Hallo Herr Heibel, ich habe mich letzte Woche auch an Redakteure großer Wirtschaftsmagazine gewandt, die über den Golf geschrieben haben, bzw. die Wertpapier-Sparte betreuen. Außer einem „wir werden der Frage nachgehen“ kam da nix. Ich kann mir auch vorstellen, dass es recht schwierig ist, geeignete Instrumente zu finden, denn diese Investitionen liefen ja meist zwischen Scheich und Emir – von Natur aus recht intransparent. Nach wie vor bin ich aber überzeugt, dass die Jungs da unten einfach ein zu großes Rad gedreht haben. Ein Dinosaurier aus der Zeit von vor Sommer 2007. Daher setze ich, ohne über detaillierte Kenntnisse zu verfügen, auf „Abschmieren“. Vielleicht gibt es indirekte Möglichkeiten, an einem Finanz-Crash in der Golf-Region ein paar Pfennige zu verdienen. Was würde in einem solche Fall wohl mit dem Ölpreis, dem Goldpreis und dem Dollar passieren? Rauf oder runter? Wie gesagt – wäre sicher nicht bloß für mich interessant, sondern auch für andere Ticker-Leser. Meine „Wette gegen den Dollar“ - EUR/USD Wave XXL L 1.22 (DBK) (DB7828) - läuft recht zufriedenstellend. Aber bei solchen unsicheren Geschichten soll man den Tag nicht vor dem Abend loben … Ihrem Rat folgend habe ich letzte Woche den Gold-Optionsschein wieder verkauft und statt dessen Yamana gekauft. Keine schlechte Entscheidung. Goldminen-Aktien kommen wieder. Vor ein paar Monaten, im Sommer, hatte ich – auch veranlasst durch Ihren Ticker – meine ganze Yamana-Position verscheppert. Gott-sei-Dank! Bei Silver Wheaton habe ich den Ausstieg verpasst. Jetzt sitze ich auf einem dicken Minus. Reine Nachlässigkeit. Ich könnte mich in den Hintern beißen. Was tun? Sie haben ja schon ab und zu geschrieben, Silber sei die gehebelte Schwester von Gold. Auf der anderen Seite ist Silber aber auch Industrie-Metall, in stärkerem Maße als Gold. Und Industrie-Rohstoffe liegen derzeit (noch!) ziemlich auf der Nase. Das bringt mich zu einem anderen Thema: Alle Welt fährt Konjunkturprogramme an. Die Amis nehmen etliche Hundert Milliarden Dollar in die Hand, die Chinesen wollen über eine Billion Euro in ihr Land investieren. Was Amerika angeht, hatten Sie, ich glaube in Ausgabe 43 oder 44, die Biotech-Werte als mögliche Gewinner herausgestellt. Obama will aber v.a. massiv in die marode Infrastruktur investieren, Straßen, Brücken usw. Wer profitiert davon? Was ist das amerikanische Pendant zu Hochtief oder BilfingerBerger? Das Gesundheitssystem will er auch auf Vordermann bringen. Da könnten Ihre Biotech-Werte zum Zuge kommen. Die Chinesen haben ein ähnliches Programm vor. Ich vermute, Sie werden dabei nationale Champions schaffen und ausländische firmen nur insoweit beteiligen, als es ihnen bisher noch nicht gelungen ist, deren Blaupausen zu klauen. Gibt es ein chinesisches Pendant zu ABB? Oder zu HeidelCement? Einen LKW-Hersteller habe ich gefunden (braucht man auch für so ein Programm), CHINA YUCHAI INTERNATIONAL LTD REGISTERED SHARES D (893697). Aber der wird in Deutschland wenig gehandelt. Und dann ist da auch der Energiemarkt. Ich nehme an, die Chinesen wollen sich von Öl unabhängiger machen. Vermutlich werden sie verstärkt auf Kernkraft setzen. Wer baut die AKWs? Rohmaterial braucht man auch. Stahl, Beton etc. Und irgendwann natürlich auch Uran. Kommt da der Partizipationsschein, das alte Schätzchen aus Ihrem Musterdepot, wieder zu Ehren? Ich weiß, Sie misstrauen dem chinesischen Wertpapiermarkt, weil zu intransparent. Aber bloß über ausländische Partizipateure wird man in dieses Geschäft nicht so recht reinkommen. Ich habe zwar inzwischen kleine Positionen mit Petrobras – stark gehebelter Ölwert – und CIA VALE DO RIO DOCE CVRD REG. PREFERRED SHS A O.N (897998) eröffnet. Aber keine Bange – ich bin nicht über Nacht zum euphorischen Optimisten mutiert. Ich bin immer noch Skeptiker. Was wir hier sehen, ist der Beginn eines Strohfeuers. So was ähnliches wie bei uns Anfang der 90er, nach dem Anschluss der DDR. Nur halt größer, global. Und es wird mit demselben Katzenjammer enden. Aber was soll’s? Man kann sich auch an einem Strohfeuerchen wärmen, wenn sonst nix da ist … Mit freundlichen grüßen, Edgar aus Erbendorf ANTWORT: Niedergang Dubais: Die werden Öl pumpen, was das Zeug hält, auch wenn die OPEC eine Reduzierung beschließt. Disziplin gab es bei der OPEC noch nie und wenn die ihre gigantischen Projekte durchziehen wollen, brauchen sie eben viel viel Öl, um es zu immer billigeren Kursen zu verkaufen. Ich kann mir also vorstellen, dass der Ölpreis noch eine Weile niedrig bleiben wird. Das wirkt dann wie ein rieiges Konjunkturprogramm, an Stelle von weltweiten Steuergeschenken. Vom Straßenbau in den USA wird Caterpillar profitieren, ein Favorit von mir, den ich schon lange im Auge habe. Was halten Sie denn von einem China-Zertifikat? Aber okay, Sie kennen mich, ich würde da lieber eine Rohstofffirma wie Freeport McMoRan ins Depot nehmen, die werden auch von den Konjunkturprogrammen profitieren. Ein Strohfeuer? Ja, das sehe ich auch so, denn die strukturellen Probleme im Finanzsektor sind durch die Staatsgarantien noch lange nicht behoben. Vielen Dank für Ihr Schreiben, es war wie immer interessant :-) {weiter[40|9]}
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