Veröffentlicht von Stephan Heibel am 06.10.2010 um 09:57 Uhr

Aktienanalyse: Apples „Flash-Crash“

Sehr geehrter Herr Heibel, in Ihrem Artikel verwenden Sie zum Apple-Absturz den Begriff "Flash-Crash". Vermutlich wissen Sie, dass dies in diesem Falle doppelsinnig verstanden werden kann. Die zweite Bedeutung: iGod Jobs verweigert sich der Flash-Technologie, die zumindest  bei den restlichen 97% der Computernutzer für ansprechende Präsentationen im Web sorgt. Die Gründe für diese Verweigerung sind nicht unbedingt nachvollziehbar. Der Konflikt Jobs< >Adobe verärgert und verunsichert die Programmierer und Nutzer. Nur um den Hintergrund meiner Ausführungen klarzustellen: Ich arbeite (noch) mit Apple-Geräten. Doch inzwischen gibt es, was Apple angeht, immer mehr dicke Fragezeichen: * Warum gibt es für das iPad keine gängigen Schnittstellen zu Druckern etc.? * Warum können die MacBooks nicht mit BluRay ausgestattet werden? * Wieso ist die Software von iPads nicht 100%ig mit anderen Apple-Rechnern kompatibel? * Warum verbaut Apple für teures Geld im Schadensfall Gebrauchtschrott, vornehmer formuliert "Refurbish"-Teile? * Wieso gibt es für die Apple-Software (Pages, Keynote etc.) keinen Player oder Projektor? * Warum gibt es die ehemals hervorragenden Profi-Displays nicht mehr – statt dessen selbstleuchtende Schminkspiegel ohne Angaben zur Farbkalibrierung? * Notebooks ohne Wechsel-Akkus - ist das noch "mobile computing" * Wo bleiben die auf PC-Seite längst verbreiteten schnellen Schnittstellen wie eSata und USB 3.0? * Warum gibt es vor dem Kauf keine klaren Aussagen zu den verbauten Bauteilen, z.B. die SSDs? STOPPPP - ich könnte die Liste noch um einige Punkte verlängern. Vielleicht fällt noch mehr Nutzern auf, dass sich Apple mehr und mehr zu einem autistischen Nobelzirkel entwickelt, der sich von der Welt abschottet und nur gegen "Mitgliedsbeitrag" Zutritt gewährt. Apple präsentiert sich brillant, doch die Widersprüche und Ungereimtheiten in der Produkt- und Geschäftspolitik sind nicht zu leugnen. Vielleicht fällt das noch anderen Apple-Nutzern auf. Vielleicht auch ein Grund für den Flash-Crash. Sicher - Apple macht vermutlich mehr Geld mit iTunes und den verbundenen Geräten als mit den Computern - die Zahlen dazu kennen Sie sicher sehr viel besser als ich. Doch ich kann mir gut vorstellen, dass die oben angeführten Widersprüchlichkeiten das Image des einstmals innovativen Unternehmens heftig zerkratzen. Mit den besten Wünschen, Jürgen 6-Monatschart Apple ANTWORT: Herzlichen Dank für Ihre Argumentationsliste. Ja, auch ich könnte diese Liste noch ein wenig fortführen. Hauptkritik hinter Ihren Punkten ist wohl die fehlende Kompatibilität / Offenheit der Apple-Welt, die zunehmend den Unmut der Entwickler hervorruft. Ich liefere Ihnen zwei Antworten: Option 1: Weil Apple inzwischen die Marktmacht hat, durch sein geschlossenes System Wettbewerber fern zu halten und somit die eigene Gewinnmarge beliebig steigern kann. Option 2: Weil Apple als oberstes Ziel die einfache Bedienung ausgegeben hat und da wird eben vieles weggelassen, was zu Problemen führen könnte. Ich denke, selbst Steve Jobs wird häufig zwischen diesen beiden Antworten schwanken. Bei Flash hat er inzwischen eingelenkt, um die Kartellbehörde zu beruhigen. Bei dem fehlenden Druckeranschluss wird er Option 2 wählen. Unterm Strich bleibt neben all der Kritik vor allem eines: Apples Geräte laufen runder, problemloser und sich leichter zu bedienen als die der Konkurrenz. So überlege ich derzeit, meine Mutter mit einem iPad auszustatten anstelle des von ihr gewünschten Netbooks. Ich verspreche mir dadurch weniger entnervte Problemanrufe. Und so wird Apple seine Position trotz oder gerade wegen des geschlossenen Systems noch eine Weile behaupten können.{weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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