Sehr geehrter Herr Heibel,
ich bin ein Abonnent Ihres Heibel-Tickers (vorerst nur kostenfreier Teil, der Rest kommt noch dazu) und bitte um Beantwortung meiner folgenden Frage: Als Sie sich noch auf Cuba sonnten, wurde von Ihnen im Heibel-Ticker 07/39 eine Leseranfrage beantwortet, bei der es um die Werthaltigkeit eines Depots ging, das u.a. auch Klöckner-Aktien enthielt. Damals meinten Sie, dass die Klöckner-Aktie (damals bei 48 EUR) noch in diesem Jahr ihren ehemaligen Höchststand wieder erreichen würde, was natürlich auf alle Aktionäre, die diese Aktie im Depot haben (so auch ich) sehr beruhigend wirkte.
6-Monatschart Klöckner & Co
Zwischenzeitlich (und zwar in der vergangenen Woche) kam dann die Gewinnwarnung der Geschäftsleitung und die Aktie ging mit -24 % auf Talfahrt und ist weiterhin im Abwärtstrend (heutiger Stand bei 36,91 EUR). Irgendwie passt Ihre günstige Prognose mit dieser Entwicklung nicht zusammen, zumal Sie im heutigen Heibel-Ticker, also kurz nach Ihrer Rückkehr aus Cuba, alles "wie erwartet" fanden. Hatten Sie das Klöckner-Debakel auch so erwartet oder ist vielleicht doch etwas bei Ihrer Prognose aus dem Heibel-Ticker 07/39 mit dem Untertitel "Cuba libre" daneben gegangen? Die Beantwortung dieser Frage interessiert brennend Ihren Leser
Klaus, der Ihnen auf diesem Wege ein frohes Wochenende wünscht.
ANTWORT:
Nein, tut mir leid, das Klöckner-Debakel habe ich so nicht vorher gesehen. Ich hatte im Spätsommer bereits schon einmal über Klöckner geschrieben und habe den damaligen Kursrückgang von 64 auf bis dahin 45 Euro als Reaktion auf die harten Preiskämpfe auf dem Stahlmarkt gesehen. Die Senkung der Umsatz- und Gewinnprognosen durch das Unternehmen haben die Aktie nochmals in den Keller geschickt, das habe ich nicht erwartet.
Inzwischen habe ich sämtliche Analysen zum Stahlmarkt und zu Klöckner gelesen und habe versucht, mir ein Bild zu machen. Grundtenor der vernichtenden Kommentare ist, dass das Management von Klöckner seine Glaubwürdigkeit verloren habe, denn im Spätsommer, kurz vor meiner ersten Analyse, habe man zwar die Probleme genannt, eine Auswirkung auf Umsatz und Gewinn jedoch ausgeschlossen. Die Prognosesenkung sei dann eine Enttäuschung des Vertrauens der Anleger gewesen.
Ich kann mich dieser Sicht gerne anschließen, denn wie Sie richtig bemerkt haben, bin auch ich den schönen Worten des Managements erlegen. Doch verkaufen würde ich auf dem aktuellen Kursniveau nicht mehr, denn mit einem KGV von 13 ist Klöckner meiner Ansicht nach günstig bewertet.
Das Kurshoch von 64 Euro werden wir dieses Jahr wohl nicht mehr sehen. Aber ich halte den Verkauf von Klöckner auf diesem niedrigen Niveau für falsch. Vielmehr werden meiner Erwartung nach die Stahlpreise weiter anziehen und der Stahlhändler Klöckner wird mittelfristig wieder ansteigende Gewinnmargen verzeichnen können.
Aber ein fader Beigeschmack bleibt: Ein Management, das einmal so falsch gelegen hat, könnte auch unfähig sein, von steigenden Stahlpreisen zu profitieren. Ich würde daher weiterhin ein scharfes Auge auf die nächsten Entwicklungen haben. Wenn sich weitere Fehler des Managements zeigen und der Kurs nochmals gen Süden dreht, würde ich verkaufen.{weiter[40|9]}
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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