Veröffentlicht von Stephan Heibel am 27.12.2008 um 07:42 Uhr

Börsenanalyse: China: Finanzkrise im Rücken, Wirtschaftskrise voraus!

Herr Heibel, nach einigen Einkäufen verhalte ich mich zur Zeit passiv, meine Strategie ist es jetzt zu warten bis sich der Markt wieder einkriegt. Jetzt hören wir ja doch schon des öfteren, dass nun endlich ein Boden gebildet ist und die ersten positiven Anzeichen sind am Aktienmarkt erkennbar.

http://elainemeinelsupkis.typepad.com/money_matters/images/2007/04/25/miz_japan_wants_cheap_chinese_labor.jpg

Aber jetzt bin ich doch ein bisschen beunruhigt über die neuerlich heftig diskutierten, noch ausstehenden Ausfälle von den amerikanischen  Option ARMs and Alt-A Ausleihen? Wie ich das verstanden habe, wurden hier Gelder zu Hauskauf für billige Anfangszinssätze ausgegeben, doch diese werden nach einer bestimmten “Schonzeit” die Zinssätze drastisch ansteigen lassen. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann steht mindestens noch eine Trillion USD an Mehr- Ausfällen aus? Sehen Sie das auch so und wird das noch Auswirkungen auf den Markt haben oder hat der Markt diese Ausfälle schon reflektiert? Alles Gute für eine stürmische Börsenzeit Thomas aus Guangzhou ANTWORT: Das von Ihnen angesprochene Thema war der Grund für die Immobilienkrise in diesem Frühjahr: Es gab Hypothekenkredite, die auf 30 Jahre ausgelegt waren, deren Tilgung jedoch erst nach 2 Jahren begann. Diese Kredite wurden 2005 und 2006 ausgegeben. Also folgten 2007 und 2008 die ersten Tilgungsraten, daher hatten wir dieses Jahr so hohe Ausfallquoten. Die US-Immobilienpreise sind inzwischen stark gefallen. Unter http://www.markt-daten.de/charts/eco/immobilien.htm können Sie sich gut ein Bild über den Stand machen. Die befürchteten stürmischen Zeiten kommen nun daher, dass die Wirtschaft bislang noch kaum etwas von der Finanzkrise gemerkt hat: Die Gewinne sind hoch, es kommen jetzt erst langsam die ersten Warnungen und Prognosesenkungen. Grund: Banken, die durch die Immobilienkrise kaum mehr Liquidität haben, verleihen kein Geld mehr, vergeben also keine Kredite. Dadurch werden nun viele Wirtschaftsbereiche illiquide und das Geschäft kommt zum Stillstand. Schauen Sie sich die Raten an, die für den Transport von Containern per Schiff zu zahlen sind: http://www.investmenttools.com/futures/bdi_baltic_dry_index.htm Der Finanzsektor ist durch weitreichende Staatsgarantien mehr oder weniger gerettet. Er funktioniert jedoch noch nicht und nun wird nach Konjunkturprogrammen gerufen, um ein Ausufern auf die Wirtschaft zu verhindern. China hat ja schon kräftige Konjunkturprogramme verkündet. Das ist für China wichtiger als für andere Staaten, da es dort noch kaum ein soziales Netz gibt und eine Krise dort meiner Ansicht nach sofort zu Massenarbeitlosigkeit und schnell zu sozialen Unruhen führen würde. Wenn China also mehr Brücken und Autobahnen baut, dann in erster Linie um Unruhen zu vermeiden. Vielleicht reicht das ja, um zumindest die Rohstoffpreise zu stabilisieren. Aber Sie haben Recht: Vor diesem Hintergrund ist ein Aufschwung im Jahr 2009 alles andere als gegeben. Es liegt in meinen Augen derzeit daran, ob und wie sinnvoll Konjunkturprogramme der einzelnen Staaten aufgelegt werden. Aus eigener Kraft schafft es die Wirtschaft derzeit mangels funktionierendem Finanzmarkt leider nicht. Freundliche Grüße nach China, ich hoffe, Sie haben dort ein paar schöne Weihnachtstage.{weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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