aktienbörsen dürften meiner Ansicht nach 2009 nicht sonderlich nach oben schießen, sondern in einer Seitwärtsrange verharren - vor diesem Hintergrund ist das Traden sinnvoll. Ich habe mich inzwischen in CFDs eingearbeitet und überlege noch, wie ich diese Instrumente im Heibel-Ticker unterbringen kann. Aufgrund der fehlenden Aufgelder sind die in meinen Augen besser geeignet als Put & Call OS. Der Ölpreis hat meiner Einschätzung nach seine Bedeutung verloren: Weder Scheichs noch Nationen können den Preis manipulieren, der liegt in der Hand der Finanzmärkte. Und dort findet noch immer ein Deleveraging statt. Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu: Sollte der DAX auf 5.500 Punkte steigen, so würde ich nach Short-Möglichkeiten ausschauen. Ich würde darüber hinaus auch bei einem DAX um 4.000 wieder nach Long-Gelegenheiten Ausschau halten.{weiter[40|9]}
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