Veröffentlicht von Stephan Heibel am 04.05.2009 um 11:04 Uhr

Aktienanalyse: Axel Springer gesund mit schrumpfendem Geschäft

Bis eine Meldung umformuliert, gedruckt und beim Kunden ist, ist das bereits Schnee von gestern. In Zeiten des Internets ist das Flagschiff vom Springer-Verlag, die Bild-Zeitung, nicht mehr zur Verbreitung von Neuigkeiten geeignet. Gefragt sind Fachzeitschriften, Inhalte also, wo sich Experten mit aktuellen Themen im Detail beschäftigen. Das Thema kann da auch schon mal ein paar Tage alt sein. Auto-Bild ist da ein gutes Beispiel. Doch selbst für solche Themen besteht der Trend, dass immer mehr Informationen, auch fachlich fundierte, im Internet recherchiert werden. Wir Menschen wandeln uns langsam von einer Masse, die über Themen informiert wurde, zu Individuen, die sich gezielt über spezielle Themen selber Informationen zusammen suchen. Weder eine Zeitung, noch eine Zeitschrift entsprechen diesem Profil... ...und eben auch nicht das Programmfernsehen. Auch hier sind wir dank DVDs und Online-Videotheken immer mehr in der Lage, bestimmte Filme zum gewünschten Zeitpunkt zu sehen und vor allem ohne Werbung. Nun legt Axel Springer viel Wert darauf, dass kräftig in das Online-Geschäft investiert wird. Doch das alte Geschäft der Informationsaufbereitung lässt sich nicht mit ähnlich lukrativem Geschäftsmodell in die Internetwelt übertragen. Da sind es eher kleine, innovative Unternehmen, die lukrative Geschäftsmodelle entwickeln. Soweit meine Abneigung zur Verlags- und Medienbranche. Doch auch die Geschäftszahlen sind nicht viel besser. Im Gegenteil, hier ist sehr schnell sichtbar, dass Umsatz und Gewinn bei vergleichbaren Geschäften rückläufig sind. Das ausgewiesene Wachstum wird nur durch Zukäufe erzielt. Immerhin gibt es Geld für Zukäufe. Das kommt aber nicht vom Wachstum, sondern immer wieder wird das gute Kostenmanagement angeführt. Mit anderen Worten: Es wird gespart. Und das Sparen findet natürlich auch im Bereich der Qualität der Inhalte statt. Teure Experten kann sich ein Verlag schon lange nicht mehr leisten, Redakteure werden nach geschriebenen Worten oder Zeilen bezahlt. Masse also! Wenn dort durch tolles Kostenmanagement Geld verdient wird, das dann für den Zukauft weiterer sterbender Zweige verwendet wird, dann ist das kein Geschäftsmodell, das mich langfristig positiv stimmt. Das KGV steht bei nur 8, die Dividendenrendite beträgt aktuell 8%! Das sind natürlich super Bewertungsziffern, doch ich habe es nun schon oft erlebt, dass eine vermeintlich sehr hohe Dividendenrendite letztlich nicht gehalten werden konnte. Es fand eine Dividendenkürzung statt und schon sieht die Aktie wieder sehr langweilig aus. Axel Springer weist eine gesunde Bilanz aus, kaum Schulden und ein ordentliches Bewertungsniveau. Doch mittelfristig gebe ich dem Geschäftsfeld schlechte Karten und auch die Innovationsfähigkeit des Unternehmens haut mich nicht vom Hocker. Daher würde ich dieser Aktie fern bleiben. Aber entscheiden Sie selbst: Bild Dir Deine Meinung. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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