Guten Tag, Herr Heibel,
eine kurze Notiz aus Caracas:
Die venezolanische Regierung der Republik Venezuela erzählt jedem , der es hören will, dass der Ölpreis in Kürze auf $ 200 steigen wird. Gut für uns hier - es kommt viel Geld rein und unser Benzin liegt z.Zt. bei 0,04 US $ pro Liter ( 4 cts ). Was mich aber erschreckt, ist dass die venezol. Regierung, pardon der Präsident,( weil wir haben hier einen Präsidenten aus dem 18. Jahrhundert,( "L’état c’est moi")) bisher mit seinen Ölpreisprognosen stets Recht behalten hat.
Mit Grüßen, DIETER aus Caracas
ANTWORT:
Besten Dank für den kurzen Einblick in die Vorgänge in Venezuela. Ja, auch ich mache mir Sorgen, dass der Despot Venezuelas den Ölpreisanstieg weiter anheizt. Aber auf der anderen Seite: Warum nicht? Wie wir in diesen Tagen gesehen haben, kann selbst ein Ölpreis über 135 USD/Fass kaum die Weltwirtschaft schwächen. Es wird eine gerechtere Wohlstandsverteilung folgen - und ich hoffe, dass Chavez den Staatswohlstand an das Volk weiterzugeben versteht.
NACHFRAGE:
Guten Tag, Herr Heibel,
es wäre schön, aber leider ist es nicht so. Die Mehreinnahmen kommen nicht dem Volk zugute, sondern einigen wenigen Funktionaeren und der Familie des Präsidenten.
Ein weiterer Betrag geht nach Kuba und nach Bolivien.
Ich lebe seit 31 Jahren in Venezuela: Noch nie war die Korruption so groß.
Bueno, was koennen wir tun ? Nada.
Für Sie ist Venezuela kaum interessant, aber doch einige Daten, die nicht bis Europa dringen:
Die Auslandsverschuldung Venezuelas hat um 48% zugenommen - und das bei einem Ölpreis des venezol. Öls ( 24 API ) von 117 $. Seit gestern gibt es die Nachricht , dass niemand weiß, wo die Reserven der Zentralbank sind: 34 Mrd.US$. Wahrscheinlich sind sie weg.
Wir haben eine Devisenbewirtschaftung: Ich kann bis 400$ p.a. ausgeben, um etwas per Internet zu kaufen oder die FAZ zu abonnieren etc. Bei Reisen kann ich bis zu 5000 $ p.a. ausgeben.
Als Chavez an die Macht kam, exportierte Venezuela Nahrungsmittel. Heute haben wir kein Fleisch, keine Milch, keinen ZUCKER, kein Maismehl, KEINEN Kaffee. Alles wird importiert und zu festgesetzten Preisen verkauft. Sie müssen stundenlanges Schlangestehen in Kauf nehmen, um unseren täglichen Konsum abzudecken. Nur Benzin ist billig: Unter 0,10 $ pro Liter.
Monatseinkommen: Bs 799 , das entspricht nach offiziellem Umrechungskurs ein bisschen mehr als 200 Euros ( am 1.1. hat Chavez der nationalen Währung Bolivar drei Nullen gestrichen ). Es gibt keine Wohnungen - weder zur Miete noch zum Kauf.
Hypothekenzinsen liegen bei 28% p.a.
Autokauf: Wartezeiten bis zu 1 Jahr.
Keine freie Presse - nur in Caracas können Sie NICHT-Regierungs-Fernsehen ansehen. Im Rest des Landes nur der Propagandasender des Sr. Chavez. Sie sehen nur ROTE Hemden, alles rot wie in den schlimmsten Zeiten der Sowjetunion - fehlt nur Hammer und Sichel. Sowohl die staatliche Identifizierunsgbehörde ( Personalausweise und Pässe ) und alle Notariate und Register sind in Händen des G2 Cubano. Die Zentralbank hat keine Unabhängigkeit mehr.
Petróleos de Venezuela - alles in rot - führt die Öleinnahmen direkt an die Regierung ab. OHNE Kontrolle.
Das Parlament ist 100% Chavez. Der Oberste Gerichtshof mit 32 Magistrados - eine ist NICHT Chavez.
Nichts ist ewig. Auch Chavez nicht. Offiziell kann er 2012 nicht mehr gewählt werden.
In vielen Dingen hat Hugo Chavez recht - aber er ist nicht der Mann, um die Probleme zu lösen. Die Regierung Chavez hat in 10 Jahren bisher nichts gelöst - das einzige excellent funktionierende in Venezuela sind die kleinen Mini-Göbbels, die hat Chavez im Überfluß und sind ausgezeichnet.
Bei Ihnen redet man vielleicht über die Toten im Irak Krieg: Sind nicht vergleichbar mit den Toten in Venezuela: Wir haben jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag, zwischen 50 und 60 Morde. Meist mit Schusswaffe. Aufklärungsrate liegt bei unter 10%.
Zum Schluss noch etwas positives: Das Wetter.
Einen schönen Tag. Hier ist es 7 am, DIETER aus Caracas
P.S.: Die Nachrichten sind eigentlich noch unglücklicher:
Die angeblich geförderte Erdölmenge stimmt nicht. Sie ist wesentlich geringer.
Es gibt kein MANTENIMIENTO [Maintenance – Instandhaltung] der Produktionsquellen, es gibt jede Menge Unfälle wegen fehlender Sorgfalt. Die Einnahmen von PDVSA (Petróleos de Venezuela S.A.) gehen direkt in die Kleingeldkasse der Regierung - und verschwinden.
Was wir hier haben , ist eine Mischung zwischen direktem Raub und einem Sozialismus kubanischer Prägung. Wer hier Geld investiert, ist nicht ganz dicht im Kopf.
Kuba erhält täglich zwischen 90.000 und 100.000 Barrels [Fässer Öl] auf Kredit - 20 Jahre. Abgesichert durch Pagarés [Zahlungsversprechen] der Kubanischen Zentralbank. Nicaragua erhält täglich eine größere Menge mit der Aufforderung Hugos I , den nicht benötigten Teil weiterzuverkaufen. Nicaragua hat 20 Jahre Kredit, der Weiterverkauf an Dritte ist eine Baroperation zugunsten Nicaraguas.
Die venezolanische Innenbehörde , die Pässe und PAusweise ausstellt, ist in Händen des G2 de CUBA.
Die Immobilienregister - so etwas wie das Grundbuch- werden von kubanischen G2 Angehörigen, überwacht.
Enteignungen sind an der Tagesordnung, es gibt dagegen keinen Rechtsschutz. Dieses Wochenende haben wir einen ungeheuren Erfolg: NUR 26 Morde - vorige Woche waren es noch 60.
Gestern hat Chavez gesagt, er habe gehört, dass es sehr gefährlich sei, mit dem Autobus in Caracas zu fahren. Er wolle nun in jeden Bus 3 Polizisten setzen - zum Schutz.
OK, ob das eine Sicherheit darstellt, wage ich zu bezweifeln.
Na ja, saludos desde Caracas, DIETER
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