Veröffentlicht von Stephan Heibel am 19.01.2012 um 13:44 Uhr

Goldminen vs. physisches Gold

Hallo Herr Heibel,   im neuen Focus Money (Nr.2) wird verraten, was die "Börsenstars" jetzt kaufen. Auffallend ist, dass "angesichts der ungewöhnlich großen Gefahr, dass es 2012 zu einer weltweiten Rezession kommt"(Mr. Dax, Dirk Müller) bzw. dass "die Welt längerfristig auf eine Hyperinflation zu steuert - "dank " der Notenbanken, die immer ungehemmter Geld drucken" (Marc Faber), die Experten fast übereinstimmend empfehlen, 10 - 25 % des Portfolios in physischem Gold anzulegen. Für diese Anlageform habe ich derzeit noch Hemmungen. Mich sprechen da mehr Goldminen-Aktien an, die allem Anschein nach noch erheblichen Nachholbedarf haben. So tummeln sich im Carmignac Patrimoine Fond, der sich in 2011 relativ gut geschlagen hat, gleich drei Goldminenaktien unter den Top Ten dieses Fonds :   Newmont Mining  WKN 853823 Goldcorp Kinross Gold     -  und in einem weiteren Fond (Carmignac Investissement) Barrick Gold   Auf den ersten Blick würde ich als Laie davon für ein Neuinvestment unter charttechnischen Gesichtspunkten Newmont Mining favorisieren. Wie ist Ihre (unverbindliche) Meinung dazu?   Ihrer Nachricht sehe ich mit großem Interesse entgegen und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Ernst aus Heroldsberg     ANTWORT:   Besten Dank für die verständliche Darlegung Ihres Gedankengangs. Tut mir leid, wenn ich dennoch recht pauschal dagegen halte: Was glauben Sie, warum der Goldpreis schneller ansteigt als der Kurs von Goldminen? Weil das Finden und Abbauen von Gold beim aktuellen Preis nicht möglich ist. Minenbetreiber haben Probleme, die weltweite Nachfrage nach Gold zum aktuellen Kurs mit frisch gewonnenem Gold zu befriedigen. Sie müssen Tonnen von Erde umwälzen, um ein paar Gramm Gold zu gewinnen. Umweltorganisationen sind heutzutage bestens organisiert, und wenn sie ein neues Minenprojekt nicht verhindern, dann sorgen sie doch zumindest für exorbitant hohe Umweltstandards und somit Kosten.   Ich habe einen Goldfund in Alaska unter Beobachtung, es soll einmal die größte Goldmine der Welt werden. Seit mehreren Jahren erhalte ich regelmäßig Aufrufe von Organisationen, die mit immer wieder stichhaltigen Vorwürfen den Fortschritt des Projektes verhindern wollen. Mein Fazit: Es ist heute nicht möglich, Gold zu vertretbaren Kosten abzubauen. Die existierenden Goldminen können die Nachfrage nicht befriedigen.   Bei der Bewertung von Goldminen spielen noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine Rolle: die politische Situation des Landes, in dem sich die Mine befindet, die Wetterbedingungen, die Rahmenbedingungen (Stromversorgung in Südafrika), die geologischen Bedingungen, der Organisationsgrad der Arbeitnehmer (Gewerkschaften), ... viele Dinge, die mit dem Goldpreis nicht das Geringste zu tun haben.   Aktien von Goldminen gehören für mich eher zum Aktienmarkt als zum Goldpreis. Und am Aktienmarkt gibt es andere Unternehmen, deren geschäftliche Aussichten ich wesentlich besser beurteilen kann als die geologischen und politischen Rahmenbedingungen von Goldminen.   Wenn Sie also an einen weiter steigenden Goldpreis glauben, warum also nicht einfach in Gold investieren?   Also: Tut mir leid, dass ich zu den von Ihnen genannten Goldminen keine Meinung habe. Für mich gibt es Goldbarren, Goldmünzen, ggfls. ein paar Gold ETFs (Xetra Gold), und falls ich einen bevorstehenden Preissprung beim Gold erwarte, würde ich Aktien von Royal Gold kaufen, dessen Aktienkurs direkt am Goldpreis hängt und nicht am Fördererfolg der Minen. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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