Veröffentlicht von Stephan Heibel am 26.03.2007 um 19:38 Uhr

Einfältiger Jurist feuert 15.000 Citigroup-Mitarbeiter

„Don’t mess it up“ waren die Worte, die Sandy Weill seinem Nachfolger Charley „Chuck“ Prince bei der Übergabe des Chefsessels des weltweit größten Finanzinstituts Citigroup 2003 mitgab. Offensichtlich wußte Sandy Weill um die Qualitäten seines Nachfolgers und wäre daher schon zufrieden gewesen, wenn dieser nichts kaputt macht. Chuck Prince ist Jurist, und Juristen haben nur gelernt alles „richtig“ zu machen, nicht aber „richtig gut“ zu sein.

Sandy Weill gilt als einer der erfolgreichsten Unternehmenschefs der Geschichte. Er hat die Citigroup erst zur größten Bank der Welt gemacht. Unter seiner Regie wuchs der Aktienkurs von 10 auf 60 US-Dollar. Seit der Amtsübernahme durch den Juristen Chuck Prince im Jahr 2003 ist der Kurs seitwärts gelaufen – heute steht er bei nur 51 US-Dollar.

Und heute gab Chuck Prince bekannt, 15.000 Stellen seines 300.000 Mitarbeiter umfassenden Konzerns zu streichen.

Gleichzeitig investiert sein Unternehmen auf dem japanischen Markt, der Markt, der nach den Unruhen der vergangenen 16 Jahre heute gerade im Finanzsektor unglaublich wettbewerbsfähig ist. Vor 10 Jahren wäre ein Standbein in Japan sinnvoll gewesen, nicht aber heute, wo sämtliche japanischen Finanzinstitute ihre faulen Kredite abgeschrieben haben.

Und als drittes möchte er weitere Filialen in Philadelphia eröffnen, eine Stadt, die ohnehin schon von Banken gepflastert ist, wie kaum eine andere.

Für mich ist das ein Zeichen dafür, daß der Chefsessel von Chuck Prince am Wackeln ist. Er muß etwas unternehmen. Und da er als Jurist kein unternehmerisches Denken kennt versucht er es mit einer Umverteilung von Gehältern in irgendwelche anderen Märkte. In meinen Augen ein letzter Hilferuf von ihm!

Warten Sie noch ein paar Monate, dann wird er seinen Hut nehmen müssen. Er kam ans Steuer, als Staatsanwalt Elliot Spitzer die New Yorker Finanzbranche durchwühlte. Der umtriebige Staatsanwalt verklagte reihenweise Banken, die zum Nachteil ihrer Kunden agierten. Natürlich geriet auch die Citibank unter Beschuß und was tut man, um seine Kooperationsbereitschaft zu zeigen? Man setzt einen Juristen auf den Chefsessel.

Jetzt hat er ausgedient. Wenn er seinen Hut nimmt wird die Aktie meiner Ansicht nach ad hoc um 5 % anspringen.

Wenn Sie mehr zu den Hintergründen an den Finanzmärkten lesen wollen, dann schauen Sie sich bitte das Archiv meines wöchentlich erscheinenden Börsenbriefes Heibel-Ticker unter  http://heibel-ticker.de an.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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