Lieber Herr Heibel,
könnten Sie mir Ihre Einschätzung zur Royal Bank of Scotland mitteilen? Das Institut überzeugt meiner Meinung nach durch breite Aufstellung der Geschäftsfelder und wurde im Zuge der Bankenkrise ebenfalls horrend abgestraft. Wie sehen Sie diesen Dividenden- und KGV-Kaiser?
Mit freundlichen Grüßen, Florian aus Österreich
ANTWORT:
Ich habe vor 10 Tagen die folgende Analyse erstellt:
ROYAL BANK OF SCOTLAND
Eine Kurshalbierung in diesem Jahr ist wohl eine klare Aussage zur Übernahme von ABN Amro durch die Royal Bank of Scotland: Da haben sich die Schotten selber ein Kuckucksei ins Netz gelegt. Nicht nur die Übernahmekonditionen an sich wurden von Analysten als viel zu teuer angesehen, zumal wichtige Unternehmensteile der ABN zuvor noch schnell verkauft worden waren. Auch der verbleibende Rest wurde vollkommen falsch eingeschätzt: ABN Amro ist tief engagiert in den Derivaten des US-Hypothekenmarktes. Ich kenne das Ausmaß des Engagements der Holländer nicht, gehe aber von einer Rekordsumme aus.
Darüber hinaus hat ABN Amro in den vergangenen Jahren immer stärker auf den Derivatemarkt gesetzt, ein Markt, in dem die Gewinne derzeit wegbrechen.
Aber das können die Schotten zu diesem Zeitpunkt noch nicht zugeben. Zunächst muss die Finanzierung gesichert werden, und auch die wird aufgrund der gestiegenen Kreditspreads teurer als gedacht.
Also: Der Kurseinbruch hat seinen Grund. Die Dividendenrendite von 8,3% sagt alles: Kein Aktionär glaubt daran, dass die Schotten soviel werden ausschütten können. Sonst stünde der Kurs deutlich höher. Die Gewinne werden in den nächsten Quartalen deutlich geringer ausfallen, als prognostiziert. Es wird weniger Dividende ausgeschüttet werden. Daher ist das KGV von 6,5 und die Dividendenrendite von 8,3% für mich nicht attraktiv genug, um dieses Risikounternehmen zu kaufen.
Es gibt andere Banken und Broker, die ebenfalls abgestraft wurden, die
jedoch keine oder kaum ein Engagement im Immobiliensektor haben. Warum
also wollen Sie mit diesem aus der Bahn geratenen Unternehmen das Tal
der Tränen gemeinsam durchschreiten?
__________________________________________Ende der Analyse
Seither ist der Kurs weiter gefallen, ich sehe noch immer keinen Grund, meine Einstellung zu ändern. Goldman Sachs, Hannover Rück, NYSE Euronext, usw. sind Finanztitel, die gar nichts mit der Kreditkrise zu tun haben und dennoch ebenfalls abgestraft wurden. Warum schauen Sie sich nicht diese Aktien an?{weiter[40|9]}
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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