Veröffentlicht von Stephan Heibel am 29.11.2007 um 19:30 Uhr

Aktien Analyse: Owens-Illinois

Sehr geehrter Herr Heibel, beruflich habe ich immer wieder mit Produkten der Fa. "Owens-Illinois" (WKN 883100) zu tun. Der Chart der Aktie sieht auch sehr bullish aus. 6-Monatschart Owens-Illinois 6-Monatschart Owens-Illinois Mich würde Ihre Meinung zu dieser Firma interessieren. Vielen Dank und viele Grüße, Christoph aus Sommerhausen ANTWORT: Komisch, über das Unternehmen gibt es so gut wie keine Informationen im Internet. Nachdem ich nun jedoch gesehen habe, dass Sie meinen Lieblingswein anbauen, Sommerhäuser Kerner trocken, habe ich mir den trockenen Quartalsbericht von der Unternehmenswebseite zu Gemüte geführt. Auch ich möchte doch wissen, wer die Flaschen liefert, in die Sie meinen Wein einfüllen. Der Korken kommt aus Portugal, deren Produktion habe ich dort bereits besichtigt. Schon 1903 wurde Owens-Illinois gegründet, beschäftigt heute weltweit 25.000 Mitarbeiter und ist mit 83 Produktionsstätten in 22 Ländern präsent. In Europa, Amerika und Südostasien ist das Unternehmen der führende Glasflaschenproduzent. Der Kursanstieg von 10 auf 30 Euro in den vergangenen 12 Monaten ist nicht auf eine plötzliche Geschäftsausweitung zurückzuführen, sondern auf grundlegende Restrukturierungsanstrengungen. Denn der Umsatz hat sich in dieser Zeit kaum verändert, das Wachstum beträgt magere 12% p.a. Aber die Gewinne sind explodiert, zuletzt um 180%, so dass die Aktien derzeit auf einem KGV von 19 notieren. Das Unternehmen hat sich von seinem Bereich der Plastikflaschenproduktion getrennt, dadurch wurden 1,1 Mrd. USD in die Barkasse gespült. Die langfristigen Schulden wurden mit diesem Kapitel drastisch reduziert, das Unternehmen verfügt nun wieder über komfortable Kreditlinien, die nicht ausgeschöpft werden. Doch auch ohne diesen Sondereffekt sind die Gewinne kräftig angestiegen. Ein Teil des Anstiegs erfolgte durch Währungsgewinne, der andere Teil durch Preissteigerungen, die sich am Markt durchsetzen ließen. Zusätzlich hat das Management die Produktion steueroptimiert. Dadurch wurde weltweit ein Drittel an Steuern gespart. Das Geschäft mit den Flaschen hat nur kleine Gewinnmargen, so werden die knapp 8 Mrd. Euro Umsatz mit einem Marktwert von nur 4,8 Mrd. Euro belegt. Für mich sieht das so aus, als wäre das Unternehmen vor zwei Jahren noch fast insolvent gewesen und erlebt nun ein fulminantes Comeback. Die Gewinne werden weiter überproportional ansteigen, schon im nächsten Jahr soll das KGV auf 14 fallen. Ich könnte mir also vorstellen, dass der Kursanstieg noch ein wenig weiter geht. Nach dem nächsten Jahr jedoch fehlt mir die Wachstumsaussicht. 12% Wachstum p.a., das allein auf Preissteigerungen und Währungseffekten beruht, begeistert mich nicht. Die Spareffekte sind irgendwann ausgereizt und die Gewinne müssen durch neue Umsätze gesteigert werden. Wie, das weiß ich nicht und dazu gibt es auch keine Stellungnahme. Soweit mein Eindruck von Owens-Illinois. In drei Wochen werde ich meiner Freundin den Weihnachtsmarkt von Sommerhausen zeigen. Vielleicht haben Sie ja ein Gläschen Wein für uns?{weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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