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Markt Analyse: Knock-Out um 2. Nachkommastelle unterschritten

Last updated on 9. Februar 2022

Hallo Stephan,

ich möchte Dir ein für mich (und sicherlich auch andere Anleger) sehr lehrreiches Beispiel über echte Abzocke von Anlegern durch die Emittenten von Hebel-Derivaten, hier ein BNP Knock-Out Long Hebelzertifikat auf den DAX, zeigen. Ein Blick auf den Intraday DAX-Chart vom 07.02.08 und die Knock-Out Schwelle des Long-Hebelzertifikates von BNP genügt (Bilder anbei). Das ist Anleger Abzocke pur. Das Zertifikat wird mit einer Sekunde, die der DAX den Bruchteil eines Punktes unter der Knock-Out-Schwelle lag, ausgeknockt. Ich hatte zwar nur eine kleine Position, um eine kurzfristige Bewegung zu nutzen, doch hier geht es ums Prinzip. Das grenzt an Kriminalität, in meinen Augen ist es längst kriminell. Ich bin maßlos enttäuscht.

Du kannst dieses Lehrbeispiel gerne veröffentlichen. Hier noch die Stammdaten meines Knock-Out Scheins:

knock-out-stammd.jpg

Hast Du eine Idee, wie und wo am besten ich meinen Unmut raus lassen kann?

Viele Grüße aus Volkach/Würzburg, Norbert

ANTWORT:

Besten Dank für dieses anschauliche Beispiel, warum man mit Knock-Out Produkten nicht handeln darf! Der Tiefstkurs hat sich gegen 14:30 Uhr ergeben, das ist kurz nach der Zeit, wenn erste verlässliche Daten von der Vorbörse aus den USA verfügbar sind. Da die US-Börsen an jenem Tag kräftig im Minus eröffneten und dann im Laufe des Tages zulegten, ist es nicht verwunderlich, dass  gerade gegen 14:30 Uhr der Tiefpunkt im DAX erreicht wurde.

Dass dieser Tiefstand jedoch in der zweiten Stelle hinterm Komme knapp unter dem Know-Out landete, das ist auch in meinen Augen ein „sogenannter“ Zufall (Anmerkung: „sogenannte“ Zufälle sind nach meiner Einschätzung herbeigeführte, also manipulierte Zufälle, also letztlich keine Zufälle).

Was kann man machen? An dem verlorenen Trade kannst Du nichts mehr ändern. Für die Zukunft: Knock-Out Produkte meiden!{weiter[40|9]}

Published inBörsenbrief - Leserfragen

4 Comments

  1. Hallo Herr Heibel,

    Ich müsste ein bisschen lachen über des Norberts Schreibens, das Sie veröffentlich haben.

    Als erstes, verlassen Sie sich niemals auf die Comdirect-Daten, wenn es um die Knockout-Produkte geht (ist nicht up-to-date). Die Emittenten heben bei solchen Produkten ständig die KnockoutSchwelle in kleinen Schritten an (taglich, wochentlich oder monatlich), die Anpassung erfolgt wegen Finanzierungskosten. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es so was nur bei produkten, die keinen stopp-loss haben (was heisst, dass der Strike nicht gleich Knockautschwelle ist). Bei solchen Produkten kriegen wir beim knockout was noch zurück (ko Schwelle – Strike * Bezugverhältnis).

    Die andere Art der KO-Produkte hat den Strike gleich als die KO Schwelle, und beim KO kriegt man nichts zurück.

    Es geht darum, dass die tatsächliche KO-Schwelle schon bei 6.658,1554 stand und nicht bei 6.655 wie das Comdirect zeigte (wenn man die KOs handelt, kann man sich nur auf die Webseite von der Börse oder den Emitent verlassen). Hier der Link:
    http://www.rt.boerse-stuttgart.de/pages/details/main.html?action=overview&NAME_PORTFOLIO=&sSymbol=DE000BN1JPA8.EWX&LANG=de

    Ich würde auch sagen, dass die DAX knockouts sich auf den DAX Future Preis beziehen (es steht so bestimmt im Prospekt), wie sonst kann man die knockouts von 8 bis 22 uhr handelen?

    Und natürlich, wenn man sein Geld verzockt (es ging um eine Spekulation mit grossen Hebel… & wenn es man so was traden möchte, dann sind CFDs schon das viel bessere Instrument für so was), dann sind schnell alle Andere schuld und es schon an Kriminalität grenzt 🙂

    Für mich sind die Knockoutprodukte 5 mal überschaubarer als die Optionsscheine. Sind auch einfacher zu verstehen, und nicht wie beim OS, die wirklich kaum jemand versteht. Bei KO produkten ist einen payoff ganz klar, beim OS nicht.

    Es stimmt, dass die KO Schwelle ein gutes Problem darstellt; aber wenn man gross spielen möchte, soll man sich aber auch an „margin-calls“ gewöhnen. Und wenn man auf dem Dach steht, er sieht genau, wie breit und lang das Dach ist, und kann nicht 10 cm weiter gehen (und wenn er dennoch geht und runterfallt noch bestimmt immer denkt, dass es alles der Architekt versäumt hat:))

    Ich wünsche Ihnen einen schönes Wochenende, Tine.

    PS: es gibt auch die „Smart“ KO Zertifikate der Commezbank und Trinkaus, beim welchen der Index DAX zwischen Xetra Handel unter KO Schwelle fallen darf (aber nicht unter Strike), und nichts passiert (das Zerti funktioniert weiter). Es hilft manchmal… um nicht so überascht wegen irgendwelchen US-Daten zu sein… (die sind aber auch nicht so geignet zum Zocken, weil der Hebel nicht so gross ist… weil auch die KO-Schwelle ziemlich weit weg von den Strike liegt… nämlich einen Zerti, der gleiche KO Schwelle hat, sein Strike ist aber näher… hat grosseres Hebel).

  2. Nein, ich fürchte, dass sich die Emittenten entsprechend abgesichert haben. Ich habe diesen Vorwurf schon sehr oft gehört, habe aber noch nicht ein einziges mal erfahren, dass jemandem Recht gegeben wurde.

  3. Danke Stephan,

    war doch echt mal wieder ein tolles Beispiel an Abzocke und Schieberei. Auch wenn sich der Emittent bestimmt soweit abgesichert hat, mich wundert, dass da niemand auf die Barrikaden geht! Hätte man in solchen Fällen evtl. sogar Erfolg mit einem Vorgehen gegen den Emittenten?

    Gruß, Norbert

  4. edgaregon edgaregon

    Das illustrierte Beispiel des Lesers ist leider kein Zufall. Aus langjähriger Erfahrung mit dem Handel von Knock-Out-Hebel- und Knock-In-Bonuszertifikaten kenne ich mehrere dieser Beispiele und ich muß annehmen, auch wenn ich es nicht zweifelsfrei beweisen kann, daß systematisches Handeln dahinter steckt. Dabei wird eine günstige Marktsituation genutzt, um mit einem „kleinen Kick“ in die richtige Richtung bedrohte Zertifikateschwellen zu verletzen. Aber es wäre völlig falsch, zu empfehlen, garnicht mit solchen Zertifikaten zu handeln. Ich nutze für so einen Fall eine Gegenstrategie. Für den Fall, daß ich die Knock-Out-Schwelle nicht als Stopploss-Marke betrachte, kaufe ich mit einem Kapitaleinsatz, der kleiner ist als der verlorene Kapitaleinsatz, ein Hebelprodukt mit einem Hebel, der höher ist als der Hebel des ausgeknockten Produkts, nach, warte die Kurserholung ab und verkaufe anschließend mit Gewinn. Auf diese Weise konnte ich die durch Knock-Out erlittenen Verluste teilweise ausgleichen.

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